"Schreckliche Last": Tochter von Pelicot schreibt über Trauma
"Und ich werde ihn nie wieder 'Vater' nennen" lautet der Titel des Buches von Caroline Darian. Sie ist die Tochter von Gisèle Pelicot, die Opfer von hunderten Vergewaltigungen durch ihren Mann und fremde Männer wurde. Der Prozess rund um Pelicot und ihren Mann Dominique Pelicot in Avignon ist um die Welt gegangen.
Dominique Pelicot hatte seine Frau über ein Jahrzehnt lang immer wieder betäubt, sie dann selbst vergewaltigt und von Fremden vergewaltigen lassen. Er hatte die Vergewaltigungen auf Video- und Bilddateien dokumentiert. 50 Männer waren im Fall angeklagt. Dominique Pelicot bekam die Höchststrafe (20 Jahre).
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Nicht sicher ist, ob er auch seine Tochter, Caroline Darian, vergewaltigt hatte. Auch von ihr fanden die Behörden Bilder in Unterwäsche. Über jenes Unwissen und das Trauma, das sie und ihre Familie durch die Taten erhalten hatte, schreibt sie in ihrem Buch, das im deutschsprachigen Raum ab Donnerstag erhältlich ist.
"Wie ein Tsunami"
Im umfassenden Interview mit der britischen BBC erklärte Darian, dass sie im Moment, als ihre Mutter ihr von den Taten ihres Vaters erzählte, "ihr normales Leben verlor". Es sei wie ein Tsunami gewesen, so Darian. Ihr Vater solle "im Gefängnis sterben".
Doch Darian schöpft aus dem Horror, den sie erlebte, auch Kraft und verarbeitete das Erlebte nicht nur im Buch, sondern auch in einem Verein. Dieser hatte sich dem Kampf gegen die sogenannte "chemische Unterwerfung", also drogengestützte Vergewaltigungen, die in Österreich eher durch K.O.-Tropfen passieren, verschrieben.
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Ihr Vater sei "einer der schlimmsten Sexualstraftäter der letzten 20 oder 30 Jahre", so Darian.
"Hat mich wahrscheinlich auch unter Drogen gesetzt"
Als die Polizei ihr auch Fotos von ihr in Unterwäsche zeigte, erkannte sie sich selbst nicht wieder. Sie sei überzeugt, dass ihr Vater sie ebenfalls vergewaltigt habe. Er hatte das immer bestritten. "Ich weiß, dass er mich unter Drogen gesetzt hat, wahrscheinlich wegen sexuellen Missbrauchs", sagt sie. Doch sie habe keinen Beweis.
Nachdem der Prozess im Dezember sein Ende fand, müsse Darian erst einmal verstehen, wie sie nun weiterleben soll. Dass sie Tochter sowohl von Täter und Opfer ist, sei "eine schreckliche Last".
Sie sehe Dominique Pelicot nicht mehr als Vater, sondern als Kriminellen.
Ihrer Mutter gehe es nach dem Prozess "gut", obwohl sie erschöpft sei. Auch sie versucht nach vorne zu schauen, so Darian. Denn die Ereignisse hätten sie zu dem gemacht, was sie heute ist.
Video: Statement von Gisèle Pelicot nach Urteilsverkündung
Zusammenfassung
- Der Missbrauchsprozess rund um Gisèle Pelicot hat die Welt erschüttert.
- Sie wurde von ihrem Mann erst betäubt und dann von ihm oder Fremden, die ihr Mann ins gemeinsame Zuhause einlud, vergewaltigt.
- Ihre Tochter, Caroline Darian, ist nicht sicher, ob sie nicht auch vergewaltigt wurde.
- Ihr Trauma beschreibt sie in einem neuen Buch, das am Donnerstag erscheint.
- Sie habe ihr "normales Leben" verloren, schreibt sie darin.