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Schutzstatus-Herabstufung "irrelevant" für Österreichs Wölfe

27. Feb. 2025 · Lesedauer 3 min

Wölfe sind in Österreich weiterhin durch die Fauna-Flora-Habitat (FFH) Richtlinie der EU "streng geschützt", auch wenn ihr Schutzstatus laut Berner Konvention ab Donnerstag (6. März) verringert wird, erklärten Experten gegenüber Journalisten. Sogar eine mögliche Herabstufung in der FFH-Richtlinie würde Abschüsse nicht legitimieren. Dafür müsste sich die hiesige Wolfspopulation in "günstigem Erhaltungszustand" befinden, was laut Europäischem Gerichtshof nicht der Fall ist.

"Im Jahr 2024 konnten nur fünf dauerhaft hierzulande lebende Wolfsrudel nachgewiesen werden", sagte Lucas Ende vom Naturschutzbund Österreich. "In den Nachbarländern sind es viel mehr, zum Beispiel in Deutschland 209 Rudel, in Italien mehr als 400, und in Slowenien, das etwa so groß ist wie Niederösterreich, residieren 14 Rudel", so Christian Pichler vom WWF Österreich. Noch dazu wären die Zahlen in Österreich rückläufig, in den beiden Jahren davor (2022 und 2023) gab es hier noch sechs Wolfsfamilien.

Auch die Haupttodesursachen für die Isegrims unterscheiden sich in Österreich und den anderen Ländern: Hierzulande sterben zwei Drittel durch offizielle Abschüsse und zusätzlich sieben Prozent durch illegale Tötung, berichtete Ende. In Deutschland fallen Wölfe hingegen am öftesten Verkehrsunfällen zum Opfer (75 Prozent der Todesfälle), und äußerst selten offiziellen Abschüssen (zwei Prozent).

"In Italien wurde kein einziger Wolf aus Management-Gründen geschossen", sagte er. Dort würde man die EU-Vorgaben ernst nehmen und Abschüsse tatsächlich nur als letzten Ausweg sehen, während in Österreich offizielle Tötungen "recht leicht erfolgen", meint er. In Deutschland dürfe ein Wolf beispielsweise nur dann liquidiert werden, wenn er trotz Herdenschutzmaßnahmen ein Nutztier reißt. In Österreich würde er schon als "Risikowolf" eingestuft, wenn er sich einer Wildtierfütterung auf 200 Meter nähert, kritisierte der Experte.

Ende forderte, dass sich die österreichischen Bundesländer an geltendes EU-Recht halten und "wegkommen von den vielen Abschüssen, um einen günstigen Erhaltungszustand (der Wolfspopulation, Anm.) zu erreichen". "Wir sind überzeugt, dass Österreich seine Praxis so nicht dauerhaft erhalten kann, weil dies nicht dem EU-Recht entspricht", sagte Pichler.

Umweltschützer: Herdenschutz kann funktionieren

Gleichzeitig bräuchte es eine "Herdenschutzoffensive", um Konflikte zwischen der Landwirtschaft und den Wildtieren zu vermeiden, so die Umweltschützer. Bund und Länder sollten hierfür die nötigen Mittel bereitstellen. Bei Pilotprojekten auf Tiroler Almen habe man mittlerweile nachgewiesen, dass Herdenschutz hierzulande umsetzbar ist und gut funktioniert. Dort sorgten etwa Hirten, Herdenschutzhunde und Zäune für die Sicherheit von Schafherden.

Zusammenfassung
  • Der Schutzstatus der Wölfe in Österreich bleibt trotz der Herabstufung durch die Berner Konvention bestehen, da die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU weiterhin strengen Schutz bietet.
  • In Österreich gibt es nur fünf dauerhaft lebende Wolfsrudel, während in Deutschland 209, in Italien mehr als 400 und in Slowenien 14 Rudel nachgewiesen wurden.
  • Zwei Drittel der Wölfe in Österreich sterben durch offizielle Abschüsse, während in Deutschland 75 Prozent der Todesfälle durch Verkehrsunfälle verursacht werden.