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"Klimaneutral"-Lüge: Gericht straft dm in Deutschland ab

Keine "klimaneutrale" Flüssigseife und kein "umweltneutrales" Spülmittel mehr. Die Drogeriemarktkette dm muss in Deutschland bei ihren Eigenmarken die Labels wechseln. Das urteilte am Mittwoch ein deutsches Gericht. Die Bezeichnungen auf den Produkten würden falsche Erwartungen wecken.

Was den Begriff "Umweltneutralität" angeht, rügte das Landesgericht Karlsruhe einen Verstoß gegen das Irreführungsverbot. "Die Werbung ist überschießend und damit unzutreffend", so der Richter. Die so beworbenen Produkte hätten keine ausgeglichene Umweltbilanz. 

Auch würden von 13 Wirkkategorien von Umweltbelastungen nur die Kategorien CO2-Emissionen, Nährstoffeintrag, Versauerung, Sommersmog und Ozonabbau erfasst.

Mit dem Urteil hatte eine Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) Erfolg. Sie hatte bei einigen mit den Wörtern "klimaneutral" oder "umweltneutral" etikettierten dm-Eigenprodukten unter anderem Hinweise vermisst, worin die Klima- oder Umweltneutralität genau besteht. 

Erfolg gegen Greenwashing

Auf eine Internetseite für nähere Informationen zu verweisen, sei zwar zulässig, so das Gericht. Der Verbraucher müsse aber auf der Verpackung diesen Hinweis erkennen können. Dafür reiche auch der Verweis auf ein Waldschutzprojekt in Peru nicht. "Der Claim der Klimaneutralität des Produkts geht prinzipiell über das hinaus, was mittels CO2-Zertifikaten aus Waldschutz erreichbar ist", betonte der Vorsitzende Richter Steffen Wesche.

"Das heutige Urteil gegen die Drogeriemarktkette dm ist ein Meilenstein für den Verbraucherschutz", so DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Er sprach von einem "wichtigen Erfolg gegen Greenwashing im Handel". Die DUH hat mehr als 20 Unternehmen wegen der Verwendung des Etiketts "Klimaneutralität" verklagt.

dm verzichtet auf "klimaneutral"-Label

dm hat nach eigenen Angaben bereits vor Monaten entschieden, auf das Label "klimaneutral" zu verzichten. Diese Produkte würden derzeit "abverkauft". Die Drogeriemarktkette versteht sich als Vorreiter auf dem Weg zum umweltneutralen Unternehmen. Kerstin Erbe, die für Produktmanagement verantwortliche Geschäftsführerin, sagte: "Wir sind hier umfassend, gesamthaft und pionierhaft unterwegs."

Wenn man Dinge in der Kommunikation optimieren könne, werde man dies auch tun. Weil dm einen umweltverträglichen Konsum ermöglichen wolle, habe das Unternehmen die Produktserie "Pro Climate" eingeführt, die mehr als 100 Artikel umfasse. Diese würden nun das neue Siegel "umweltneutral handeln" erhalten.

ribbon Zusammenfassung
  • Keine "klimaneutrale" Flüssigseife und kein "umweltneutrales" Spülmittel mehr.
  • Die Drogeriemarktkette dm muss in Deutschland bei ihren Eigenmarken die Labels wechseln.
  • Das urteilte am Mittwoch ein deutsches Gericht.
  • Die Bezeichnungen auf den Produkten würden falsche Erwartungen wecken.