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Sportwetten laut Drogenkoordination mit Suchtpotenzial

Auch Tore, Bestzeiten oder Spielresultate bergen beträchtliches Suchtpotenzial: Wie der Wiener Drogenkoordinator Ewald Lochner und Lisa Brunner, die Leiterin des Instituts für Suchtprävention, am Freitag erläuterten, sind Sportwetten diesbezüglich nicht zu unterschätzen. Vor allem Online-Portale, die gerne von jungen Menschen genutzt werden, werden als problematisch eingestuft. Kritisiert wird zudem, dass Sportwetten nicht als Glücksspiel gelten.

Im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft wurden bereits Stimmen laut, hier über Änderungen nachzudenken. Zuletzt hat sich etwa die Fachstelle für Glücksspielsucht Steiermark mit einer entsprechenden Forderung zu Wort gemeldet. Auch in Wien wird kritisiert, dass Österreich das einzige Land der EU ist, in dem Sportwetten kein Glücksspiel sind, sondern als Geschicklichkeitsspiel angesehen werden.

Hier liegt laut den Sucht- und Drogenfachleuten auch eines der Grundprobleme beim Zocken auf Sportevents. Es bestehe eine Kontrollillusion, wurde heute erläutert. Teilnehmer könnten vermeintlich mit ihrem Wissen ihre Gewinnchancen erhöhen. Bei Internetwetten werde dies noch unterstützt, indem Spielstatistiken und Hintergrundinformationen zur Verfügung gestellt würden. Doch Lochner und Brunner verweisen auf Studien, wonach dies bereits widerlegt worden sei. "Bei Sportwetten hat Wissen nur einen ganz geringen Anteil", bekräftigte Lochner. In erster Linie brauche man Glück, um zu gewinnen.

Generell, so wurde gewarnt, lasse die Online-Variante eine hohe Spielfrequenz zu - da der Weg ins Wettlokal entfalle. Suchtpotenzial besteht auch durch die Live-Komponente. Denn es gibt auch die Möglichkeit, etwa beim Fußball während des Matchs auf das nächste Tor, den nächsten Freistoß oder ähnliche Ereignisse zu setzen. Zugleich würde durch Online-Überweisungen der Überblick über den Verlust verloren gehen, warnt man. Soziale Kontrolle gebe es beim Wetten im digitalen Raum ebenfalls nicht mehr.

Die Sucht- und Drogenkoordination verwies auf auch die Praktiken der Anbieter, die mit Startboni, Gratiswetten oder mit Werbung, die auf junge Menschen abziele, hier Kundschaft anlocken würden. Dies zeitigt offenbar Erfolge. Laut Lochner hat in einer Umfrage 2022 jede zehnte Person angegeben, in den vergangenen zwei Jahren an Sportwetten teilgenommen zu haben. Bei den jungen Männern war es in der Altersgruppe von 15 bis 34 Jahren sogar jeder Fünfte. Frauen haben laut der Erhebung deutlich weniger Geld auf Sportereignisse gesetzt.

Auch beim Wiener Suchtmittelmonitoring 2023 hat sich gezeigt, dass Sportwetten bei den Jüngeren die häufigste aller Glücksspielarten sind. 71 Prozent in dieser Altersgruppe gaben online ihre Tipps ab. Bei den betagteren Menschen über 65 Jahren suchten hingegen rund 70 Prozent eine entsprechende Lokalität auf.

Rund 23 Prozent der Sportwettenden verfügen demnach über ein problematisches Spielverhalten. Bei rund acht Prozent wird sogar eine schwere Form diagnostiziert. Es wird dringend geraten, Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn das Spiel Vorrang vor anderen Lebensinteressen oder täglichen Aktivitäten erhält. Verwiesen wurde auch auf www.genuggespielt.at, ein kostenloses Online-Tool gegen Spielsucht.

In Wien plädiert man nun einmal mehr dafür, Wetten ins Glücksspielgesetz aufzunehmen. Dadurch würde der Zugang eingeschränkt werden. "Es geht nicht um Verbote", beteuerte der Wiener Drogenkoordinator. Solche seien nicht die Lösung. Es gehe vielmehr darum, den Bereich besser zu regulieren.

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  • Auch Tore, Bestzeiten oder Spielresultate bergen beträchtliches Suchtpotenzial: Wie der Wiener Drogenkoordinator Ewald Lochner und Lisa Brunner, die Leiterin des Instituts für Suchtprävention, am Freitag erläuterten, sind Sportwetten diesbezüglich nicht zu unterschätzen. Vor allem Online-Portale, die gerne von jungen Menschen genutzt werden, werden als problematisch eingestuft. Kritisiert wird zudem, dass Sportwetten nicht als Glücksspiel gelten.