Grindr während OlympiaAFP/Adobe/Montage

Queere Dating-App "Grindr" bei Olympia blockiert

Nutzer:innen, die ihren Standort in der Dating-App Grindr auf "Olympisches Dorf" setzen, werden keine Profile mehr angezeigt. Das hat gute Gründe.

Athlet:innen, die während der Olympischen Sommerspiele auf der Suche nach einem schnellen Flirt sind, werden zumindest auf der Dating-Plattform Grindr nicht fündig. Rund um das Olympische Dorf in Paris funktioniert die App, die sich besonders an schwule oder queere Menschen richtet, seit Beginn der Spiele am 26. Juli nur eingeschränkt.

Die Explore-Seite, auf der man durch das Wischen nach rechts neue Leute kennenlernen kann, zeigt keine Nutzer:innen mehr an. Statt potenzieller Dates sehen User:innen nurmehr die Meldung: "Keine Profile verfügbar".

"Hotte Olympioniken" sollen sich auf Tinder verlieben

Die Dating-Plattformen Tinder, Bumble und Hinge hingegen melden keine Einschränkungen. Ganz im Gegenteil: Weltweit berichten Nutzer:innen davon, ihren Standort bewusst auf das Olympische Dorf zu ändern, um mit Athlet:innen in Kontakt zu treten.

Eine TikTok-Userin erklärt in einem Video: "Gestern Abend habe ich meinen Tinder-Standort (auf das Olympische Dorf) geändert, damit sich endlich ein hotter Olympionik in mich verliebt."

View post on TikTok

LGBTIQ+ Diskriminierung?

Sollen queere Athlet:innen damit diskriminiert werden? Nein, meldet Grindr selbst. Die Maßnahme dient zum Schutz. Das Unternehmen bestätigte am 24. Juli in einem Blogpost, das sogenannte "Geoblocking" beabsichtigt abgeschaltet zu haben, um queere Olympionik:innen zu schützen. 

"Wenn ein Athlet nicht geoutet ist oder aus einem Land kommt, in dem es gefährlich oder illegal ist, LGBTIQ+ zu sein, ist er durch die Nutzung von Grindr einem Risiko ausgesetzt", schreibt die Datingplattform. Die sexuelle Orientierung oder etwa die Geschlechtsidentität könnte unfreiwillig in die falschen Hände geraten und die Sportler:innen somit öffentlich bloßstellen, so Grindr.

 

Tom DaleyAFP

Turm-Sprunglege Tom Daley (links) ist schwul, aber verheiratet. Auf Grindr wird man ihn demnach vermutlich also nicht finden.

Outing nicht nur unethisch, sondern auch gefährlich

Die Sorge um queere Olympionik:innen ist nicht nur seitens der Plattform berechtigt. Nachdem der Journalist Nico Hines im Jahr 2016 einen Artikel über die "Hookup-Kultur" im Olympischen Dorf in Rio de Janeiro veröffentlicht hatte, schränkte Grindr daraufhin erstmals seine Funktionen ein.

Hines outete mit seinem Artikel Athlet:innen, mit denen er sich getroffen hatte. Zwar führte er keine Namen an, jedoch aber Größe, Herkunft, Gewicht und schließlich die Sportart der jeweiligen Person. Dies führte zu einem großen öffentlichen Aufschrei, da somit insbesondere Sportler:innen aus Ländern mit Gesetzen gegen LGBTIQ+ in eine gefährliche Lage gebracht wurden.

"An den Olympischen Spielen nehmen über 200 Personen aus Ländern teil, in denen auf Homosexualität die Todesstrafe steht", meldete Hudson Taylor, Geschäftsführer von Athlete Ally, 2016 gegenüber NBC News.

Der Artikel wurde inzwischen entfernt. Die Website, die den ursprünglichen Beitrag veröffentlicht hatte, entschuldigte sich mit den Worten: "Wir haben einen Fehler gemacht. Wir werden uns verbessern."

Location geht, Swiping bleibt

Trotz Geoblocking bleibt die beliebte Dating-App Grindr für die Athlet:innen im Olympischen Dorf weiterhin nutzbar. Während die Standortsuche aufgrund der Einschränkungen zwar nicht verfügbar ist, können Personen trotzdem weiterhin durch Profile swipen. Zusätzlich wurden Funktionen wie das Erstellen von Screenshots und Screen-Recordings deaktiviert.

Für die Dauer der Olympischen Spiele bietet Grindr zudem die Möglichkeit, unbegrenzt selbstlöschende Nachrichten zu verschicken und bereits gesendete Nachrichten kostenlos zurückzurufen.

Video: Österreich wartet auf erste Olympia-Medaille

So viele Athlet:innen sind queer

Nach Angaben des US-Amerikanischen LGBTIQ+ Sportnachrichtendienstes OutSports nehmen von den rund 10.500 Athlet:innen 175 geoutete LGBTIQ+-Personen an den Olympischen Spielen in Paris teil. Über eine geschätzte Dunkelziffer wird nicht berichtet.

Olympia 2024 live und kostenlos bei ORF 1 und ORF Sport + sowie auch in den ORF-Livestreams auf JOYN.

ribbon Zusammenfassung
  • Die queere Datingapp Grindr schränkt seine Nutzung im Olympischen Dorf ein.
  • Anders als gedacht, soll dies Sportler:innen nicht etwa diskriminieren.
  • LGBTIQ+ Personen sollen vor einem unfreiwilligem Outing geschützt werden.
  • Die Einschränkung betrifft hauptsächlich den Standort.
  • Geswipt kann trotzdem werden.
  • Olympia 2024 live und kostenlos bei ORF 1 und ORF Sport + sowie auch in den ORF-Livestreams auf JOYN.