Kampf gegen Boulevard: Prinz Harry sagt am Dienstag aus
Es ist vermutlich das erste Auftreten eines Senior-Royals im Zeugenstand seit dem 19. Jahrhundert. Prinz Harry wird voraussichtlich am Dienstag gegen die britischen Boulevard-Medien der Mirror Group aussagen, wie der britische "The Guardian" berichtet. In dem Verfahren geht es um den Telefon-Hack-Skandal, bei dem es neben dem Prinzen auch noch andere prominente Betroffene gibt.
Was ist der Telefon-Hack-Skandal?
Gemeinsam mit anderen Kläger:innen wirft Harry den Boulevard-Medien "Daily Mirror", "Sunday Mirror" und "People" vor, jahrelang sein Telefon abgehört zu haben. Die Journalist:innen sollen sich auch illegalerweise Zugriff zu Mailboxen verschafft haben.
Was Harry genau aussagen wird, ist noch unklar. Die wenigsten rechnen aber damit, dass Harry ein gutes Haar an der "tabloid press" lassen wird. Zur Erinnerung: In der Vergangenheit nannte er sie "das Mutterschiff des Online-Trollings".
Die britische Boulevard-Presse gilt im internationalen Vergleich als besonders skrupellos. Harry selbst macht sie für den Unfalltod seiner Mutter Diana verantwortlich. In seiner Biografie schreibt er davon, wie die Presse seinen Beziehungen zerstört habe. Seither leide er unter Verfolgsungwahn.
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Eine Person, die sehr wahrscheinlich vor Gericht nicht besonders gut wegkommen wird, ist Piers Morgan. Er war zwischen 1995 und 2004 leitender Redakteur beim "Daily Mirror". Laut den Anwälten des Prinzen soll er einer jener leitenden Angestellten gewesen sein, der die illegale Beschaffung privater Informationen autorisiert hatte.
Entschuldigung von Morgan? Wohl kaum
Angesprochen auf die Frage, ob er sich bei Prinz Harry entschuldigen sollte, meinte Morgan zuletzt lakonisch, dass er sicher keinen Vortrag über Privatsphäre von jemandem anhören werde, der "die letzten drei Jahre zynisch und ohne Rücksicht auf Verluste in die Privatsphäre der Königsfamilie eingedrungen ist für seinen eigenen kommerziellen Gewinn."
Morgan profiliert sich schon länger als scharfer Kritiker von Harry und Meghan. Die Netflix-Dokumentation der beiden bezeichnete er etwa "schlimmer als bei 'Keeping up with the Kardashians'".
Aus anderen Prozessen sind illegalen Methoden, mit denen "Daily Mirror", "Sunday Mirror" und "People" gearbeitet haben, schon länger bekannt. Im Telefon-Bespitzelungsprozess weisen sie jedoch alle Vorwürfe zurück. Die Anwälte der Medien argumentieren außerdem, die sechsjährige Klagefrist sei bereits abgelaufen.
Prinz Harry und weiter prominente Kläger:innen wie etwa Elton John erklärten, dass ihnen innerhalb der Klagefrist schlicht noch nicht bewusst gewesen sei, was passiert ist.
Harry Lebenswerk
Dass Harry vor Gericht aussagt, ist ungewöhnlich. Die allermeisten berühmten Personen versuchen sich über Beilegungen zu einigen, da Gerichtsprozesse oft nur schwer abzuschätzen und sehr teuer sind. Für Harry könnte es jedoch ein großer Moment werden, auf den er lange gewartet hat. Es ist schließlich seine "Lebensaufgabe, die britische Medienlandschaft zu verändern", wie er selbst sagt.
Zusammenfassung
- Am Dienstag soll Harry vor dem Obersten Gerichtshof in London aussagen.
- Es geht um seinen Kampf gegen die britische Boulevard-Presse, der Harry Bespitzelung vorwirft.
- Gemeinsam mit anderen Kläger:innen wirft Harry den Boulevard-Medien "Daily Mirror", "Sunday Mirror" und "People" vor, jahrelang sein Telefon abgehört zu haben.
- Die Journalist:innen sollen sich auch illegalerweise Zugriff zu Mailboxen verschafft haben.
- Es ist vermutlich das erste Auftreten eines Senior-Royals im Zeugenstand seit dem 19. Jahrhundert.
- Was Harry genau aussagen wird, ist noch unklar. Die wenigsten rechnen aber damit, dass Harry ein gutes Haar an der "tabloid press" lassen wird.