"Kann Mann nicht ertragen": Opfer von Avignon verlässt Gericht
Über Jahre hinweg ist die 72-jährige Gisèle P. im Auftrag ihres Mannes von Fremden missbraucht worden. Rund zweihundert Mal sei sie zwischen 2011 und 2020 Opfer von Missbrauch geworden. Ihr Mann, Dominique P., soll Fremde ins Haus gelassen und Giséle P. vorab mit Medikamenten betäubt haben.
P. und 50 weitere Männer stehen deshalb seit Anfang September vor Gericht im französischen Avignon. Die 72-Jährige hatte jegliche Gerichtsverhandlung über sich ergehen lassen und detailliert geschildert, was ihr widerfahren ist.
Doch bei den Aussagen von Vincent C. verließ sie erstmals den Gerichtssaal. C. habe die Frau zweimal missbraucht. Zwei Videos, die Dominique P. anfertigte, wurden dem Gericht als Beweis vorgelegt. C. gab den Geschlechtsverkehr zwar zu, habe aber nicht das Gefühl gehabt, dass er eine Vergewaltigung beging.
"Diente dem Vergnügen des Paares"
"Wenn der Ehemann zu mir sagt: 'Sie ist zu Bett gegangen, wir wecken sie', dann entfällt für mich die Frage nach der Einwilligung", so C. laut "Bild".
Der Richter fragte den Angeklagten, welches Interesse er an Geschlechtsverkehr mit einem trägen Körper habe. "Es diente dem Vergnügen des Paares", so C.
Video: Versuchter Missbrauch - Prozess gegen Schauspieler
"Kann diesen Mann nicht ertragen"
C. soll mit Dominique P. durch ein Forum auf einer Website in Kontakt gekommen sein. Er habe "wenig Auswahl" bei Sex-Dates gehabt, erläuterte er.
Er habe versucht den Missbrauch kleinzureden. Für Gisèle P. dürften diese Aussagen zu viel gewesen sein. "Ich kann diesen Mann nicht ertragen", soll sie laut "BBC" gesagt haben.
Als die Aufnahmen allerdings vor Gericht gezeigt werden, wendet er den Blick vom Bildschirm ab, so "BBC". Er habe nach dem ersten Missbrauch zu Dominique P. gesagt, dass "er es seltsam fand", meinte C.
"Taten kommen Vergewaltigung gleich"
Er räumt den Missbrauch ein: "Jetzt, wo mir erzählt wird, wie sich die Ereignisse entwickelt haben, kämen die Taten, die ich begangen habe, einer Vergewaltigung gleich", berichtet die "Bild". Der Richter fragt, ob C. wisse, dass Gisèle P. Opfer seiner Taten war. Er antwortet: "Ja".
Zehn Jahre lang war Gisèle Opfer des Missbrauchs geworden. Sie habe nichts geahnt, sagte sie an den ersten Prozesstagen. Sie fand sich in Trancezuständen wieder und konnte sich an Teile des Tages nicht mehr erinnern, berichtete eine Frankreich-Korrespondentin der "New York Times".
Erst Jahre nachdem sie erfahren hatte, dass ein Video existiert, habe sie im Mai schließlich den Mut gefunden, sich die Aufnahme anzusehen.
"Ich liege regungslos auf dem Bett und werde vergewaltigt", beschrieb sie es vor Gericht. Es sei "barbarisch", die Männer würden sie "wie eine Stoffpuppe" behandeln.
Zusammenfassung
- Im Missbrauchsprozess rund um die 72-jährige Französin Gisèle P. nahm vergangene Woche ein weiterer, mutmaßlicher Vergewaltiger auf der Anklagebank Platz.
- Er redete die Vorfälle klein. Gisèle P. musste daraufhin den Gerichtssaal verlassen.
- "Ich kann diesen Mann nicht ertragen", sagte die 72-Jährige.