Prozess um 100 Kilogramm Heroin in Graz im Finale
Im Herbst 2020 soll der Beschuldigte - so die Anklage - sich an dem internationalen Drogennetzwerk beteiligt haben. Zusammen mit anderen wurden offenbar große Mengen Suchtgift, insbesondere Kokain und Heroin, aus Kolumbien über Europa nach Nordamerika verkauft. Der 54-Jährige soll in Österreich den Import übernommen und die Ware auch gelagert haben. Außerdem soll er Kaufinteressenten aus Übersee kontaktiert und ihnen Proben angeboten haben sowie für den Abschluss der Kaufverträge und den Weitertransport per Flugzeug nach Amerika verantwortlich gewesen sein.
Die Bande kommunizierte mit einem speziellen Ende-zu-Ende verschlüsselten Kryptomessengerdienst, doch die US-amerikanische Drogenbekämpfungsbehörde DEA war dem Drogenring auf der Spur. Verdeckte Ermittler traten mit dem in der Steiermark lebenden Montenegriner rund um den Jahreswechsel 2020 auf 2021 in Kontakt und gaben sich als Kaufinteressenten aus. Es kam offenbar zu mehreren Treffen, unter anderem in Wien und im Parkhaus des Flughafens in Graz. Dabei wurden Proben übergeben und die Kaufsumme besprochen. Zuerst bot der Angeklagte den Ermittlern 200 Kilogramm Heroin an, später einigte man sich auf einen Deal mit 117 Kilogramm, wobei ein Kaufpreis von 19.000 Euro pro Kilogramm vereinbart wurde. Somit ging es um mehr als 2,2 Millionen Euro, wobei der Straßenverkaufswert noch deutlich höher sein dürfte.
Als Übergabezeitpunkt wurde der 20. April 2021 besprochen, doch so weit kam es dann nicht: Die Dealer schöpften Verdacht und bliesen die Übergabe ab. Der 54-Jährige wurde aber noch am selben Tag verhaftet und musste in Untersuchungshaft.
Jahrelanges Hin und Her der Behörden
Es folgte ein jahrelanges Hin und Her der Behörden, denn die USA suchten um die Auslieferung des 54-Jährigen an. Die österreichische Justiz allerdings kam dem nicht nach, da der Beschuldigte einen Sohn in Österreich hat, und startete das Ermittlungsverfahren in Graz.
Seit Dezember 2023 wurde nun mehrfach verhandelt, wobei der Beschuldigte bisher alles abstritt, obwohl ausgewertete Chats des Kryptomessengerdienstes und die Angaben der verdeckten Ermittler der DEA ihn schwer belasten. Am Freitag hätte es ein Urteil geben können, aber da eine ganze Reihe von Dokumenten und Beweismitteln verlesen werden müssen, werden wohl noch ein oder vielleicht sogar zwei weitere Verhandlungstage notwendig sein. Dann soll es das Urteil geben.
Zusammenfassung
- Der Prozess gegen einen 54-jährigen Montenegriner in Graz steht kurz vor dem Abschluss. Ihm wird vorgeworfen, Teil eines internationalen Drogenrings zu sein, der über 100 Kilogramm Heroin aus Kolumbien in die USA verkaufen wollte.
- Verdeckte Ermittler der DEA gaben sich als Kaufinteressenten aus und vereinbarten einen Deal über 117 Kilogramm Heroin für 2,2 Millionen Euro, doch die Übergabe am 20. April 2021 wurde abgebrochen.
- Die österreichische Justiz lehnte die Auslieferung des Angeklagten an die USA ab und führte das Verfahren in Graz durch, wobei der Angeklagte alle Vorwürfe bestreitet.