Inferno auf Rhodos: "Mussten um unser Leben rennen"
Die griechische Urlaubsinsel Rhodos steht weiterhin in Flammen. Seit Samstag werden tausende Urlauber und Bewohner vor den Bränden in Sicherheit gebracht. Unter ihnen auch mindestens 100 Urlauber:innen aus Österreich.
Denise Gleich aus Österreich und ihre deutsche Freundin Elissa Illic befanden sich am Samstag am Strand als das Feuer immer näher kam. "Unter am Strand kamen Leute mit Koffern und haben zu uns gesagt, dass wir um unser Leben rennen sollen". Die beiden Frauen schildern die chaotische Evakuierung am Samstag im PULS 24-Interview.
Mit Militärautos zum Strand
Nach der Warnung der anderen Urlaube begannen Denise und Elissa fünf bis zehn Kilometer in die entgegengesetzte Richtung des Feuers zu gehen. Ihre Habseligkeiten waren weiterhin im Hotel: "Wir hatten kein Geld, kein Pass, keine Papiere, keinen Koffer, keine Klamotten, nur die Bikinis", schildert Gleich die dramatische Situation.
Ohne Wasser und in brütender Hitze kamen die beiden Frauen schließlich bei einem anderen Hotel an. Militärautos brachten sie später zum Strand: "Es war viel zu überfüllt, alle hatten Panik. (…) Am Strand standen locker 10.000 Menschen". Mit zwei kleineren Booten wurden die Leute schließlich zu einem größeren Schiff gebracht, doch auch hier lief es alles andere als reibungslos ab: "Die Leute hatten Panik, die sind auf die Boote rauf gesprungen".
"Waren die ganze Zeit am Beten"
"Wir dachten ein paar Mal, dass wir sterben würden. Wir waren die ganze Zeit am Beten", erklärt Illic im Gespräch. Um sich in der dieser Ausnahmesituation nicht allein zu fühlen, suchten sie Gruppen, die ebenfalls Deutsch sprechen konnten.
Nun sind die beiden Frauen zu ihrem Hotel zurückgekehrt und sehen zum ersten Mal, welche Zerstörung des Feuers angerichtet hat. Gleich zeigt sich sichtlich gerührt und sagt: "Wir sind einfach froh, dass wir leben".
Urlauber kehren zu ihren Hotels zurück
So wie Elissa und Denise geht es vielen Menschen aktuell. PULS 24 Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz befindet sich aktuell auf Rhodos. Sie erklärt, dass die Menschen nach und nach zu ihren Hotels zurückkehren, um ihre zurückgelassenen Sachen zu holen. Unterstützt werden sie dabei nicht nur vom Staat, sondern auch von privaten Personen.
Elissa ist für die Hilfsbereitschaft der Menschen dankbar. Während ihres dreitägigen Aufenthalts in einer Schule haben sie Essen, Kleidung und Hygieneartikel bekommen. "Die Klamotten, die wir anhaben, sind von denen. Wir hatten ja nichts dabei."
Winde erschweren Löscharbeiten
Starke Winde erschweren den Kampf gegen die Waldbrände auf der griechischen Ferieninsel Rhodos. Sechs Dörfer nördlich und westlich der antiken Stätte von Lindos waren am Dienstag bedroht. Mit dem ersten Tageslicht wurden erneut Löschflugzeuge und -helikopter eingesetzt, um die Flammen in den Griff zu bekommen, wie die Feuerwehr am Dienstagmorgen mitteilte. Noch zwei Tage herrscht in dem Land Extremhitze, danach sollen die Temperaturen zurückgehen.
"Die Löscharbeiten gestalten sich (auf Rhodos) wegen der drehenden Winde sehr schwierig", sagte ein Sprecher der Feuerwehr im staatlichen Rundfunk. Auch auf der Insel Euböa im Nordosten Athens toben rund um die Hafenstadt Karystos Brände, die Dörfer bedrohen.
Nach Angaben des Wetteramts werden am Dienstag und vor allem am Mittwoch in weiten Teilen Griechenlands Temperaturen deutlich über 40 Grad herrschen. Im Westen des Landes soll es den Meteorologen am Mittwoch sogar mehr als 46 Grad heiß werden. Am Donnerstag wird dann eine Abkühlung auf etwa 35 Grad erwartet.
Helpdesk am Flughafen
Österreichische Betroffene können sich jederzeit an das österreichische Außenministerium (+43 501150-4411) oder die Botschaft in Athen (+30 6944278148) wenden. Die griechischen Behörden haben am Flughafen einen Helpdesk eingerichtet. Urlauber, deren Pässe bei der Evakuierung abhandengekommen sind, bekommen dort eine Bestätigung. Reisende können damit auch ohne Reisedokument ins Flugzeug einsteigen, sagte eine Sprecherin.
Zusammenfassung
- Tausende Menschen sitzen aktuell ohne ihre Koffer in Notunterkünften. Sie warten darauf, dass sich die Brände beruhigen und sie nach Hause zurückkehren können.
- Unter ihnen auch die Österreicherin Denise Gleich und die deutsche Elissa Illic.
- Im PULS 24-Interview schildern sie die Evakuierung am Samstag.