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Prozess nach Hundeattacke in Graz

Ein schockierender Anblick bot sich einem Grazer, als er im Jänner nach Hause kam: Am Boden lag seine blutüberströmte Großmutter, die von den belgischen Schäferhunden des Mannes angegriffen worden war. Wegen schwerer Körperverletzung stand der 26-Jährige am Donnerstag vor Gericht. Aber auch das Opfer musste sich verantworten: Der Frau und dem Enkel wurde Tierquälerei vorgeworfen, weil die insgesamt sechs Hunde laut Tierarzt nicht ordentlich gehalten wurden.

In der Zweizimmer-Wohnung in der Grazer Innenstadt lebten nicht nur der Beschuldigte und seine 71-jährige Großmutter, sondern auch noch sechs Schäferhunde. Da der Mann - derzeit noch - Militärhundeführer ist, wurde ihm dieses Zusammenpferchen der Tiere fast ohne Auslauf ganz besonders angekreidet. Der 26-Jährige war nach einem Familienstreit mit seinem Diensthund, einem Rüden, zur Großmutter gezogen. Außerdem besaß er damals noch eine Hündin der gleichen Rasse. Im November 2022 vermehrte sich der Hundebestand drastisch: neun Welpen gab es, von denen der Angeklagte vier behielt.

Nun lebten drei Rüden und drei Hündinnen in der 65 Quadratmeter großen Wohnung, in der sich auch noch einige Katzen befanden. "Er war mit der Situation überfordert", meinte der Verteidiger. Angeblich sperrte der Beschuldigte seine Hunde immer im Wohnzimmer ein, sofern er die Rüden daheim ließ. Die drei Hündinnen allein durften sich frei bewegen.

Der Enkel fühlte sich nur der Tierquälerei schuldig, nicht aber der schweren Körperverletzung. "Sechs Hunde in der Wohnung, das geht nicht", bemerkte Richterin Barbara Schwarz. "Es sind grundsätzlich liebevolle, soziale Hunde", rechtfertigte sich der Mann, räumte aber ein: "Dass die Situation nicht artgerecht war, ist mir bewusst". Er gab aber an, die Hunde immer im Wohnzimmer sicher verwahrt zu haben, sobald er zur Arbeit gegangen war. "Und wie kommen die Hunde dann heraus?", wollte die Richterin wissen, wie es zu dem schweren Unfall kommen konnte. "Weiß ich nicht, und die Oma auch nicht".

Die Frau, die sich gut erholt hat, erinnerte sich nur mehr, dass sie offenbar einen der Rüden zurück ins Zimmer schicken wollte, und der sie dann plötzlich angriff und in die Hand biss. Dann wurde sie auch von einem zweiten Rüden attackiert und fiel schließlich zu Boden. Als an der Türe ein Geräusch zu hören war, ließen die Tiere von ihr ab.

Der heimkehrende Enkel sah seine Großmutter regungslos am Boden liegen: "Ich hab' gedacht, sie ist schon verstorben", schilderte er den schockierenden Anblick. Die Hunde seien ganz ruhig gewesen und hätten sich verzogen. Er rief die Rettung, dann kam auch schon die Polizei und fand laut Richterin "eine völlig verdreckte, mit Kot und Urin verunreinigte Wohnung" vor.

Die angeklagte Pensionistin beteuerte, sie habe die Hunde versorgt, so gut sie konnte. "Wie geht es Ihnen jetzt?", fragte die Richterin. "Mir geht's wieder gut, danke", antwortete die Frau.

Die Verhandlung wurde zur Einholung eines Gutachtens über die Hunde und Befragung der Zeugen auf 10. August vertagt.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein schockierender Anblick bot sich einem Grazer, als er im Jänner nach Hause kam: Am Boden lag seine blutüberströmte Großmutter, die von den belgischen Schäferhunden des Mannes angegriffen worden war.
  • Wegen schwerer Körperverletzung stand der 26-Jährige am Donnerstag vor Gericht.
  • Außerdem besaß er damals noch eine Hündin der gleichen Rasse.
  • "Sechs Hunde in der Wohnung, das geht nicht", bemerkte Richterin Barbara Schwarz.