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Pyrotechnik zu Silvester: Alle Regeln rund ums Feuerwerk

Wer an Silvester ein Feuerwerk zünden möchte, sollte einige Grundregeln beachten. Sonst beginnt 2024 mit einer Anzeige oder gar im Krankenhaus. Das Wichtigste rund um Böller und Co.

Der Jahreswechsel steht bevor. Glücksbringer verschenken, Raclette essen, zum Donauwalzer das Tanzbein schwingen - und nicht zuletzt ein Feuerwerk im heimischen Garten zünden. Das gehört für viele an Silvester dazu. Im Umgang mit Pyrotechnik gilt es jedoch einiges zu beachten, damit das neue Jahr nicht mit einer Anzeige oder gar im Krankenhaus beginnt.

Österreichs Pyrotechnikgesetz ist streng. Für jeden Feuerwerkskörper gibt es klare Regeln und Bestimmungen. Kategorien mit schwerer Sprengkraft dürfen nicht ohne Ausbildung gezündet werden. Gerade deshalb holen sich viele vor Silvester illegale Böller aus dem Ausland.

Geschosse aus Grenzorten

"Weil dort keiner kontrolliert", sagt Christoph Mayrhuber, Pyrotechnikexperte der Wiener Polizei. Konsument:innen seien vor allem junge Menschen und Familienväter, die die Gefährlichkeit unterschätzen. Neben dem Internet würden die Geschosse an leicht erreichbaren Grenzorten, etwa in Tschechien, vertrieben. "Da müsste man jedes einzelne Fahrzeug, was die Grenze passiert, kontrollieren."

In Europa und somit auch in Österreich sind pyrotechnische Gegenstände in Kategorien eingeteilt, die sich nach dem Verwendungszweck richten. Alles, was dem Unterhaltungszweck dient, ist den Kategorien F1 bis F4 - je nach Gefährlichkeit - zugeordnet.

Von einem Meter Abstand bis Sachkundekurs

F1 ist etwa eine Wunderkerze, der Schutzabstand beträgt hier einen Meter. F2 wäre das klassische Feuerwerk für Konsument:innen, das im Fachhandel verkauft wird. Es ist erst ab 16 Jahren freigegeben. Anwender:innen müssen einen Schutzabstand von acht Meter eingehalten, im Ortsgebiet darf es überhaupt nicht gezündet werden.

Ab der Kategorie F3 ist Sachkunde in Form eines Kurses an einer staatlich anerkannten Einrichtung erforderlich. Das betrifft sogenannte Mittelfeuerwerke. Die Gefahr, die von ihnen ausgeht, ist noch einmal deutlich höher als bei klassischen Feuerwerken. Deshalb ist ein Schutzabstand von 15 Metern notwendig.

Für die Kategorie F4 ist eine auf den Sachkundekurs aufbauende Ausbildung mit 15 Übungsfeuerwerken nötig. In Wien gibt es pro Jahr zehn bis 15 Absolvent:innen.

Saisonstart immer früher

Böller werden bereits weit vor Silvester besorgt, mittlerweile wird auch schon gerne zu Halloween geknallt. Für die Polizei beginnt die Saison daher immer früher. Erst am 25. Oktober warfen Unbekannte Pyrotechnik in den Lüftungsschacht eines Mehrparteienhauses in Floridsdorf und richteten enormen Schaden an. Verletzt wurde in diesem Fall niemand.

Im vergangenen Jahr verursachte die Silvesterknallerei am letzten Tag des Jahres Schäden in der Höhe von vier Millionen Euro, wie Zahlen der Wiener Städtischen Versicherung zeigten. Silvester ist die teuerste Nach des Jahres.

Gefahr durch "Bastler"

Besonders risikoreich sind selbst gebastelte Feuerwerkskörper. Wenn Laien mit kritischen Mischungen hantieren, kann die Sprengkraft unberechenbar sein. "Der kleinste Funke kann zu einem katastrophalen Ende führen", so Mayrhuber. "Der Bastler nimmt ja keine kleinen Mengen, der meint ja, er muss den Super-Wumms bauen."

Dabei würden schon geringe Mengen reichen, um bei einem Knall Überschallgeschwindigkeit zu erreichen. Die im Handel legal erhältliche Pyrotechnik, die für die Konsument:innen freigegeben sei, haben Abbrenngeschwindigkeiten von maximal 500 bis 600 Meter pro Sekunde. "Das ist immer noch viel, aber kein Überschall", betonte Mayrhuber.

Im Schnitt 200 Personen im Spital

Wie gefährlich der unsachgemäße Umgang mit Böllern werden kann, zeigen die Zahlen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV). Im Schnitt müssen pro Jahr 210 Personen nach Pyrotechnikunfällen im Spital behandelt werden. Die vergangenen beiden Jahreswechsel hatten zudem insgesamt drei Todesopfer gefordert. Von 2022 auf 2023 wurde Freunden in Niederösterreich ein illegal eingeführter Böller zum Verhängnis.

Junge Menschen und Kinder werden auffallend oft zu Opfern von Unfällen mit Pyrotechnik, wie auch Befragungen von Unfallopfern zeigen. 47 Prozent der Betroffenen waren Jugendliche beziehungsweise junge Erwachsene im Alter von 15 bis 24 Jahren. 15 Prozent waren Kinder bis zum Alter von 14 Jahren. Die Zahlen decken sich mit der Erfahrung von Mayrhuber. Die meisten Silvesterunfälle mit Feuerwerkskörpern und Böllern passieren dabei in Wien, Nieder- und Oberösterreich. 

ribbon Zusammenfassung
  • Im Umgang mit Pyrotechnik gilt es einiges zu beachten, damit das neue Jahr nicht mit einer Anzeige oder gar im Krankenhaus beginnt.
  • Österreichs Pyrotechnikgesetz ist streng, für jeden Feuerwerkskörper gibt es klare Regeln und Bestimmungen.
  • In Österreich sind pyrotechnische Gegenstände in Kategorien eingeteilt, die sich nach Verwendungszweck und Gefährlichkeit richten.
  • Kategorien mit schwerer Sprengkraft dürfen nicht ohne Ausbildung gezündet werden.
  • Im Schnitt müssen pro Jahr 210 Personen nach Pyrotechnikunfällen im Spital behandelt werden.