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Toter Bub in Tirol: Anwalt will Enthaftung für Vater

Im Fall eines sechsjährigen Buben, der Ende August 2022 tot in der Kitzbüheler Ache in St. Johann in Tirol aufgefunden worden war, ist der Anwalt des tatverdächtigen 39-jährigen Vaters am Donnerstag in die mediale Offensive gegangen. Er wird einen Enthaftungs-Antrag stellen.

Bei einer Pressekonferenz in Innsbruck gab der Anwalt, Albert Heiss, des Vaters des Buben bekannt, einen Antrag auf Enthaftung des seit einem Jahr in Untersuchungshaft sitzenden Mannes eingebracht zu haben. Über diesen soll am Freitag entschieden werden

Zudem übte Heiss, der den Vater seit dem vergangenen Herbst vertritt, scharfe Kritik an den Ermittlungsbehörden und der Staatsanwaltschaft. Der dringende Tatverdacht gegen seinen Mandanten, dessen Sohn umgebracht zu haben, sei "nicht mehr haltbar", sagte er. 

"Pannen und Fehler"

Bei den Ermittlungen und der Tatortarbeit sei es "zu Pannen und Fehlern" gekommen. Dies würden in Auftrag gegebene Sachverständigengutachten belegen. Dabei gehe es etwa um die Auswertung des Handys sowie die Spurensicherung am Tatort.

"Es sind massive Fehler passiert. Es wurde zudem nicht ergebnisoffen ermittelt", sagte Heiss. Der Anwalt sprach auch von der Verletzung der Unschuldsvermutung, des Objektivitätsgebots durch die Staatsanwaltschaft und teils medialer Vorverurteilung.

Raub oder Vater?

Ursprünglich war man in dem Fall, der auch international Schlagzeilen machte, von einem Raubüberfall auf den Vater ausgegangen. Der Mann soll in der Nacht auf einer Promenade neben der Ache von einem Unbekannten mit einer Flasche bewusstlos geschlagen und beraubt worden sein.

Danach soll der Sechsjährige selbstständig aus dem Kinderwagen gestiegen, in die Ache gestürzt und dort ertrunken sein.

Doch nach monatelangen, intensiven Ermittlungen, bei denen sich keine heiße Spur nach dem angeblichen Räuber herauskristallisierte, geriet der 39-Jährige ins Visier und wurde schließlich am 27. Februar 2023 festgenommen. Er soll den Buben getötet und den Raubüberfall vorgetäuscht haben. Konkrete Ermittlungsergebnisse sollen ihn schwer belasten.

ribbon Zusammenfassung
  • Im Tiroler Fall des toten Sechsjährigen stellt Anwalt Albert Heiss Enthaftungsantrag für den Vater, der seit einem Jahr in U-Haft sitzt.
  • Heiss kritisiert Ermittlungsbehörden öffentlich wegen Pannen und nicht ergebnisoffener Arbeit; Entscheidung über Antrag erfolgt am Freitag.
  • Ursprüngliche Annahme eines Raubüberfalls verworfen; Vater unter Verdacht, den Buben getötet zu haben, nachdem keine Spur eines Räubers gefunden wurde.