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Leiche im Marchfeldkanal: Verteidigung ortet Mafia-Hintergrund

Nach und nach wurden Anfang des Jahres Leichenteile aus dem Marchfeldkanal gefischt. Ein 45-Jähriger war getötet und zerstückelt worden. Am Dienstag begann der Prozess gegen seinen 39-jährigen mutmaßlichen Mörder.

Am Landesgericht begann der Mordprozess gegen einen 39-Jährigen Iraner, der Mitte November 2023 einen 45 Jahre alten Landsmann in dessen Wohnung in Wien-Hietzing erschlagen, zerstückelt und Teile der Leiche im Marchfeldkanal versenkt haben soll.

Der Angeklagte - mit dem Opfer befreundet und geschäftlich verbunden - soll diesem einen größeren Geldbetrag geschuldet haben.

Verteidiger: "Mafiöse Hintergründe"

Laut Anklage besorgte sich der 39-Jährige darauf einen Hammer und schlug damit seinem Gläubiger bei einem Treffen in dessen Wohnung die Schädeldecke ein. "Er hat auch hingeschlagen", räumte Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger zu Beginn der Verhandlung ein. Es gebe aber "mafiöse Hintergründe".

"Die Leiche wurde dann in der Badewanne zerteilt", sagte Staatsanwalt Bernhard Löw. In weiterer Folge habe der Angeklagte mehrfach die fremde Wohnung aufgesucht und die Leichenteile "in mehreren Fahrten zum Marchfeldkanal gebracht und versenkt".

Er soll dafür einen Trolley seiner Freundin verwendet haben. Mitte Jänner fischte ein Angler dann den linken Fuß aus dem Marchfeldkanal, Taucher entdeckten in weiterer Folge auch den Kopf und den Brustkorb samt einigen Rippen zwischen der Schwarzlackenau und Strebersdorf im Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf.

Video: Leiche im Marchfeldkanal - Anwalt des Angeklagten im Interview

Zu Tat gezwungen?

Nach seiner Festnahme legte der 39-Jährige zunächst ein Geständnis ab. Davon dürfte mittlerweile keine Rede mehr sein. Zuletzt behauptete der Angeklagte, die "albanische Mafia" sei im Spiel gewesen.

Er selbst sei nur beim Verbringen der Leichenteile dabei gewesen und dazu gezwungen worden. "Ihm wurden Anweisungen gegeben", erklärte Verteidiger Arbacher-Stöger. Hätte sich der Angeklagte widersetzt, "hätte er dabei das Leben gelassen".

"Ich bin schuldig. Ich bin nicht hier, um mich zu verteidigen", stellte der Angeklagte zu Beginn seiner Einvernahme klar. Er habe "diese Causa verursacht", indem er das Opfer "in diese Geschichte involviert" habe.

Der 39-Jährige behauptete, er habe seit Juni 2023 für eine mafiöse Gruppierung gearbeitet und unter anderem Drogen- und Falschgeld-Transporte durchgeführt. Er habe sich dann mit dem späteren Opfer selbstständig machen wollen. Das sei schief gegangen. Der 45-Jährige habe nämlich "ein Problem verursacht" und offenbar Drogen und Blüten unterschlagen.

"Mike" soll Mord verübt haben

Ein Mafia-Mitglied namens "Mike" habe ihn dann aufgefordert, einen Hammer und Nägel zu besorgen, die er in einem Baumarkt gekauft habe, erzählte der 39-Jährige. Dann sei es zu einem ersten Treffen in der Wohnung des 45-Jährigen gekommen.

"Mike" habe dem 45-Jährigen die Nase gebrochen. Tags darauf sei man neuerlich in dessen Wohnung gegangen, worauf der Mafioso ihm erklärt habe, der 45-Jährige müsse sterben. "Mike" habe mit dem Hammer "den ersten Schlag verursacht", schilderte der Angeklagte: "Dann hat er mich aufgefordert, das Gleiche zu tun."

Das habe er gemacht. Er habe zwei Mal hingeschlagen: "Ich wusste, das, was ihm passiert, würde mir auch passieren." "Freunde von Mike" sollen zum Zerteilen der Leiche erschienen sein.

Staatsanwaltschaft ortet Schutzbehauptungen

Für den Staatsanwalt handelte es sich bei der Verantwortung um Schutzbehauptungen. Der Angeklagte habe seinem Landsmann die Gründung eines gemeinsamen Transportunternehmens vorgeschlagen. Der 45-Jährige habe ihm Geld überwiesen und auch Bitcoins verkauft, um in das vermeintliche Geschäft einzusteigen.

Nach einiger Zeit habe der 45-Jährige aber Betrug gewittert und erkannt, dass er ein zweifelhaftes Investment getätigt hatte, meinte Staatsanwalt Löw. Er habe sein Geld zurückverlangt - für den Ankläger das Motiv für die inkriminierte Tötung.

Die Verhandlung ist auf zwei Tage anberaumt. Der zweite Termin wird am 21. Jänner stattfinden.

Video - Marchfeldkanal-Leiche: Tatverdächtiger geständig

ribbon Zusammenfassung
  • Nach und nach wurden Anfang des Jahres Leichenteile aus dem Marchfeldkanal gefischt.
  • Ein 45-Jähriger war getötet und zerstückelt worden.
  • Am Dienstag begann der Prozess gegen seinen 39-jährigen mutmaßlichen Mörder.
  • Dieser hatte zunächst ein Geständnis abgelegt, nun sieht er die Verantwortung jedoch bei der "albanischen Mafia".