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Attacken nach Fußball-Spiel: Amsterdam ist "Risikogebiet"

Amsterdam war nach den Gewaltausbrüchen am Donnerstagabend im Zuge eines Fußballspiels von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv zu einem "Risikogebiet" erklärt worden. 20 bis 30 Menschen seien leicht verletzt. 10 Personen befanden sich am Freitag noch in U-Haft.

Nach der Gewalt nach einem Fußballspiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv hatte die Bürgermeisterin der Stadt, Femke Halsema, am Freitag bei einer Pressekonferenz von einer "schwarzen Nacht und einem dunklen Tag" gesprochen. 

Über Amsterdam seien ab dem Nachmittag Notfallmaßnahmen verhängt worden.

Die Stadt sei zu einem "Risikogebiet" ernannt worden, was Durchsuchungen und Demonstrationsverbote ermöglicht, so Halsema. Auch das Tragen von Gesichtsbedeckungen sei verboten. 

Die Bürgermeisterin erklärte, dass "antisemitische Kriminelle" am Donnerstag jüdische Besucher:innen angriffen. 

Der Polizeichef Amsterdams erklärte unterdes, dass Fans des israelischen Clubs Maccabi Tel Aviv ein Taxi angriffen und eine palästinensische Flagge in Brand setzten

Wie "BBC" berichtete, kursieren auch Videos von Maccabi-Fans, die rassistische Sprüche grölten und palästinensische Flaggen entfernten. 

10 Menschen in U-Haft 

Über 60 Menschen seien am Donnerstagabend vorläufig festgenommen worden, zehn davon seien noch in U-Haft, hieß es. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, die mutmaßlichen Täter mit aller Härte zu verfolgen. Fünf Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden, wurden aber wieder entlassen. 20 bis 30 Menschen seien leicht verletzt worden. 

Offiziellen israelischen Angaben zufolge wurden zehn Menschen verletzt. Zudem bestand zunächst kein Kontakt zu drei israelischen Fußballfans, wie Israels Außenministerium mitteilte. Inzwischen habe man jedoch alle Israelis in der niederländischen Hauptstadt erreicht.  

Aufgrund der Festnahmen riefen pro-palästinensische Accounts in den sozialen Medien zu Protesten vor Polizeiwachen und dem Rathaus auf, berichtet etwa "De Volkskrant".

Nach Angaben der Polizei gab es nach dem Spiel an mehreren Orten im Zentrum der niederländischen Hauptstadt Unruhen - wobei nicht näher erläutert wurde, von welcher Seite die Gewalt ausging.

Zunächst hatte die Behörde den Menschen geraten, ihre Hotels nicht zu verlassen. Das Außenministerium riet zugleich, keine jüdischen oder israelischen Symbole zu tragen.

Israelis können mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen reisen, wo Flüge nach Israel bereitgestellt würden, so das Außenministerium. Örtliche Sicherheitskräfte seien im Einsatz.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu rief die niederländischen Sicherheitskräfte auf, entschlossen gegen Gewalttäter vorzugehen und die Sicherheit der israelischen Fußballfans zu gewährleisten.

Israels Diaspora-Ministerium habe im Vorfeld über Pläne Bescheid gewusst, einen bestimmten israelischen Fan zu verletzen, der für den israelischen Grenzschutz arbeiten soll, meldeten indes israelische Medien. Gleiches gelte für einen geplanten Angriff auf ein Hotel, in dem israelische Fußballanhänger übernachtet haben. Die niederländischen Behörden seien darüber informiert worden.

Außerdem rechnete das Diaspora-Ministerium den Berichten zufolge auch mit einem gewalttätigen Protest vor Beginn des Fußballspiels vor der Johan-Cruijff-Arena, den die Stadtverwaltung eigentlich verboten hatte. Auch diese Erkenntnis sei mit den Niederlanden geteilt worden.

Etwa 200 Demonstranten hatten nach Angaben der niederländischen Polizei am Donnerstagabend versucht, zu der Spielstätte zu gelangen. Die Stadtverwaltung bestimmte einen anderen Ort in der Nähe für die Kundgebung.

Mehrere israelische Politiker sprachen von bestürzenden Gewaltszenen, bei denen propalästinensische Täter regelrecht Jagd auf Juden gemacht hätten - und bezogen sich dabei auf Videos in sozialen Medien.

Die Aufnahmen ließen sich allerdings zunächst nicht verifizieren, und die niederländische Polizei blieb in ihrer Darstellung deutlich zurückhaltender.

Bereits vor dem Spiel gab es im Zentrum der Stadt Zusammenstöße von israelischen Fußball-Fans und Sicherheitskräften. Dabei wurden nach Polizeiangaben etwa zehn Personen festgenommen - wegen Störung der öffentlichen Ordnung und des verbotenen Besitzes von Feuerwerkskörpern.

Demonstration vor dem Spiel 

Vor dem Spiel kam es auch nahe des Stadions im Südosten der Stadt zu Auseinandersetzungen. Etwa 200 Demonstranten versuchten nach Angaben der Polizei, zu der Spielstätte zu gelangen.

Zuvor hatte die Stadtverwaltung eine Demonstration direkt vor der Johan Cruijff Arena verboten und einen anderen Ort in der Nähe für die Kundgebung bestimmt. Die Sicherheitsvorkehrungen waren vor der Partie deutlich verschärft worden.

Politiker sprechen von "Pogrom" gegen Fans 

"Mit Grauen sehen wir heute Morgen die schockierenden Bilder und Videos, von denen wir seit dem 7. Oktober gehofft haben, sie nie wieder zu sehen: ein antisemitisches Pogrom gegen Fans von Maccabi Tel Aviv und israelische Bürger im Herzen von Amsterdam", schrieb Israels Präsident Yitzhak Herzog auf der Plattform X.

"Da findet 2024 in Europa ein Pogrom statt", kommentierte auch der israelische UNO-Botschafter Danny Danon auf X. 

Israels Außenminister Gideon Saar traf indessen am Freitagnachmittag in Amsterdam ein, um dort mit Vertretern der niederländischen Regierung zu sprechen.

Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof brach seinen Aufenthalt in Budapest bei einem EU-Gipfel ab. Zuvor hatte Schoof auf diese "inakzeptablen antisemitischen Angriffe auf Israelis" verurteilt.

Video: Gedenken an Novemberpogrome

ribbon Zusammenfassung
  • Amsterdam war nach den Gewaltausbrüchen am Donnerstagabend im Zuge eines Fußballspiels von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv zu einem "Risikogebiet" erklärt worden.
  • 20 bis 30 Menschen seien leicht verletzt.
  • 10 Personen befanden sich noch am Freitag in U-Haft.