Kritik an Gesundheitserklärung auf Weltklimakonferenz
"Fossile Energien werden nicht einmal erwähnt, obwohl sie die Hauptschuld am Klimawandel und damit auch an den Gesundheitsauswirkungen tragen", sagte Expertin Jess Beagley von der Climate and Global Health Alliance, eines Zusammenschlusses von Gesundheitsorganisationen aus aller Welt, am Sonntag in Dubai. Auch andere Fachleute kritisierten die Verlautbarung. Die vom Gastgeber der Klimakonferenz - den Vereinigten Arabischen Emiraten - herausgegebene Erklärung, der sich mehr als 120 Länder angeschlossen haben, wolle zwar Forschung und Maßnahmen stärken und die gesundheitsgefährdenden Folgen des Klimawandels verhindern. Doch die Worte "fossile Energieträger" oder "Ausstieg aus fossilen Energien" suche man in dem Text vergebens.
Im Entwurf der Erklärung, der nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen von mehr als 120 Staaten unterstützt wurde, wird eine engere Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft gegen klimabedingte Gesundheitsrisiken gefordert. Verlangt wird neben Vorsorgemaßnahmen für die Bevölkerung auch eine Stärkung der nationalen Gesundheitssysteme. Vor allem wird "der Vorteil für die Gesundheit durch eine tiefgehende, schnelle und nachhaltige Verringerung der Treibhausgasemissionen" unterstrichen.
Die Leiterin der Global Climate and Health Alliance, Jeni Miller, wertete die geplante Erklärung allein deswegen als Erfolg, weil damit erstmals eine offizielle Plattform für das Gesundheitsthema im UN-Klimaprozess geschaffen werde. "Das allein ist wichtig", erklärte sie. Miller kritisierte allerdings, dass keine "Pläne für Sofortmaßnahmen enthalten sind" und auch die Nutzung fossiler Brennstoffe als Ursache für Gesundheitsrisiken nicht ausdrücklich genannt werde.
Als offensichtliche Folge der Erderwärmung verweist der Weltklimarat IPCC auf zunehmende Extremwetterlagen, insbesondere von Hitzewellen. Vladimir Kendrovski vom European Center for Environment and Health der Weltgesundheitsorganisation WHO verwies allein für Europa auf rund 61.000 zusätzliche Hitzetote 2022. Prognosen zufolge könne die Zahl in Europa bis Ende des Jahrhunderts auf bis zu 117.000 pro Jahr ansteigen. Gefährdet seien dabei auch nördlicher gelegene Länder wie Deutschland, Schweden oder Großbritannien, wo 2022 ebenfalls Temperaturspitzen um 40 Grad erreicht wurden, erklärte der IPCC.
Die Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftlerin Amanda Wendt vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sagte der Nachrichtenagentur AFP, es gebe "viele Aspekte des Klimawandels, die mit direkten und indirekten Gesundheitsrisiken in Verbindung stehen". Neben den Hitzefolgen nannte sie die zunehmende Ausbreitung von durch Insekten oder Zecken übertragenen Infektionskrankheiten wie Dengue- oder Zika-Fieber sowie "Atemwegserkrankungen oder Asthma, mehr Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und generell Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Allgemeinbefinden".
Hinzu kämen indirekte Folgen, etwa negative Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit, sagte Wendt. Gegenmaßnahmen könnten wiederum sowohl dem Klima als auch der Gesundheit nützen, etwa die Umstellung "auf gesunde, pflanzenbasierte Ernährung", sagte Wendt.
Die australische Wissenschafterin Kathryn Bowen hob hervor, dass Menschen je nach Lebensumständen, Wohnort und weiteren Faktoren unterschiedlich stark von Gesundheitsfolgen des Klimawandels betroffen seien. So zeigten Erkenntnisse des IPCC von 2022, dass ältere Menschen stärker betroffen seien als jüngere, Männer stärker als Frauen, Menschen in Städten mehr als auf dem Land. Überdurchschnittlich betroffen seien auch arme Menschen oder solche mit schlechterem Zugang zu sauberem Wasser und Gesundheitsversorgung.
(S E R V I C E - www.cop28.com)
Zusammenfassung
- Angesichts von Hitzewellen und der Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie Zika setzt sich die Einsicht durch, dass derartige gesundheitlichen Folgen des Klimawandels zunehmend zur globalen Bedrohung werden.
- So zeigten Erkenntnisse des IPCC von 2022, dass ältere Menschen stärker betroffen seien als jüngere, Männer stärker als Frauen, Menschen in Städten mehr als auf dem Land.