Leere Stühle, Kinderwägen: Stepanakert nach Massenflucht eine Geisterstadt
Nach dem Einmarsch des aserbaidschanischen Militärs in der einst armenisch geprägten Region Berg-Karabach hat die Bevölkerung ihr Heil in einer Massenflucht gesucht. Die Hauptstadt der Region, Stepanakert, ist inzwischen eine Geisterstadt, wie Bilder des Senders Al Jazeera zeigen.
"Eine Geisterstadt ohne Seele"
Ein Reporter spaziert in einem Bericht durch das Stadtzentrum, hinter ihm sieht man massenhaft zurückgelassene Gegenstände, leere Stühle und Kinderwägen. "Wäre ich jetzt still, dann würden Sie absolut nichts hören", sagt der Reporter. Stepanakert sei "eine Geisterstadt ohne Seele". Die einzigen "Bewohner", die noch zwischen den zurückgelassenen Gegenständen umherwandern, sind Hunde.
https://twitter.com/HovhanNaz/status/1708556682421223886
Auch andere Videos vom Stadtinneren zeigen die Straßen und Plätze der einst belebten Großstadt komplett verwaist. Zu hören ist nichts, bis auf vereinzelte Tiere. Helfer:innen des Roten Kreuzes suchen und evakuieren die letzten Bewohner:innen, die nicht ohne fremde Hilfe fliehen konnten, weil sie alt oder gebrechlich sind.
https://twitter.com/YusufNazim/status/1708621716568551921
https://twitter.com/osamabinjavaid/status/1708425096459674104
Ethnische Säuberung
Armenien spricht von einer ethnischen Säuberung. Aserbaidschan versicherte zwar, dass die Bevölkerung geschützt werde, die ethnischen Armenier:innen glauben diesen Zusicherungen allerdings nicht. Schon während der Invasion wurden zivile Wohnviertel beschossen, anschließend kam es zu Plünderungen. Im Krieg von 2020 verübten aserbaidschanische Soldaten Kriegsverbrechen.
Mehr als 100.000 ethnische Armenier:innen sind ins benachbarte Armenien geflohen. Auf der einzigen Ausfahrtstraße bildeten sich kilometerlange Auto-Konvois.
Zusammenfassung
- Nach der Eroberung von Berg-Karabach haben mehr als 100.000 ethnische Armenier:innen die Region in einer Massenflucht verlassen.
- Sie fürchten Gräueltaten durch aserbaidschanische Kämpfer. Armenien spricht von einer ethnischen Säuberung.
- Die Hauptstadt der Region, Stepanakert, ist nun eine Geisterstadt, wie aktuelle Bilder von Al Jazeera zeigen.
- Außer einem Reporter und vereinzelten Straßenhunden ist niemand zu sehen und nichts zu hören.
- Der Hauptplatz, auf dem der Bericht gefilmt wurde, ist übersäht mit Stühlen, Kinderwägen und anderen zurückgelassenen Gegenständen.