Wiederkehr macht Schulen "handyfrei"
Wiederkehr hatte sich vor der Ankündigung mit Experten beraten und sieht Konsens, dass die negativen Auswirkungen der mobilen Geräte an den Schulen "massiv" seien. Sie seien sogar größer als jene durch die Corona-Pandemie. Daher müsse man nun einen Modus finden, digitales Lernen zu fördern und gleichzeitig digitale Ablenkung zu eliminieren.
Noch in diesem Monat will der Minister daher eine Verordnung erlassen, in der Schulen grundsätzlich zur handy-freien Zone erklärt werden. Das gilt für den Unterricht ebenso wie für die Pausen. Wo die Handys, Smart-Watches und ähnliches verwahrt bleiben, können die Schulen selbstständig entscheiden. Klar gestellt werden soll aber in der Verordnung, dass bei Zuwiderhandeln auch Sanktionen seitens der Bildungseinrichtung verhängt werden können. Als Beispiele nannte Wiederkehr Klassenbuch-Eintragungen oder die Vorladung von Eltern.
Dass sich real letztlich nicht viel ändert, da ja Schulen jetzt schon entsprechende Regelungen aufstellen können, sieht der Minister nicht so. Es sei eine ganz andere Herangehensweise, wenn man sage, dass die Schule eine handyfreie Zone sei. Damit werde auch der Rücken der Direktoren gestärkt.
80 Prozent haben jetzt schon Handy-Verbot
Genauso sah dies Karin Spahn, die als Vertreterin der Schulleitenden an der Pressekonferenz teilnahm. Zwar hätten schon 80 Prozent der Schulen Regelungen, die einem Verbot gleich kämen. Doch sei eine entsprechende Verordnung des Ministeriums eine "Riesen-Stärkung". Probleme mit den Handys werden ihr zu Folge vor allem aus Mittelschulen berichtet.
Klare Unterstützung für Wiederkehrs Vorstoß kam vom Umweltmediziner Hans Peter Hutter. Aus medizinischer Sicht habe die Maßnahme nur Vorteile. Die exzessive Handy-Nutzung habe sehr viele negative Effekte. Dies beginne bei erhöhter Reizbarkeit und gehe über Angst- bis zu Schlafstörungen. Überdies nehme der ohnehin vorhandene Bewegungsmangel weiter zu.
FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl sah indes nur eine Symptom-Bekämpfung seitens der Regierung. Stattdessen sollte die Politik die tieferliegenden Ursachen schwindender Bildung und Lernerfolge anpacken: "Dazu gehören etwa der massive Lehrermangel, aber vor allem die hochproblematische Zuwanderung in unser Schulsystem."
Kritisch reagierte auch die Grüne Bildungssprecherin Sigrid Maurer auf die Ankündigung. Bereits bisher hätten die meisten Schulen Handy-Regelungen in ihren Hausordnungen festgelegt und dies funktioniere gut. "Jetzt sind die Schulleitungen nicht mehr für die Verbote zuständig, sondern für die Ausnahmen - das riecht ein bisschen nach Scheinpolitik", so Maurer in einer Aussendung.
Zusammenfassung
- 80 Prozent der Schulen haben bereits Regelungen, die einem Handy-Verbot gleichkommen. Die neue Verordnung wird als Stärkung der Schulleitungen gesehen, da sie eine klare Linie vorgibt und Sanktionen bei Zuwiderhandlung ermöglicht.
- Umweltmediziner Hans Peter Hutter unterstützt das Verbot aus gesundheitlichen Gründen, während die FPÖ und die Grünen die Maßnahme als unzureichend kritisieren. Sie fordern, die tieferliegenden Probleme im Bildungssystem anzugehen.