Bub in Hundebox: Zustand schon "eine Woche vorher" sichtbar

Kinderarzt Hans Salzer untersuchte jenen 12-Jährigen, der nur knapp überlebte, nachdem er seiner Mutter abgenommen wurde. Nur Stunden später wäre er gestorben, schildert er. Mindestens eine Woche vorher hätte man schon erkennen können, dass das Leben des Buben bedroht ist. Dem Jugendamt macht er deshalb aber keinen Vorwurf.

Der damals 12-Jährige wurde auf die Intensivstation der Klinik Donaustadt gebracht, nachdem er wegen der Behandlung durch die Mutter ins Koma gefallen war. Die Frau steht aktuell in Krems vor Gericht. Zwölf Stunden später bekam Kinderarzt Hans Salzer den Buben zu Gesicht.

Hätte Jugendamt "auffallen sollen"

Dass es dem Buben zunehmend schlechter geht, sei seit November 2022 ersichtlich gewesen. "Mindestens eine Woche vorher" hätte man erkennen können, dass der Zustand des Buben sich massiv schlechter wird, ist sich der Kinderarzt sicher. 

Eine rapide Gewichtsabnahme wie die des Buben weise auf Magersucht, Krebserkrankung oder Herzmuskelentzündung hin, "da hätte man als Eltern reagieren müssen".

Behörde will sich nicht äußern

Am 18. November war das Jugendamt noch bei der Mutter und Kind. Laut ärztlicher Einschätzung "hätte das auffallen sollen", so Salzer. Allerdings könne es auch sein, dass das Jugendamt den Buben gar nicht zu Gesicht bekam. "Das kennt man ja."

Das zuständige Jugendamt wollte sich auf PULS 24 Anfrage nicht zu dem Fall äußern. Man könne kein laufendes Gerichtsverfahren kommentieren.

Das Büro der zuständigen Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) verweist auf den Bericht der Untersuchungskommission zu dem Fall, der kommende Woche der niederösterreichischen Landesregierung vorgelegt werde.

Wenige Stunde später wäre er tot gewesen

Das Kind war "schwerst krank, in einem lebensbedrohlichen Zustand". Der 12-Jährige konnte nicht mehr selbstständig atmen und wurde gerade noch rechtzeitig gefunden, beschreibt der gerichtliche Sachverständige im Interview mit PULS 24. Wenige Stunden später wäre das Kind gestorben, ist sich der Kinderarzt sicher. 

Wochenlang starke Schmerzen

"Er hat sicher seit September ununterbrochen starke Schmerzen gehabt. Kinder verarbeiten Schmerz anders als Erwachsene, da kommt zusätzlich die Angst dazu", sie wüssten auch nicht, warum sie Schmerzen haben, "das belastet sie extrem". Andere Kinder hätten zumindest eine Bezugsperson, die hilft.

Mutter hat "keine Reue gezeigt"

Der Anwalt des Kindes, Timo Ruisinger, im Interview mit PULS 24 Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz.

Das Kind war stark unterkühlt, beim Buben wurde "Erfrierungsstadium 3" diagnostiziert. Die Körpertemperatur beträgt zwischen 25 und 27 Grad, beschreibt Salzer. Er war nicht mehr ansprechbar, konnte sich nicht mehr bewegen, der Herzschlag war auf ein Minimum reduziert. Bei Stadium 4 tritt der Tod ein. 

ribbon Zusammenfassung
  • Kinderarzt Hans Salzer untersuchte jenen 12-Jährigen, der nur knapp überlebte, nachdem er seiner Mutter abgenommen wurde.
  • Nur Stunden später wäre er gestorben, schildert der Arzt.
  • Mindestens eine Woche vorher hätte man schon erkennen können, dass das Leben des Buben bedroht ist.
  • Dem Jugendamt macht der Kinderarzt deshalb aber keinen Vorwurf, da nicht klar sei, ob die Mitarbeiter den Buben damals überhaupt zu gesicht bekamen.