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"Schlechtes Jahr" für Gänse im Seewinkel wegen Trockenheit

Die Trockenheit des Vorjahres und im Winter hat rund um den Neusiedler See nicht nur zur vorübergehenden Austrocknung von schützenswerten Salzlacken geführt. Es ist ein "schlechtes Jahr, was die Graugänse betrifft", sagte Harald Grabenhofer vom Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel bei einer Presseführung. Geschätzt nur bis zu 100 Familien sind aktuell unterwegs. In früheren Jahren waren es inklusive ungarischer Seite des Nationalparks mehr als 1.500 Brutpaare.

Die Gänse hätten zu Beginn der Brutsaison festgestellt, dass es im Schilf trocken ist, wo ihre üblichen Brutplätze sind. Viele sind dann "als Nichtbrüter da in der Region geblieben", erläuterte Grabenhofer, Leiter der Abteilung für Forschung, Monitoring und Citizen Science des Nationalparks. Das sei ein Aspekt der Trockenheit. "Der Regen im April kam zu spät", betonte er beim Besuch einer derzeit wasserführenden Lacke in Illmitz.

Hauptproblem im Seewinkel sind aber nicht fehlende Niederschläge, sondern das Absinken des Grundwasserspiegels, berichtete Nationalparkdirektor Johannes Ehrenfeldner. Es brauche "Rückstaumaßnahmen, dass kein Tropfen Wasser mehr aus dem Gebiet abfließt", sagte er. Zum Hochwasserschutz gebaute Entwässerungskanäle wie jener durch die Lange Lacke sollten rückgestaut werden, damit das Grundwasser steigt. Das Thema Wasserzuleitung zum Neusiedler See "ist für uns als Nationalpark ganz weit weg", hielt Ehrenfeldner fest. Hier solle die Politik zunächst sagen, was sie sich vorstelle.

Ein hoher Grundwasserspiegel ist dafür verantwortlich, dass der kapillare Salztransport in den Lacken funktioniert, erklärte Grabenhofer. Dabei wird durch das Grundwasser Salz durch Kapillaren im Boden an die Erdoberfläche transportiert. Dieses verhindert dann, dass Wasser aus den Lacken absinkt. In der Landwirtschaft sei auf bewässerungsintensive Kulturen wie Feldgemüse, Kukuruz, Erdäpfel und Soja umgestellt worden. Hier brauche es wegen des Grundwasserspiegels ein Umdenken, sagte Grabenhofer. Die Landwirte müssten aber auch von etwas leben und es müssten ihnen Alternativen geboten werden, das passiere bereits.

Wenn man nichts tut, würde das bedeuten, dass die Lacken verschwinden, betonte Grabenhofer. "Aber es wird schon etwas getan", versicherte er. Die Salzlacken im Seewinkel finden sich in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und müssten daher auch EU-rechtlich erhalten werden. Schwankungen, dass es einmal trockener und einmal weniger trocken ist, seien normal. Aber auch der Klimawandel spiele überall eine Rolle.

In der Regel finden Graugänse im Seewinkel ideale Bedingungen vor. Sie sind Wasser- und Weidetiere, erklärte Grabenhofer. Rund um die Lacken gibt es großflächige Wiesen, die seit Jahrhunderten auch gezielt für die Viehwirtschaft genutzt werden. Seine rund 100 Mutterkühe mit Kälbern seien "quasi die biologischen Rasenmäher des Nationalparks", berichtete der Illmitzer Bio-Rinderzüchter Mario Fleischhacker.

Die Kühe halten die Vegetation kurz und trampeln den Boden nieder, das ist wichtig für die Salzlacken, ergänzte Grabenhofer. Neben privaten Rinderherden, die in dem Naturschutzgebiet weiden, gehören dem Nationalpark selbst insgesamt rund 200 Graurinder und Wasserbüffel.

Im Seewinkel gibt es rund 2.000 Hektar Weideland. Teils ist es zu wenig Vieh für die Fläche, auf bestimmten Wiesen wird überhaupt nur maschinell gemäht, berichtete Grabenhofer. Es gehe um die Erhaltung der Landschaft und der Artenvielfalt für kommende Generationen. Außerdem: "Intakte und gemanagte Grasland-Systeme können mehr CO2 speichern als Wälder", spannte der Experte des Nationalparks einen Bogen zum Kampf gegen die Erderwärmung.

( S E R V I C E - Infos und Touren: www.nationalparkneusiedlersee.at - Dachverband Nationalparks Austria: www.nationalparksaustria.at )

ribbon Zusammenfassung
  • Die Trockenheit des Vorjahres und im Winter hat rund um den Neusiedler See nicht nur zur vorübergehenden Austrocknung von schützenswerten Salzlacken geführt.
  • Es ist ein "schlechtes Jahr, was die Graugänse betrifft", sagte Harald Grabenhofer vom Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel bei einer Presseführung.
  • Das Thema Wasserzuleitung zum Neusiedler See "ist für uns als Nationalpark ganz weit weg", hielt Ehrenfeldner fest.