Optiker-Legende Günther Fielmann ist tot
Wie das Unternehmen mitteilte, sei er am 3. Jänner friedlich im Kreise der Familie eingeschlafen.
Fielmann eröffnete 1972 einen kleinen Optikerladen im deutsche Cuxhaven - die Jahrzehnte danach wurden zu einer Erfolgsgeschichte. International gibt es heute 977 Fielmann-Filialen mit mehr als 22.000 Mitarbeitern.
"Die Gedanken unserer mehr als 23.000 Mitarbeitenden in Europa, Asien und den USA sind in diesen Tagen bei den Angehörigen von Günther Fielmann. Seiner Familie, seinen Freunden und Wegbegleitern gilt unsere aufrichtige Anteilnahme und unser tiefes Mitgefühl. Uns allen wird Günther Fielmann mit seiner kundenorientierten Philosophie, seiner Schaffenskraft und seinem visionären Geist als Pionier der Augenoptik in Erinnerung bleiben", hieß es in der Mitteilung des Unternehmens.
2019 aus dem Unternehmen zurückgezogen
Fielmann hatte sich 2019 aus dem Unternehmen zurückgezogen und es in die Hände seines Sohnes Marc gegeben. Nach dem Wechsel zog er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, widmete sich vor allem der Bio-Landwirtschaft und züchtete auf seinen drei Betrieben in Schleswig-Holstein Pferde, Rinder und Schafe.
Der Unternehmer sah sich immer als ein naturverbundener Mensch vom Land - auch wenn er gern Ferrari fuhr. "Das Leben auf dem Land hat mich geprägt", sagte er in einem Buch zu seinem 75. Geburtstag. "Schon als Kind träumte ich von einem eigenen Bauernhof."
Spätes Familienglück
Der Unternehmensgründer hat spät, mit 48 Jahren geheiratet und Kinder bekommen. Seine Frau Heike Fielmann, mit der er fast 13 Jahre verheiratet war, lernte er in der Fielmann-Zentrale kennen, wo sich die damals 19-jährige Studentin als Brillen-Model etwas dazuverdiente.
So betrug der Altersabstand zu seinem Sohn Marc 50 Jahre, zu Tochter Sophie-Luise noch mehr. Später bereute Fielmann öffentlich, erst spät Vater geworden zu sein. Die Übergabe an die nächste Generation ist jedoch rechtzeitig geglückt.
Selbstloses Engagement
Fielmann spendete viel, für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Ökologie und Naturschutz. Er hat seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Aktien am Unternehmen beteiligt und pflanzte für jeden von ihnen jedes Jahr einen Baum.
Auch das Schloss Plön hat Fielmann gekauft und renoviert; dort werden Augenoptiker für die gesamte Branche ausgebildet.
"Jahrhundert"-Unternehmer
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Fielmann Group, Mark Binz, würdigte den Verstorbenen als "Jahrhundert-Unternehmer und Visionär". Mit strategischem Weitblick, einem klaren Fokus auf die Wünsche der Kunden und einem vorbildlichen Engagement für das Gemeinwohl hat er die deutsche Wirtschaft weit über die Grenzen der Augenoptik und Hörakustik hinaus geprägt.
Sein Imperium mit mehr als 1.000 Niederlassungen und rund 23.000 Beschäftigten schuf der gebürtige Schleswig-Holsteiner aus dem Nichts. Nach einer unauffälligen Nachkriegsjugend, Optiker-Lehre und einem Berufsstart als Angestellter eröffnete Fielmann 1972 im Alter von 33 Jahren in Cuxhaven sein erstes Geschäft.
Das war so etwas wie der Urknall in der verschlafenen Optiker-Branche, die Innovationen desinteressiert gegenüberstand. Fielmann begnügte sich mit einer geringeren Marge, schaltete den Zwischenhandel aus, gab den Kunden Garantien - der junge Unternehmer setzte auf strikte Kundenorientierung. "Der Kunde bist Du", gab Fielmann als Motto aus.
Durchbruch 1981 mit Kassenbrillen
Der endgültige Durchbruch kam 1981, als Fielmann den Krankenkassen die Kassenbrille abhandelte und durch eine Vielzahl von modernen Modellen ersetzte. "Bis dahin musste jeder Brillenträger den Nachweis seines geringen Einkommens auf der Nase tragen", erinnerte sich Fielmann. Kassenbrillen wurden erstattet, wer mehr wollte, musste zahlen - die traditionellen Optiker erreichten so Margen von bis zu 30 Prozent.
In Kiel eröffnete Fielmann 1982 sein erstes Super-Center, ein Optik-Fachgeschäft neuer Dimension mit 7.000 Brillen. In den achtziger Jahren erreicht die Fielmann-Kette eine Größe, in der nicht mehr jede große Neueröffnung den Bestand des Unternehmens bedrohte.
Es folgte der Börsengang 1994 und die Expansion ins Ausland, die allerdings verhalten blieb und sich vor allem auf die Schweiz und Österreich fokussierte. Zeitweise hatte Fielmann größere Pläne in Europa, doch daraus wurde nie viel. Erst mit dem Eintritt von Sohn Marc in den Vorstand kam ab 2015 mehr Schwung in die Expansion, vor allem südlich der Alpen in Norditalien und Slowenien.
Das Unternehmen ist schuldenfrei, hoch liquide und zu mehr als 70 Prozent in Familienbesitz. Längst ist Fielmann nicht nur Händler und Handwerker, sondern auch Produzent von Brillen mit einem Produktionszentrum in Rathenow.
Zusammenfassung
- Günther Fielmann, der Gründer der gleichnamigen Optiker-Kette, ist mit 84 Jahren gestoben.
- Wie das Unternehmen mitteilte, sei er am 3. Jänner friedlich im Kreise der Familie eingeschlafen.
- Fielmann eröffnete 1972 einen kleinen Optikerladen im deutsche Cuxhaven.
- International gibt es heute 977 Fielmann-Filialen mit mehr als 22.000 Mitarbeitern.