"Kein Lausbuben-Streich": Darum ist Böllern so gefährlich
Rettungskräfte mussten den 17-jährigen Tobias Messerer mehrmals reanimieren. Vor gut einem Jahr besorgte er sich einen sogenannten Super-Size-Böller in Tschechien. Die Silvesternacht endete für ihn dann aber unter Lebensgefahr im Spital. "Wie ich das Feuerzeug zum Böller hingehalten habe, ist Böller sofort explodiert", schildert er im PULS 24 Interview.
Ihn habe es sofort zu Boden geworfen. Erst habe er gar nicht bemerkt, dass seine Hand fehlte und seine Auge verletzt war. Mit letzter Kraft habe er um Hilfe gerufen.
Polizei "besonders aktiv"
Zwei Tote und 50 zum Teil Schwerverletzte forderte vergangenes Silvester, so Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei einer Kontrolle an der Grenze zu Tschechien, die PULS 24 begleitete. Die Polizei sei "besonders aktiv", um solche Unfälle in diesem Jahr zu verhindern. "Das ist kein Lausbuben-Streich", so der Innenminister. In den vergangenen Wochen wurden an der Grenze rund 20.000 Stück illegale Pyrotechnik sichergestellt.
Dabei wurden schon im Oktober bei Kontrollen an zwei Wiener Bahnhöfen rund 500 Stück illegale Pyrotechnik von der Polizei beschlagnahmt. Zwei Jugendliche wurden angezeigt. Am Donnerstag wurden am Bahnhof in Wien-Floridsdorf 359 Stück gefunden, es folgten neun Anzeigen.
Strenge Regeln
Feuerwerks-Kategorien mit schwerer Sprengkraft dürfen in Österreich nicht ohne Ausbildung gezündet werden. Gerade deshalb holen sich viele - wie auch Tobias Messerer - Böller im Ausland. In Europa und somit auch in Österreich sind pyrotechnische Gegenstände in Kategorien eingeteilt, die sich nach dem Verwendungszweck richten. Alles, was dem Unterhaltungszweck dient, ist den Kategorien F1 bis F4 - je nach Gefährlichkeit - zugeordnet.
F1 ist etwa eine Wunderkerze, der Schutzabstand beträgt hier einen Meter. F2 wäre das klassische Feuerwerk für Konsument:innen, das im Fachhandel verkauft wird. Es ist erst ab 16 Jahren freigegeben. Anwender:innen müssen einen Schutzabstand von acht Meter eingehalten, im Ortsgebiet darf es überhaupt nicht gezündet werden.
Ab der Kategorie F3 ist Sachkunde in Form eines Kurses an einer staatlich anerkannten Einrichtung erforderlich. Das betrifft sogenannte Mittelfeuerwerke. Die Gefahr, die von ihnen ausgeht, ist noch einmal deutlich höher als bei klassischen Feuerwerken. Deshalb ist ein Schutzabstand von 15 Metern notwendig.
Für die Kategorie F4 ist eine auf den Sachkundekurs aufbauende Ausbildung mit 15 Übungsfeuerwerken nötig. In Wien gibt es pro Jahr 10 bis 15 Absolvent:innen.
Die Polizei und Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) wiesen erneut darauf hin, dass Pyrotechnik ab der Kategorie 2 - dazu gehören Blitzknallkörper, Schweizerkracher, alle Raketen, Knallfrösche, Sprungräder oder ähnliches - im Ortsgebiet ausdrücklich verboten ist. Absolute Verwendungsverbote für Böller, Knaller & Co gelten in der Nähe von Tankstellen, Kirchen und Krankenhäusern.
Bei Verstößen gegen Bestimmungen des Pyrotechnikgesetzes drohen dem Verwender auch Verwaltungsstrafen bis zu 3.600 Euro.
WWF fordert Verbot
Bei unsachgemäßer Verwendung von Feuerwerkskörpern drohen aber nicht nur schwere Verletzungen und Strafen, auch die Folgen für Tiere und Umwelt sind enorm. Die Naturschutzorganisation WWF fordert deswegen ein weitgehendes Verkaufs- und Verwendungsverbot in Österreich und startete die Petition "Silvester ohne Böller".
Laut Marie Pfeiffer vom WWF steigt die Feinstaubbelastung in der Silvesternacht rasant an und überschreite die Grenzwerte des Emissionsschutzgesetzes "um ein Vielfaches". Dazu kämen Metallverbindungen, die freigesetzt werden. Diese werden eingeatmet und setzen sich in Boden und Gewässern ab. Und der Lärm löst Stress bei Haustieren aus.
Zusammenfassung
- Wer an Silvester ein Feuerwerk zünden möchte, sollte einige Grundregeln beachten.
- Sonst beginnt 2024 mit einer Anzeige oder gar im Krankenhaus.
- Das Wichtigste rund um Böller und Co.