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RSV-Impfungen unter Highlights neuer Medikamente im Vorjahr

36 Medikamente sind in Österreich im Vorjahr zugelassen worden. Die meisten davon, nämlich zwölf, waren Krebsmittel, berichtete Günter Waxenecker von der Medizinmarktaufsicht der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Für viele Risikopersonen beworben wurden vor allem die zwei ersten RSV-Impfstoffe. Eine Wirkung in der Bevölkerung sei im Winter noch nicht abzulesen gewesen, sagte der Mediziner Arschang Valipour.

"Erstmals wurden zwei Impfstoffe zur Vorbeugung von RSV bei Erwachsenen ab 60 Jahren zugelassen", sagte Waxenecker bei dem gemeinsamen Medientermin mit dem Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI). Eines der Vakzine gegen das Respiratorische Synzytial-Virus darf auch Schwangeren verabreicht werden, um einen "Nestschutz" für den Säugling nach der Geburt zu erzielen. Kleine Kinder gehören wie Ältere zur Hauptrisikogruppe.

RSV kann nur ein Schnupfen sein, zehn Prozent der infizierten Kinder bekommen jedoch eine Infektion der unteren Atemwege, erläuterte Angela Zacharasiewicz, Vorständin der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde der Wiener Klinik Ottakring. RSV sei "eine der Erkrankungen, die auch seh viel Leid verursacht", in den Wintermonaten die Krankenhäuser überflutet und Kinderarztpraxen belastet. Es gibt auch Kinder, die nach einer RSV-Infektion immer wieder wegen anderer Viruseffekte schwer erkranken und erneut hospitalisiert werden müssen, berichtete Zacharasiewicz. Neben der Impfung der werdenden Mutter wurde auch ein neues Medikament zur Vorbeugung von RSV zugelassen. Dieser sogenannte Monoklonale Antikörper mache für alle Neugeborenen Sinn, hoffte die Kinderärztin auf die Verfügbarkeit im kommenden Winter.

"Die neuen RSV-Impfungen bieten 90 bis 95 Prozent Schutz gegen schwere Atemwegsinfektionen bei älteren Personen mit Begleiterkrankungen", betonte Valipour. Diese Personen müssten dann nicht ins Spital. Im vergangenen Winter habe es relativ viele RSV-Infektionen gegeben. Das könne jedoch damit zu tun haben, dass öfter getestet wurde, sagte der Direktor des Karl-Landsteiner-Instituts für Lungenforschung. Ein Effekt der Impfung war demnach nicht zu erkennen. Die RSV-Vakzine müssen jedoch bisher selbst bezahlt werden. Er sei "vorsichtig zuversichtlich", dass Risikogruppen in Zukunft zumindest eine Rückerstattung des Kaufpreises bekommen, erläuterte Valipour.

Erfreulich sei unter anderem die Zulassung von fünf neuen Medikamenten gegen seltene Erkrankungen bei Kindern, hielt Waxenecker fest. Darunter sind Mittel gegen seltene Stoffwechselerkrankungen. Bei den Onkologika gab es beispielsweise neue Zulassungen gegen Knochenmark- und Lymphdrüsenkrebs. Ein weiterer neuer Wirkstoff ermöglicht die Behandlung einer verbreiteten Form der schweren Herzschwäche, der hypertrophen Kardiomyopathie. Nach der ersten Gentherapie zur Behandlung schwerer Hämophilie A im Jahr 2022 folgte im Vorjahr eine Gentherapie für die zweithäufigste Form der Bluterkrankheit, der Hämophilie B.

Die Zahl von 36 Arzneimittelinnovationen 2023 lag etwa im Schnitt der vergangenen zehn Jahre, wo insgesamt 402 Medikamente mit einem neuen Wirkstoff zugelassen wurden. Mehr als 42 Milliarden Euro investiert die europäische Pharmaindustrie pro Jahr in diese Forschung, erklärte FOPI-Präsidentin Julia Guizani. Mit einer Forschungs- und Entwicklungsquote von 12,4 Prozent vom Umsatz sei die europäische Pharmaindustrie die mit Abstand forschungsintensivste Branche aller Technologiesektoren - deutlich vor der IT- und der Autoindustrie. Im Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie sind 25 Pharmaunternehmen in Österreich vertreten.

ribbon Zusammenfassung
  • Im letzten Jahr wurden in Österreich 36 neue Medikamente zugelassen, darunter zwölf Krebsmittel und zwei RSV-Impfstoffe für Erwachsene über 60 Jahre und Schwangere.
  • Die neuen RSV-Impfungen bieten einen Schutz von 90 bis 95 Prozent gegen schwere Atemwegsinfektionen bei älteren Risikopersonen, was Krankenhausaufenthalte reduzieren könnte.
  • Die europäische Pharmaindustrie investiert jährlich über 42 Milliarden Euro in die Forschung, was sie zur forschungsintensivsten Branche in Europa macht.