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Keine Einigung der EU-Gesundheitsminister zu AstraZeneca-Impfstoff

Die EU-Gesundheitsminister konnten sich nicht auf gemeinsame Vorgaben für den AstraZeneca-Impfstoff einigen.

Die EU-Gesundheitsminister haben sich bei einer virtuellen Sondersitzung nicht auf eine gemeinsame Empfehlung zum Umgang mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca einigen können. Damit herrschen in den Mitgliedsstaaten weiter unterschiedliche Vorgaben. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte sich im Kampf gegen die Pandemie zuvor weiter hinter den Impfstoff von AstraZeneca gestellt.

EMA empfiehlt Verimpfung

In einer Pressekonferenz bestätigte EMA einen möglichen Zusammenhang zwischen dem AstraZeneca-Impfstoff und seltenen Thrombosen. Dennoch empfiehlt die EMA eine uneingeschränkte Anwendung des Vakzins. Der Nutzen von AstraZeneca sei höher zu bewerten als die Risiken. Auch das nationale Impfgremium folgt dieser Empfehlung.

Das Nationale Impfgremium folgte bei der Einschätzung von AstraZeneca der Empfehlung der EMA. Das österreichische Impfprogramm wird fortgesetzt. Das wurde Mittwochabend bekannt.

"Derzeit soll das Impfprogramm in Österreich unter Berücksichtigung der epidemiologischen Situation und der verfügbaren Impfstoffe unverändert weitergeführt werden", hieß es in einer Stellungnahme des NIG. Denn es sei in allen Altersgruppen und bei Personen jeden Geschlechts ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis bestätigt worden. 

Verschiedene Altersgrenzen in EU-Ländern

Die portugiesische EU-Ratspräsidentschaft hatte in der Einladung zum Treffen der Gesundheitsminister eine einheitliche Linie eingemahnt. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte den Ministern ihren Redenotizen zufolge, ein koordiniertes Vorgehen "verwirre die Bürger nicht und leiste auch nicht einer Impf-Scheu Vorschub". 

Nachdem keine Einigung erzielt werden konnte soll das Thema bei zukünftigen Gesprächen wieder aufgegriffen werden. Damit blieben in der EU verschiedene Altersgrenzen gültig: In Frankreich etwa ab 55 Jahren, in Deutschland und Spanien ab 60, in Finnland ab 65. Andere Mitgliedsstaaten, darunter auch Österreich, haben keine Grenze festgelegt.

In früheren EU-Land Großbritannien sollen dagegen unter 30-Jährige nicht mehr mit dem Mittel geimpft werden, wie der Gemeinsame Impfausschuss (JCVI) bekannt gab. Im Königreich ist die Impfkampagne stark auf das von der Universität Oxford entwickelte AstraZeneca-Mittel ausgerichtet. 

169 Fälle von Gehirn-Thrombosen

Das AstraZeneca-Mittel ist der billigste Corona-Impfstoff auf dem Markt und zahlreiche Länder sind für ihre Impfkampagnen auf das Mittel angewiesen. Wissenschafter verfolgen mehrere Theorien, wie es nach Verabreichung des Mittels zu den Gerinnseln kommen kann. So wird auch einer möglichen Verbindung zur Einnahme der Anti-Baby-Pille nachgegangen. Experten betonen, dass Covid-19 selbst Thrombosen auslösen kann, wie auch viele weitverbreitete Medikamente, darunter die Anti-Baby-Pille. AstraZeneca hatte immer wieder erklärt, Studien hätten keine erhöhte Thrombose-Gefahr gezeigt. 

Bis zum 4. April seien in der EU 169 Fälle von seltenen Gehirn-Thrombosen bei 34 Millionen verabreichten Impfdosen gemeldet worden, sagte Sabine Straus, Vorsitzende des zuständigen EMA-Ausschusses für Risikobewertung. Die gemeldeten Blutgerinnsel seien vor allem bei Frauen im Alter von unter 60 Jahren binnen zwei Wochen nach der Impfung aufgetreten, so die EMA. Alter und Geschlecht hätten aber dennoch nicht als eindeutige Risikofaktoren ermittelt werden können.

ribbon Zusammenfassung
  • Die EU-Gesundheitsminister konnten sich nicht auf gemeinsame Vorgaben für den AstraZeneca-Impfstoff einigen.
  • Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte sich im Kampf gegen die Pandemie zuvor weiter hinter den Impfstoff von AstraZeneca gestellt.
  • Es gebe insgesamt aber weiter mehr Nutzen als Risiko beim Einsatz des Mittels.
  • Das Nationale Impfgremium folgte bei der Einschätzung von AstraZeneca der Empfehlung der EMA. Das österreichische Impfprogramm wird fortgesetzt.
  • Bis zum 4. April seien in der EU 169 Fälle von seltenen Gehirn-Thrombosen bei 34 Millionen verabreichten Impfdosen gemeldet worden, sagte Sabine Straus, Vorsitzende des zuständigen EMA-Ausschusses für Risikobewertung.