K.o.-TropfenAPA/AFP

Start-Up wirbt mit Tests

Neue K.O.-Tropfen-Schnelltests teils unzuverlässig

Heute, 10:07 · Lesedauer 3 min

Ein Wiener-Start-Up namens "Night Saver" entwickelte einen Schnelltest in Form einer Visitenkarte der vermeintlich K.O.-Tropfen in Getränken erkennen kann. Doch eine externe Überprüfung zeigt: Frauen sollten sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.

Der "Night Saver", eine Präventivmaßnahme in aufklappbarer Visitenkartenform, soll innerhalb von Sekunden die gängigsten K.O.-Tropfen GHB und GBL erkennen. Die Karte verfügt über beige  Testfelder in Herzform, wenn sie in Kontakt mit K.O.-Tropfen kommen, dann färben sich die Herzen lila

Die Schwestern von Michael Stermann (20), einer der Gründer, wurden in einem Wiener Klub mit K.O.-Tropfen vergiftet. Danach spann er mit seinem Freund Johannes Franner (21) an einer Idee, um präventiv dagegen vorzugehen. Der "Night Saver" entstand. Seit 7. April ist die aufklappbare Karte auf dem Markt. Über 2.000 Testläufe hat das Start-Up durchgeführt. 

Test zeigt: Kärtchen sind nicht ganz zuverlässig 

Das Produkt klingt vielversprechend, doch ein Test des "Falter" zeigt, dass es nicht ganz so verlässlich ist, wie versprochen. Im Forschungszentrum Seibersdorf in Niederösterreich mischt eine Forscherin 5 Mikroliter von Gamma-Butyrolactone, der Ausgangsstoff von GHB und GBL, in 10 Milliliter Bier. Ein Verhältnis von 0,5 Gramm auf einen Liter - "Night Saver" verspicht, ab jenem Wert anzuschlagen. 

Doch als das Bier auf die Karte getropft wird, bleiben die Herzen beige. Nun mischt die Forscherin 500 Mikroliter in 10 Milliliter Bier. Auch da passiert nichts. Erst als das GHB pur auf die Herzen tropft, färben sie sich leicht hellblau. 

Der "Falter" kontaktiert die Gründer, sie waren überrascht. Das Team lädt den "Falter" in eine Wiener Apotheke und testet die Karte erneut mittels Gamma-Butyrolactone und Reinigungsmittel. Auch dabei zeigte sich: Erst wenn die Flüssigkeit pur auf die Herzchen rinnt, verfärben sie sich deutlich. Beim Reinigungsmittel, das GBL enthält, verfärben sie sich leichter. 

Das Fazit: Bei Reinigungsmittel, dass Täter oft als K.O.-Tropfen verwenden, schlägt das Kärtchen an, beim Ausgangsstoff sind sie nicht wirklich zuverlässig. Auch bei anderen Drogen, wie Ketamin oder Benzodiazepine, die Täter oft verwenden, wirken die Tests nicht

GBL in Österreich legal erhältlich 

Opfer von K.O.-Tropfen berichten meist von Gedächtnislücken und Kontrollverlust. Rund 60 bis 80 Verdachtsfälle werden pro Jahr beim Frauennotruf gemeldet. Die Dunkelziffer ist aber viel höher. 

GHB, auch Liquid Ecstasy, genannt, wird oft auch als "Vergewaltigungsdroge" bezeichnet. GHB erwirkt einen Gedächtnisverlust. GBL wird zumeist zur Herstellung von Lösungs- und Reinigungsmitteln verwendet. Es kann leicht in GHB umgewandelt werden und ist hierzulande legal erhältlich. 

Video: K.O.-Tropfen - Vom Feiern zum Fiasko

Zusammenfassung
  • Ein Wiener-Start-Up namens "Night Saver" entwickelte einen Schnelltest in Form einer Visitenkarte der vermeintlich K.O.-Tropfen in Getränken erkennen kann.
  • Doch eine externe Überprüfung zeigt: Frauen sollten sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.
  • Bei Reinigungsmittel, dass Täter oft als K.O.-Tropfen verwenden, schlägt das Kärtchen an, beim Ausgangsstoff sind sie nicht wirklich zuverlässig.
  • Auch bei anderen Drogen, wie Ketamin oder Benzodiazepine, die Täter oft verwenden, wirken die Tests nicht.