Drogenproblem bei Jungen? Ein Teil konsumiert "sehr eskalativ"
137 Kilo Kokain soll eine Bande, die von der niederösterreichischen Polizei gefasst wurde, in den Verkehr gebracht haben. Es sei die bisher größte Drogen-Sicherstellung des Landeskriminalamts (LKA) NÖ, wie die LKA und Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in einer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag erklärten.
Karner sprach von einem "wichtigen Schlag der Exekutive gegen den internationalen Suchtmittelhandel". Dass dieser Fund aber auf ein größer werdendes Drogenproblem in Österreich hindeute, dem widerspricht Ewald Lochner von der Sucht- und Drogenkoordination Wien.
Er hält dagegen, dass die am häufigsten konsumierten Substanzen in Österreich immer noch Alkohol sowie Nikotin, und damit legale Drogen, sind.
Die am häufigsten konsumierte illegale Droge sei laut ihm Cannabis. Rund sieben Prozent der Bevölkerung hat in ihrem Leben bereits Kokain ausprobiert, vor allem ab dem 21. Lebensjahr.
Teilgruppe von Jugendliche konsumiert "sehr eskalativ"
Dass der Drogenkonsum gerade bei den Unter-25-Jährigen zum Problem wird, bestätigt er, verweist aber darauf, dass sich die Zahl der Konsument:innen jedoch nicht erhöht. Vielmehr gebe es bei Jugendlichen eine "Teilgruppe", die "sehr eskalativ" konsumiere.
Video: Jugendliche nehmen mehr Drogen
Gerade Benzodiazepine, kurz "Benzos", werden von Jungen gehäuft konsumiert. Seit Bekanntwerden des durch Medikamente verursachten Todes einer 14-Jährigen vergangene Woche weist die Sucht- und Drogenkoordination auf einen gestiegenen Konsum von Benzos bei Jugendlichen hin.
Benzos: "Viele gefälschte Rezepte im Umlauf"
Benzos sind verschreibungspflichtige Psychopharmaka. Oft werden sie aber missbräuchlich als Drogen genommen, ohne verschrieben worden zu sein.
"Es sind aber auch sehr viele gefälschte Rezepte im Umlauf", erklärt Lochner. Die Stadt Wien habe deshalb eine Task Force eingerichtet, um herauszufinden, wie Benzos in Umlauf gebracht werden. Danach wolle man Maßnahmen setzen.
Zusammenfassung
- Ein riesiger Kokain-Fund in Niederösterreich, mehrere mutmaßlich durch Medikamente verursachte Todesfälle von Minderjährigen.
- Drogenbezogene Vorfälle häufen sich in der medialen Berichterstattung.
- Ewald Lochner, Leiter der Sucht- und Drogenkoordination Wien, erkennt im PULS 24 Interview jedoch keinen Anstieg im Suchtmittelkonsum bei Jugendlichen.
- Eine "Teilgruppe" konsumiere aber "sehr eskalativ".