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Salz und Tourismus haben lange Tradition in Altaussee

Das Altaussee im steirischen Salzkammergut hat eine lange Tradition im Salzbergbau. Sein Bergwerk ist die größte Salzabbaustätte Österreichs. Die Besiedlungsgeschichte geht auf das 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. zurück. Archäologische Funde lassen einen spätrömerzeitlichen Salzbergbau vermuten. Intensiv wird er seit dem 14. Jahrhundert betrieben. Heute ist die idyllische, knapp 1.900 Einwohner zählende Gemeinde vor allem ein Tourismusziel.

Die Voraussetzungen entstanden vor rund 250 Millionen Jahren. Damals erstreckte sich über weite Teile von Süd- und Osteuropa ein Ozean. Es bildete sich ein stark salzhaltiges Becken, das später von Staub und Sedimenten zugedeckt wurde. Beim Zusammenprall der Kontinente begann vor 100 Millionen Jahren die Auffaltung der Alpen. So wurde das mit Ton, Gips und Polyhalit vermengte Salz gehoben. Noch heute sind die alpinen Salzlagerstätten in Bewegung. Wenn das in den Berg eingedrungene Regen- und Schmelzwasser auf ein Salzlager trifft, löst es Natriumchlorid und tritt als leicht salzhaltige Quelle an die Oberfläche. Wildtiere nutzten das saure Wasser. Auf der Jagd nach ihnen entdeckten die Menschen die Quellen und verwendeten sie zur Zubereitung ihrer Speisen und zur Tränkung des Viehs. Gaben sie heiße Steine in die natürliche Sole, bildeten sich rasch Kristalle, die sie trockneten und für den Winter aufbewahrten. Später erfolgte die Salzgewinnung schon in mit Holz befeuerten Metallpfannen. Eine Methode, die industrialisiert noch heute bei der Salzproduktion angewendet wird.

1319 wurde in Altaussee mit dem heute noch bestehenden Steinberghorizont am Ort einer sauren Quelle der erste Stollen angeschlagen. Nur zehn Zentimeter Kalkgestein konnten damals die Bergmänner pro Tag abbauen. So dauerte es neun Jahre bis sie auf das Salzvorkommen stießen, das bis heute abgebaut wird - jetzt allerdings nutzen die rund 60 Bergmänner modernste Maschinen. Süßwasser wird in den Berg geleitet. Es löst das Salz aus dem Gestein, "taubes Gestein" sinkt zu Boden. Die so entstandene Sole wird zur Saline geleitet und so lange gekocht, bis das Wasser verdampft ist und das Salz übrig bleibt. Früher waren die Salinen in Altaussee. Jetzt transportieren Rohrleitungen die Sole der Bergwerke in Altaussee, Hallstatt und Bad Ischl zur Verarbeitung in die Saline in Ebensee. Jene aus Hallstatt wurde ab 1595 aus Holzstämmen errichtet und gilt als älteste Pipeline der Welt. Aus Altaussee kommen pro Jahr rund 1,5 Millionen Kubikmeter Sole, in Ebensee werden daraus etwa 500.000 Tonnen Salz produziert. Weil in Altaussee der Salzgehalt stellenweise höher als anderswo ist, wird auch wertvolles Steinsalz in Handarbeit gewonnen.

Das Salzbergwerk ist schon lange eine touristische Attraktion. 1797 ließ sich Alexander von Humboldt durch die Stollen führen. 1810 vermerkt das Gästebuch einen Besuch von Erzherzog Johann. Für die einfache Bevölkerung waren organisierte Besuche ab etwa 1900 möglich. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Tourismus zum zweiten wirtschaftlichen Standbein der Region. Die ersten betuchten und berühmten Leute reisten zur "Sommerfrische" an und ließen sich im Umkreis der Seen noble Villen bauen. Um 1900 verbrachten viele berühmte Autoren wie Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler und Hermann Baar den Sommer in Altaussee. Dieses Idyll wurde 1938 mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland jäh unterbrochen. Insgesamt 29 Villen von jüdischen Besitzern wurden diesen weggenommen und "arisiert". Nazi-Größen wie August Eigruber, Adolf Eichmann und Ernst Kaltenbrunner zogen ein. Das Salzbergwerk wurde als Bunker für Raubkunst aus ganz Europa genutzt, das für das geplante Führermuseum in Linz angesammelt wurde. Die Nazis hätten den Schatz beim Zusammenbruch des Hitlerreiches beinahe vernichtet, wenn nicht mutige Bergleute dies verhindert hätten. Am 8. Mai 1945 kamen die Amerikaner und beendeten dieses dunkelste Kapitel von Altaussee.

Heute ist das Bergwerk unter dem Titel "Salzwelten" der Salinen Austria neben jenen in Hallstatt in Oberösterreich und in Bad Dürrnberg südlich von Salzburg wieder eine beliebte touristische Attraktion. 30.000 Besucher kommen pro Jahr nach Altaussee. Die Führung spannt den Bogen vom heutigen Salzbergabbau im größten aktiven Salzbergwerk Österreichs bis zur Kunstgüterrettung im Zweiten Weltkrieg. Zu erleben sind unter anderem die der Hl. Barbara - die Schutzheilige der Bergleute - gewidmete Kapelle mit Ziegeln aus orange-rot schimmerndem Natursalz, sagenhafte Laugkammern, über eine Bergmannrutsche sausen und ein spiegelglatter Salzsee, auf dessen Bühne schon Klaus Maria Brandauer und Philipp Hochmair auftraten, sowie eine preisgekrönte Schau zum Thema Nazi-Raubkunst. Dieses Thema soll auch eine Rolle bei der Europäischen Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 spielen, bei der Altaussee als eine von 23 Gemeinden, mit an Bord ist. Im Schaubergwerk von Bad Dürrnberg reist man durch mehrere Epochen der Salzgewinnung. Hier wird auch eine besondere Spezialität produziert: Das Pyramidensalz, das feine Salzblättchen liefert - eine mit viel Zeitaufwand produzierte Delikatesse.

(S E R V I C E - https://www.salzwelten.at/de#altaussee; www.salzkammergut-2024.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Besiedlungsgeschichte geht auf das 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. zurück.
  • Die so entstandene Sole wird zur Saline geleitet und so lange gekocht, bis das Wasser verdampft ist und das Salz übrig bleibt.
  • Aus Altaussee kommen pro Jahr rund 1,5 Millionen Kubikmeter Sole, in Ebensee werden daraus etwa 500.000 Tonnen Salz produziert.
  • Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Tourismus zum zweiten wirtschaftlichen Standbein der Region.