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Österreicher unterschätzen die Gefahren durch Waldbrände

Heute, 11:49 · Lesedauer 3 min

Die Österreicher schätzen im Zuge der Klimakrise vor allem Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer als Bedrohungen für die heimischen Wälder ein. Aber nur 51 Prozent halten Brände und Feuergefahr für eine ebenso große Herausforderung, hat eine Umfrage im Auftrag der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) ergeben, die am Montag in Wien vorgestellt wurde. "Hier haben wir noch Bedarf an Bewusstseinsbildung", sagte Andreas Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz.

Als größte Herausforderungen durch den Klimawandel nannten die Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer Trockenheit sowie Stürme (je 60 Prozent) und den Borkenkäfer (58 Prozent). Tatsächlich haben Schäden durch Windwürfe zugenommen, und Bäume im Trockenstress bieten dem Borkenkäfer eine bessere Angriffsmöglichkeit.

Die anhaltende Trockenheit in diesem Winter mache die Lage in den Wäldern allerdings auch buchstäblich "brandgefährlich", warnte Vorstandssprecher Georg Schöppl. Rauchen und Feuermachen sollte aktuell im Wald absolut tabu sein. "Aber was wir nicht tun können, ist großflächig den Wald gießen. Das geht nicht. Wir sind von der Natur abhängig."

"Was wir jetzt machen ist, Schadholz so bald wie möglich zu entfernen, damit möglichst wenig Totmaterial für die Borkenkäfer da ist", ergänzte Gruber. Sowie "warnen und Bewusstseinsbildung machen, damit sich die Leute entsprechend verhalten im Wald". Mehr könne man auf so großer Fläche der Trockenheit und den damit einhergehenden Gefahren nicht vorsorglich entgegenhalten. Immerhin bedeckt Wald fast die Hälfte des österreichischen Staatsgebiets.

Waldschäden binnen 30 Jahren verdoppelt

"Die nächsten 100 Jahre werden sicher nicht weniger turbulent sein als die vergangenen 100 Jahre. In weniger als 30 Jahren haben sich die Waldschäden durch Klimaextreme und Schädlinge in Mitteleuropa verdoppelt. In ganz Europa waren sie seit Aufzeichnungsbeginn vor 170 Jahren noch nie so hoch wie jetzt", sagte Rupert Seidl, Vorsitzender des neuen ÖBf-Beirats "Wald der Zukunft".

"Störungen befeuern aber auch den Anpassungsprozess hin zu resilienten, klimafitten Wäldern", betonte Seidl. Herausfordernd sei, Baumarten zu finden, die sowohl im heutigen als auch im künftigen Klima wachsen können, denn der "Umbau" der Wälder sei eben ein Jahrhundertprojekt. Die Schwierigkeit liege in der Geschwindigkeit der Veränderungen durch die Klimaerhitzung, die innerhalb einer Baum-Generation passieren.

Erste Veränderungen seien schon messbar, ergänzte Gruber: "Wir haben steigende Anteile bei Tanne, Lärche, Buche und Eiche, die mit den Folgen der Klimakrise besser zurechtkommen. Der Fichtenanteil sinkt hingegen." Ihn von aktuell 60 Prozent auf rund 40 Prozent zu senken, das werde aber mindestens 60 Jahre dauern.

Zusammenfassung
  • Nur 51 Prozent der Österreicher halten Brände für eine große Gefahr, während 60 Prozent Trockenheit und Stürme als größte Bedrohungen für die heimischen Wälder sehen.
  • Rupert Seidl hebt hervor, dass sich die Waldschäden in Mitteleuropa in weniger als 30 Jahren verdoppelt haben und betont die Notwendigkeit, Baumarten zu finden, die sowohl im heutigen als auch im zukünftigen Klima wachsen können.
  • Der Anteil der Fichten soll von derzeit 60 Prozent auf rund 40 Prozent gesenkt werden, um die Wälder an die Klimaveränderungen anzupassen, was jedoch mindestens 60 Jahre dauern wird.