Sylt-Video: Bekannte Influencerin kündigte Mitarbeiterin
Auf Social Media verbreitete sich am Donnerstag ein Video, das Deutsche beim Feiern auf Sylt zeigt. Auf der Party am Pfingstwochenende sangen sie rassistische Parolen wie "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen".
Zumindest ein junger Mann imitierte mit seinen Fingern unter der Nase einen Hitlerbart. Mit seiner Hand deutete er einen Hitlergruß zumindest an.
Personen gekündigt
Nach Anzeigen - auch durch die Club-Betreiber selbst, die sich öffentlich distanzierten und Hausverbote verhängten, ermittelt die Polizei wegen des Verdachts auf Volksverhetzung und des Verwendens von verfassungswidriger Kennzeichen.
https://twitter.com/Maurice_Conrad/status/1793752205419540706
Doch auch sonst dürften einige der Personen aus dem Video bereits Konsequenzen gespürt haben. Öffentlich bekannt sind bisher nur wenige der auf dem Video ersichtlichen Personen.
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Doch wie etwa die "taz" berichtete, soll sich darunter etwa eine Person befunden haben, die angeblich auf Linked-In angab, an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften studiert zu haben. Ihr Profil sei aber mittlerweile gelöscht worden, im Netz sollen auch Model-Fotos von ihr kursiert sein.
Zwei weitere Gäste will die Zeitung in München gefunden haben. Sie sollen auch auf einem Instagram-Account namens "Fashion / Lifestyle Influencer" zu sehen sein. Der Account sei nun auf "privat" gestellt worden.
Auf Instagram meldete sich unterdessen die deutsche Influencerin Milena Karl zu Wort. Sie habe eine ihrer Mitarbeiterinnen auf dem Video erkannt - und diese gefeuert. "Wie die meisten von euch habe auch ich voller Bestürzung das Video von Sylt mit den ausländerfeindlichen Parolen in den sozialen Netzwerken gesehen", schrieb Karl.
"Abgesehen von dem ohnehin abscheulichen Inhalt des Videos hat es mich schockiert, verletzt und enttäuscht zu sehen, dass eine der Personen aus dem Video mit mir in einem Anstellungsverhältnis stand", hieß es in der Stellungnahme weiter. Karl habe sich von der Mitarbeiterin getrennt.
"Ich bin selbst Migrantin, und als werdende Mutter steht alles, was in diesem Video zu sehen ist, für eine Gesellschaft, in der ich mein Kind nicht großziehen möchte", so Karl. Karl, die in Winterhude lebt, hat bei Instagram mehr als 820.000 Follower. Ihre Eltern wanderten einst aus Russland nach Dresden aus.
Nicht der erste Vorfall
Die Polizei, die von "rechtsextremen Liedtexten" und vom Verdacht auf einen Hitlergruß sprach, ermittelt gegen die Personen aus dem Video, schließt aber weitere Verdächtige nicht aus.
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Gesungen wurden die rassistischen Zeilen übrigens zum Hit "L'Amour toujours" des italienischen Star-DJs Gigi D'Agostino. Es ist nicht der erste Vorfall, bei dem zu dem Song die rassistischen Zeilen, die unter anderem schon bei den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen gerufen oder von der NPD auf Plakate gedruckt wurden, gesungen wurden.
Ermittlungen gab es wegen ähnlicher Vorfälle in Bayern, Schleswig-Holstein oder in Mecklenburg-Vorpommern. Laut "Bayrischem Rundfunk" wurden im Jänner auch Ermittlungen nach einer Feier von AfD-Funktionären gestartet.
Gigi-Hit wurde rechte Chiffre
Der eigentlich harmlose Song von Gigi D'Agostino aus dem Jahr 2001 dürfte sich mit dem neuen, rassistischen Text in den vergangenen Jahren in den sozialen Medien verbreitet haben. Vorfälle dürfte es auch schon auf Mallorca gegeben haben.
Das sei eine grundsätzliche Strategie der neuen Rechten, um "ihre antiliberalen, anti-egalitären und auch antidemokratischen Positionen zunächst einmal auf subtile, und - ich würde mal sagen - stille Art und Weise an die Gesellschaft heranzutragen", sagte Florian Volm, Pressesprecher im Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz gegenüber dem "Bayrischen Rundfunk".
"Und dabei werden eben unter anderem auch popkulturelle Referenzen verwendet, die eine Art Wiedererkennungswert mit sich bringen", so Volm.
Zusammenfassung
- Im bekannten Nobel-Club namens "Pony Kampen" auf der deutschen Insel Sylt riefen dutzende junge Menschen beim Feiern rassistische Parolen wie "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen".
- Ein von den Personen selbst gefilmtes Video ging - das hat nun erste Konsequenzen.
- Die Polizei ermittelt, der Club verhängte Hausverbote, zumindest eine Person wurde gekündigt.