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"Kranker Bastard": Streit bei Pressekonferenz zu Schulmassaker

In den USA ist der Streit über strengere Waffengesetze nach dem Schulmassaker in Texas offen ausgebrochen. Bei einer Pressekonferenz kam es zu einem scharfen Wortgefecht zwischen dem republikanischen Gouverneur Greg Abbott und dem Demokraten Beto O'Rourke.

In den USA kocht die Debatte über strengere Waffengesetze weiter hoch. Bei der Pressekonferenz in Uvalde kam es Mittwochnachmittag (Ortszeit) zu verbalen Ausfällen. Der Demokrat O'Rourke - er befand sich im Publikum - warf dem Republikaner vor, nichts gegen die grassierende Waffengewalt in den USA zu unternehmen.

Der 49-Jährige will bei der nächsten Gouverneurswahl in Texas im November gegen Abbott antreten. Abbott reagierte auf die Vorwürfe nicht, während andere Offizielle O'Rourke zur Ordnung riefen und ihn aufforderten, den Saal zu verlassen.

"Das ist gestört"

Ein Mann rief O'Rourke zu: "Sie fallen aus dem Rahmen, und Sie sind peinlich." Ein anderer Mann beschimpfte den Demokraten wüst und sagte: "Ich kann nicht fassen, dass Sie ein kranker Bastard sind, der aus einer Sache wie dieser ein politisches Thema machen will." O'Rourke verließ nach der verbalen Auseinandersetzung den Raum. "Wir können etwas tun", sagte er im Anschluss sichtlich aufgebracht vor laufenden Kameras. Abbott kümmere sich mehr um seine politische Karriere als die Menschen in Texas. "Das ist gestört", rief O'Rourke.

Abbott führte in der Pressekonferenz diese und ähnliche Taten nicht auf den leichten Zugang zu Waffen, sondern auf eine Zunahme von psychischen Erkrankungen zurück. Er lobte außerdem die Polizei und meinte, "es hätte schlimmer sein können".

Der 64-Jährige ist ein ausgesprochener Befürworter von lockeren Waffengesetzen. Die Waffenlobby-Organisation National Rifle Association (NRA) plant an diesem Freitag ihre Jahresversammlung in Texas. Bei dem Treffen in Houston soll auch Bidens republikanischer Vorgänger Donald Trump sprechen.

Viele Demokraten fordern seit langem eine substanzielle Verschärfung der Vorschriften für Waffenbesitz, aber viele Republikaner sind vehement dagegen. "Ich habe einfach satt, was da vor sich geht", sagte Biden am Mittwoch und warb einmal mehr für eine Reform der Waffengesetze im Land. Viele Änderungen könnten einen Unterschied machen, ohne dass sich dies negativ auf den zweiten Verfassungszusatz auszuwirken würde.

Tat auf Facebook angekündigt

Abbott und weitere Offizielle äußerten sich bei der Pressekonferenz in der Kleinstadt Uvalde erstmals detailliert zu dem Blutbad an der Robb Elementary School. Ein Schütze hatte dort am Dienstag 19 Kinder und zwei Lehrer getötet, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Der 18-Jährige hatte Ermittlern zufolge im März innerhalb weniger Tage in einem Geschäft zwei Sturmgewehre und Munition gekauft. Er hatte seine Tat kurz zuvor auf Facebook angekündigt, wie Abbott sagte.

Der Sender CNN berichtete, dass der Schütze kurz vor dem Massaker auch Textnachrichten an ein Mädchen aus Deutschland geschickt habe. Die 15-Jährige soll seit Anfang Mai in Kontakt mit dem Schützen gestanden haben, berichtete der Sender unter Berufung auf Chatprotokolle und ein Gespräch mit dem Teenager aus Frankfurt am Main. Der 18-Jährige habe dem Mädchen auch Videos von sich geschickt. "Er sah glücklich aus und fühlte sich wohl im Gespräch mit mir", zitierte CNN das Mädchen, das seit rund zweieinhalb Wochen mit dem Amerikaner über den Chat-Dienst Facetime und andere Apps in Kontakt stand.

Kurz vor seinem tödlichen Angriff beschwerte er sich bei der 15-Jährigen über seine Großmutter, weil sie mit einem US-Telefonanbieter über sein Telefon spreche. Sechs Minuten später schrieb er laut CNN: "Ich habe meiner Großmutter gerade in den Kopf geschossen." Die Frau überlebte. Wenige Sekunden später teilte er mit, dass er eine Schule angreifen werde, seine letzte Nachricht an die Deutsche. "Jedes Mal, wenn ich mit ihm sprach, hatte er nie Pläne mit seinen Freunden", erzählte sie laut CNN. Der Großvater des 18-Jährigen sagte dem Sender ABC, dass sein Enkel nicht viel geredet habe. "Er war sehr ruhig."

Biden: Waffengesetze "gegen den gesunden Menschenverstand"

Das Recht auf Waffenbesitz in den USA ist in der Verfassung verankert. Der entsprechende Passus stammt aus dem 18. Jahrhundert. Biden betonte, bei der Verabschiedung des zweiten Verfassungszusatzes habe es bestimmte Waffen noch gar nicht gegeben. Dass ein 18-Jähriger heute einfach in ein Geschäft gehen könne, um Kriegswaffen zu kaufen, sei nicht richtig. "Das ist gegen den gesunden Menschenverstand." Der US-Präsident kündigte an, er wolle "in den nächsten Tagen" mit seiner Ehefrau Jill nach Texas reisen und sich dort mit Familien treffen.

Ein Vorfall in der texanischen Stadt Richardson sorgte am Mittwoch außerdem für Aufregung. Die Polizei wurde über einen Jugendlichen informiert, der bewaffnet in Richtung einer Schule laufen würde. Der verdächtige Schüler sei schließlich von der Polizei in der Schule aufgegriffen worden - Waffen seien aber nicht bei ihm gefunden worden, hieß es in einer Mitteilung. Allerdings hätten die Beamten im Kofferraum des Autos des Verdächtigen auf dem Parkplatz Waffen entdeckt. Der Jugendliche sei festgenommen worden - weitere Details gab die Polizei nicht bekannt.

ribbon Zusammenfassung
  • In den USA ist der Streit über strengere Waffengesetze nach dem Schulmassaker in Texas offen ausgebrochen.
  • Bei einer Pressekonferenz kam es zu einem scharfen Wortgefecht zwischen dem republikanischen Gouverneur Greg Abbott und dem Demokraten Beto O'Rourke.
  • Abbott kümmere sich mehr um seine politische Karriere als die Menschen in Texas, sagte O'Rourke.
  • Abbott reagierte auf die Vorwürfe nicht, während andere Offizielle O'Rourke zur Ordnung riefen und ihn aufforderten, den Saal zu verlassen.
  • Ein anderer Mann beschimpfte den Demokraten wüst: "Ich kann nicht fassen, dass Sie ein kranker Bastard sind, der aus einer Sache wie dieser ein politisches Thema machen will."