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Politikexperten sehen Gewessler als logische Wahl

09. Apr. 2025 · Lesedauer 2 min

Für den Politikberater Thomas Hofer ist die voraussichtliche Kür von Leonore Gewessler zur neuen Grünen-Chefin eine "logische Entscheidung". "Das hat sich de facto ja abgezeichnet", meinte Hofer zur APA. Die ehemalige Umweltministerin decke das Kernthema der Grünen ab, müsse aber thematisch an Breite gewinnen. Auch Meinungsforscher Peter Hajek sieht in Gewessler "auf den ersten Blick eine durchwegs gute Wahl, sofern ihr die Parteibasis das Pouvoir gibt".

Laut Hofer hätte zwar auch Ex-Justizministerin Alma Zadić gute Sympathiewerte gehabt und wäre sicher auch in einigen Landesorganisationen als Grünen-Chefin gerne gesehen gewesen. "Aber mit Gewessler bildet man sicherlich das Kernthema ab." Das habe sie zwar wie etwa beim Lobautunnel durchaus kontroversiell und polarisierend vertreten - für die grünen Zielgruppen sei das aber nach wie vor präsent.

"Baustellen" sieht Hofer dagegen in der thematischen Breite Gewesslers. "Natürlich ist es richtig, Umwelt und Klima ins Zentrum zu stellen - das ist ja eine Art Lebensversicherung für die Partei, auch wenn es derzeit nicht ganz oben auf der Agenda steht." Aber sie müsse an Breite zulegen, das habe sie in ihrer Zeit als Ministerin nicht getan. Vorerst gehe es bei den Grünen allerdings ohnehin nicht um ein Wachsen in Richtung 20 Prozent, sondern um das Sichern des eigenen Einzugsbereichs und etwa das Wiedererreichen der 14 Prozent im Jahr 2019. "Und da hat Gewessler einen hohen Bekanntheitsgrad."

"Gewessler hat als Ministerin bewiesen, dass sie sehr klar ihre Ziele verfolgt und auch imstande ist, diese umzusetzen", meinte Hajek zur APA. "Sie hat wirklich Macherqualitäten gezeigt." Zwar habe Gewessler immer polarisiert: "Aber das ist nie ein Nachteil, weil Polarisierung bringt Profil und Klarheit." Und die Polarisierung habe vor allem die politischen Gegner betroffen.

Vorleben vor Politik als Vorteil

"Die einzige Frage ist: Kann sie auch eine Partei führen - nicht nur inhaltlich und politisch, sondern kann sie auch den Parteiapparat menschlich auf eine Reise mitnehmen", so Hajek. Dabei habe sie aber einen Vorteil, nämlich ein Vorleben vor der Politik. Als Geschäftsführerin von Global 2000 habe sie schon einmal eine Organisation geleitet, also könne sie wohl Menschenführung. Nach ihrem Ausscheiden dort habe es auch keine negative Nachberichterstattung gegeben.

Zusammenfassung
  • Thomas Hofer sieht in Leonore Gewessler die logische Wahl als neue Grünen-Chefin, da sie das Kernthema der Umwelt abdeckt, aber an thematischer Breite gewinnen muss.
  • Meinungsforscher Peter Hajek hält sie für eine gute Wahl, sofern die Parteibasis ihr Vertrauen schenkt, und lobt ihre Macherqualitäten trotz polarisierender Ansichten.
  • Ein hoher Bekanntheitsgrad und ihre Erfahrung bei Global 2000 werden als Vorteile gesehen, um die 14 Prozent der Grünen von 2019 wieder zu erreichen.