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Moorprojekt im Vorarlberger Rheindelta in Umsetzung

Im Rahmen des Projekts "LIFE AMooRe - Austrian Moor Restoration" laufen beim Vorarlberger Naturschutzgebiet Rheindelta Maßnahmen zur Wiedervernässung von ehemaligen Feuchtflächen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der derzeit anlässlich der Bregenzer Festspiele in Vorarlberg weilt, machte sich am Donnerstag bei einer Exkursion ein Bild von der Umsetzung des Projekts im Zuge der Moorstrategie Österreich 2030+. Sein Fazit: "Schaut gut aus!"

Rund 44 Millionen Euro fließen bis 2033 in die Erhaltung der österreichischen Moore, die große Bedeutung als Wasserrückhalt, CO2-Speicher und für die Biodiversität haben. Weil Vorarlberg ein so moorreiches Land ist, hat das Bundesland die nationale Gesamtverantwortung für das "AMooRe"-Vorhaben übernommen. Das größte Projekt umfasst dabei rund 260 Hektar im Vorarlberger Rheindelta, wo in den 1950er-Jahren viele Flächen für die Natur verloren gingen. Sie wurden trockengelegt und werden heute landwirtschaftlich genutzt.

"AMooRe" will nun in der geplanten Wiedervernässung alle Interessensgruppen berücksichtigen, wie Bundesländer-Koordinatorin Christiane Machold vom Land Vorarlberg im Rheindeltahaus Hard (Bez. Bregenz) ausführte. Der Zuschlag für die EU-Gelder sei ein "großer Wurf für uns". Man müsse nun einen Weg finden, wie bei der Vernässung auch die Landwirtschaft überleben könne. Hier sei noch viel Arbeit zu tun, etwa müsse es Abgeltungen geben.

Im Rheindelta leben zahlreiche Vogelarten, teilweise seltene Schmetterlinge und rund 600 Pflanzenarten. Vielfalt gebe es auch bei Akteuren und Nutzungsinteressen, etwa Erholung, Hochwassersicherheit, Landwirtschaft, Naturschutz, betonte Rheindelta-Projektleiter Manfred Vith beim Lokalaugenschein am Polderdamm in Fußach (Bez. Bregenz). Er hoffte, dass in 30, 40 Jahren nicht nur der Erhalt der Torfböden, sondern sogar eine "Vorwärtsbewegung" feststellbar sein werde.

So soll über ein noch zu errichtendes Pumpwerk künftig Wasser zum geeigneten Zeitpunkt auf die Böden geleitet werden. Wenn die Bauern mähen, soll das Gebiet wieder trockenfallen. Man hoffe, so die Landwirtschaft an Bord holen zu können, erläuterte der zuständige Landesrat Daniel Zadra (Grüne). Dazu brauche man entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung. Das Projekt werde die Region nachhaltig prägen, war Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) überzeugt.

Bundespräsident Van der Bellen nahm Österreichs größte Flussseeschwalben-Kolonie per Fernrohr in Augenschein und zeigte sich vom Fortgang des Projekts beeindruckt. Das Thema werde ernstgenommen, den Zuständigen sei bewusst, dass ein Moor leicht vernichtet sei, aber hunderte Jahre brauche, um wiederzuerstehen. Dass hier vier Gemeinden zusammenarbeiteten in einem Renaturierungsprojekt, um mit Naturschutz und Landwirtschaft eine Lösung zu finden, sei "nicht nur sinnvoll, sondern organisatorisch herausfordernd" aufgrund der Vielzahl der Interessen. "Schaut gut aus!", so sein Eindruck nach der Exkursion. Wie in der Klimapolitik müsse man in Jahrzehnten denken.

Das Vorarlberger Rheindelta zählt zu den bedeutendsten Schutzgebieten Mitteleuropas. Mit seinen Feuchtgebieten, Flachwasserzonen, Magerwiesen und Schilfröhricht-Flächen bietet es zahlreichen Tierarten Nahrung, Rast- und Brutgelegenheit. Über 300 Vogelarten sind hier zu finden, darunter so seltene wie die Rohrdommel oder der Eisvogel.

Erste Schutzbestrebungen schon während der 1940er-Jahre mündeten 1973 in die Unterschutzstellung erster Flächen. 1976 wurde das heute rund 2.000 Hektar große Rheindelta-Areal gegen teils große Widerstände per Verordnung unter Schutz gestellt und seither um wichtige Teilbereiche erweitert. Seit 1982/83 gehört das Gebiet zum Ramsar-Gebiet. Die 1971 beschlossene Ramsar-Konvention umfasst schützenswerte Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung. Seit 1995 ist das Rheindelta zudem Natura2000-Gebiet.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Projekt 'LIFE AMooRe - Austrian Moor Restoration' zielt darauf ab, bis 2033 rund 44 Millionen Euro in die Wiedervernässung von Feuchtflächen im Vorarlberger Rheindelta zu investieren.
  • Vorarlberg hat die nationale Gesamtverantwortung für das Projekt übernommen, das rund 260 Hektar umfasst und alle Interessensgruppen, einschließlich Landwirtschaft und Naturschutz, berücksichtigen soll.
  • Das Rheindelta, ein bedeutendes Schutzgebiet mit über 300 Vogelarten, gehört seit 1982/83 zum Ramsar-Gebiet und seit 1995 zum Natura2000-Gebiet.