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Klimaschutz-Ausbildungszentrum in NÖ nimmt Fahrt auf

In Sigmundsherberg im niederösterreichischen Bezirk Horn ist am Freitag das europaweit erste Klimaschutz-Ausbildungszentrum offiziell eröffnet worden. Die vom Arbeitsmarktservice (AMS) und dem Berufsförderungsinstitut (bfi) NÖ geschaffene Einrichtung zielt darauf ab, Jobsuchenden Qualifizierungen in den Bereichen Technik und Energiewende zu bieten. Das soll dazu beitragen, den Arbeitskräftebedarf in diesen Wachstumsbranchen zu decken, war der Tenor bei einer Pressekonferenz.

Bereits seit Jänner werden in Sigmundsherberg 250 Ausbildungsmöglichkeiten für Jobsuchende sowie Kooperationspartner aus der Wirtschaft angeboten, am Freitag wurden im Waldviertel auch ganz offiziell die Pforten geöffnet. Ein eigener Infopoint mit den Schwerpunkten Klimaschutz und Erneuerbare Energien ist zusätzlich zum Schulungsangebot im Haus angesiedelt, er gilt als "Herzstück" des Projekts. 67 Personen, unter ihnen 24 Frauen, werden aktuell im Waldviertel ausgebildet.

Der neue Komplex mit einer Gesamtfläche von 5.500 Quadratmetern wurde in Sigmundsherberg am bisherigen Standort des Beruflichen Bildungszentrums (BBZ) errichtet. Mit der Umsetzung des Um- und Ausbaus beauftragt wurde als ehemaliger BBZ-Betreiber das bfi NÖ, das nun im neuen Zentrum den laufenden Schulungsbetrieb organisiert. Der Spatenstich war im September 2022 erfolgt, die Investitionskosten von 6,4 Millionen Euro wurden zur Gänze vom AMS NÖ getragen. Zu- und Neubau umfassen 1.300 Quadratmeter.

Angeboten wird im Zentrum künftig Fachkräftequalifizierung in elf Lehrberufen in den Bereichen Elektro-, Kälteanlagen-, Metall- sowie Installations-, Gebäude- und Heizungstechnik. Hinzu kommen Weiterbildungsmöglichkeiten für 22 Fachbereiche u.a. in der Erneuerbaren Energie und der Automatisierungstechnik. Alle Schulungsteilnehmer absolvieren als Einstiegsmodul den sogenannte Energieführerschein, die Themen Klima und Nachhaltigkeit sind in sämtlichen Ausbildungsvarianten vertreten. Am Ende steht für die Teilnehmer jeweils ein Zertifikat. Die angebotenen Lehrabschlüsse erfolgen generell in verkürzter Zeit, in der Regel nach 15 bis 22 Monaten.

Laut AMS-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern werden die in Sigmundsherberg ausgebildeten Personen am Jobmarkt bereits dringend benötigt. Sie verwies in der Pressekonferenz darauf, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften in klimarelevanten Berufen österreichweit in den vergangenen fünf Jahren um 38 Prozent gestiegen sei - in Niederösterreich habe das Plus 68 Prozent betragen. Für Jobsuchende, junge Menschen und vor allem Frauen würden sich "ganz viele Chancen und Möglichkeiten" für einen beruflichen Neuanfang ergeben, betonte Kern.

Auch Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer NÖ, hob die hohe Nachfrage nach Green Jobs hervor. Das nun abgeschlossene Projekt sei in dem Zusammenhang bereits auch "europäisch aufgeschlagen" und habe auf dieser Ebene für entsprechendes Interesse gesorgt. Geboten werde nunmehr eine "hochmoderne Ausbildung", geschaffen worden sei ein "Meilenstein der Qualifizierung". Christian Farthofer, Vorstandsvorsitzender des bfi NÖ, bezeichnete die Einrichtung als aus "der Notwendigkeit einer Adaptierung und Renovierung" des Bestandsobjekts hervorgegangen. Für das Waldviertel und die Region sei es "ein ganz besonderes Highlight", der Standort sei auch für die nächste Jahre und Jahrzehnte abgesichert.

Im Anschluss an die Pressekonferenz stand am Freitag eine Festveranstaltung samt feierlicher Eröffnung des Ausbildungszentrums auf dem Plan. Es müsse bewusst sein, dass "Klimawandel und Energiewende die größten Herausforderungen für unsere, aber auch die nächste Generation sind", sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). "Die Eröffnung des Klimaschutz-Ausbildungszentrums als Kompetenzzentrum in diesen Bereichen ist Vorbild für ganz Europa."

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) betonte den dringenden Bedarf an Fachkräften, "um die Klimawende zu schaffen." Umso wichtiger sei es, in der Arbeitsmarktpolitik genug Mittel und Investitionen zu haben, "aber auch zu schauen, wie wir möglichst viele Menschen in Österreich, die keine Ausbildung über den Pflichtschulabschluss hinaus haben, qualifizieren".

"Wir freuen uns, dass auch die Windbranche von dem Ausbildungszentrum profitieren wird", reagierte Fritz Herzog, Obmann der IG Windkraft. Zusätzliche Arbeitskräfte würden "schon jetzt dringend" benötigt.

Abgerundet wird das Eröffnungsprogramm mit einem Tag der offenen Tür am (morgigen) Samstag. Dafür angekündigt hat sich auch Sven Hergovich. Der nunmehrige SPÖ-Landesparteivorsitzende und Landesrat war in seiner früheren Funktion als Landesgeschäftsführer des AMS NÖ einer der Initiatoren des Projekts. "Das Klimaschutz-Ausbildungszentrum wird ein Vorreiter der Ausbildung in den Bereichen erneuerbarer Energie, umweltbezogener Gebäudetechnik und moderner, energieeffizienter Haustechnologie sein", blickte Hergovich am Freitag per Aussendung voraus.

ribbon Zusammenfassung
  • In Sigmundsherberg wurde das europaweit erste Klimaschutz-Ausbildungszentrum eröffnet, um Jobsuchenden Qualifizierungen in Technik und Energiewende zu bieten.
  • Das vom AMS NÖ finanzierte Projekt umfasst 250 Ausbildungsplätze und aktuell 67 Teilnehmer; die Nachfrage nach klimarelevanten Berufen stieg in NÖ um 68 Prozent.
  • Mit einer Investition von 6,4 Millionen Euro bietet das Zentrum Fachkräftequalifizierung in elf Lehrberufen und Weiterbildung in 22 Fachbereichen.