Schule ohne Matura: Wie es in anderen Ländern funktioniert

Österreichische Schüler:innen zittern ihr meist entgegen: der Matura. Immer wieder wird sie kritisiert. Jüngst auch von der Wiener SPÖ, die sich im gleichen Atemzug für Projektarbeiten statt der Reifeprüfung aussprach. Dass die Matura aber bald der Vergangenheit angehört, scheint unwahrscheinlich. Obwohl manche Länder zeigen, wie es gehen könnte. 

Schweden, Spanien und die Türkei verzichten auf Abschlussprüfungen. Dass es in den drei Ländern keine Matura gibt, hängt mit dem Bildungssystem zusammen.

Mehr Ressourcen für Bildung

Jeanette Bergström ist Schwedin, Professorin für Skandinavistik an der Uni Wien und weiß um die Stellschrauben, an denen in Österreich gedreht werden müsste, damit man mit dem schwedischen System gleichziehen könnte. Das beginnt etwa bei den Ressourcen: "In Schweden werden 7,1 Prozent des BIP für Bildung ausgegeben, in Österreich nur 5,7", sagt sie. 

Es schwingt jedoch auch die Kultur der Nation mit. In Schweden sei etwa die "Wettkampfkultur" weniger stark ausgeprägt. Dass "schlimme Schüler" einen Klassenbucheintrag bekommen, ist ihr ebenso "völlig fremd". Die Bildungsverantwortung würde in Schweden mehr bei den Schulen als bei den Eltern liegen, so Bergström.

Punktesystem statt Abschlussprüfung

Das Pendant zur österreichischen Matura gibt es per se nicht. Nach der Grundschule, die neun Jahre dauert, können die Schüler freiwillig ein Gymnasium besuchen. Im Gymnasium bekommen die Schüler:innen für jeden Kurs eine gewisse Anzahl an Punkten, so Bergström.

Um das Gymnasium abschließen zu können, muss man mindestens 2.250 Punkte erreichen, danach hat man das Recht zu studieren. 

"Ein System ohne Matura würde theoretisch funktionieren"

Das schwedische Schulsystem auf Österreich umzulegen, ist für Bergström nicht lückenlos machbar. Jedoch: "Ein System ohne Matura würde theoretisch funktionieren", sagt sie.

"Die Lehrer wissen ohnehin durch die laufende Beurteilung, auf welchem Niveau ein Schüler liegt. Da ist eine punktuelle Abfrage an einem Tag nicht wirklich aussagekräftig", führt sie weiter aus. 

Ob es in Österreich je ein Schulsystem ohne Reifeprüfung geben wird, ist zweifelhaft. Der Vorstoß der Wiener SPÖ traf immerhin auch bei der Bundes-SPÖ auf Ablehnung. Auch der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) sprach sich für den Leistungsnachweis aus.