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Immer mehr verletzten sich beim Trendsport Mountainbiken

Bereits die vergangenen Jahre hat Mountainbiken einen regelrechten Boom erlebt. Das zeigt sich auch bei den Verunglückten, ihre Zahl hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Mountainbike-Unfälle liegen hinter Wander- und Skiunfällen auf Platz drei im alpinen Bereich, sagte Peter Paal, Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit (ÖKAS), bei einer Online-Pressekonferenz mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) am Donnerstag.

Es könnten durch das Tragen passender Schutzausrüstung und die Verbesserung der Fahrtechnik viele Verletzungen verhindert werden. Eine Studie des KFV und des ÖKAS ergab Einblick in das Nutzungsverhalten und Unfallgeschehen, die Ergebnisse wurden präsentiert.

Wie aus der Alpinunfallstatistik des ÖKAS und der Alpinpolizei hervorgeht, sind im Jahr 2021 insgesamt 1.038 Mountainbiker verunfallt, der Zehn-Jahres-Schnitt lag bei 612. Diese Statistik bildet jene Unfälle ab, die polizeilich registriert wurden. Laut der KFV-Unfalldatenbank Injury Database (IDB) mussten im Vorjahr 9.000 Menschen nach Mountainbike-Unfällen im Spital behandelt werden, 2019 waren es noch 6.100 gewesen. 16 Radfahrer starben 2021, acht davon an Herz-Kreislauf-Versagen, erläuterte Judith Zauner vom ÖKAS. Fünf Lenker waren mit dem E-Bike unterwegs. Jedes Jahr werden laut Paal rund 200.000 Mountainbikes in Österreich verkauft, bereits die Hälfte sind E-Bikes.

Die allermeisten Unfälle geschehen mit 96 Prozent bei der Abfahrt. "Unsere Studienergebnisse zeigen, dass der Trendsport mit einem Männeranteil von 77 Prozent immer noch Männerdomäne ist. Das spiegelt sich auch in den Unfallzahlen wider: 78 Prozent der Verletzten sind männlich, bei tödlichen Unfällen sind es sogar 98 Prozent", erläuterte Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV. Seit 2015 starben 41 Radfahrer und eine Radfahrerin.

Online wurden 2.000 Biker befragt. Dabei gaben nur 14 Prozent der Radfahrer an, Bike-Parks regelmäßig zu nützen, doch laut Alpinunfalldatenbank ist rund ein Drittel der Unfälle (32 Prozent) diesem Bereich zuzurechnen. Das zeigt, dass die anspruchsvollen Abfahrten in Bike-Parks mit einem höherem Verletzungsrisiko verbunden sind. Bezüglich der Unfallursache gab rund die Hälfte (54 Prozent) der Mountainbiker an, Fehleinschätzungen bzw. Fahrfehler gemacht zu haben, wie zu starkes Bremsen. Unerwartete Bodenbeschaffenheiten, beispielsweise Löcher oder Äste verursachten ein Viertel aller Unfälle.

Vorigen Sommer führte das KFV auch Geschwindigkeitsmessungen mit Seitenradargeräten und Beobachtungen durch. Bei den Messungen kam heraus, dass Radfahrer mit 29 km/h am schnellsten in Bike-Parks unterwegs sind. Auf Trails lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 24 km/h, auf Fahr-/Forstwege bei 26 km/h. Mit bis zu 70 km/h wurden die höchsten Geschwindigkeiten jedoch auf Fahr- und Forstwegen gemessen - wobei hier im Besonderen die Breite und Geradlinigkeit der Wege zum Schnellfahren einlädt. Während 39 Prozent der Männer 30 km/h oder mehr beim Abfahren erreichen, sind es bei den Frauen nur 14 Prozent. Mehr als 22.400 Messungen wurde an sieben Erhebungspunkten vom Wechsel bis Tirol durchgeführt.

Allgemeines Gefahrenbewusstsein beim Biken zeigt die hohe Helmtragequote von 95 Prozent - das ging aus der Beobachtung seitens des KFV/ÖKAS von rund 662 Mountainbikern ebenfalls im vergangenen Sommer hervor. Dass Bike-Parks mit vielen Sprüngen und Steilkurven ein höheres Risiko als andere Routen bergen, lässt sich auch am Tragen von Schutzausrüstung beobachten. Denn dort werden häufiger und vor allem mehr Protektoren getragen als auf Fahr/-Forstwegen und Trails. Dies gilt insbesondere für Knieschützer (79 Prozent), Vollvisierhelme (Helme mit Kinnbügel, 70 Prozent), Ellbogenschützer (47 Prozent) und Rücken- oder Rumpfprotektoren (45 Prozent). Auf Forstwegen und Trails tragen außer einem Helm nur wenige eine entsprechende Schutzausrüstung.

Mittlerweile ist rund jeder Fünfte mit einem E-Mountainbike unterwegs, wie die KFV/ÖKAS Befragung ergab. "Durch den E-Bike-Boom in den letzten Jahren ist der Anteil an E-MTB-Unfällen in den letzten Jahren (2015-2020) von ein auf elf Prozent gestiegen", erläuterte Paal. Er riet in der Mountainbike-Saison zu einer soliden Tourenplanung und passender Schutzausrüstung. Das Mountainbike müsse jedes Jahr geprüft, das Fahren an die technischen Fähigkeiten und die Geschwindigkeit an die jeweilige Situation angepasst werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Bereits die vergangenen Jahre hat Mountainbiken einen regelrechten Boom erlebt.
  • Das zeigt sich auch bei den Verunglückten, ihre Zahl hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt.
  • Während 39 Prozent der Männer 30 km/h oder mehr beim Abfahren erreichen, sind es bei den Frauen nur 14 Prozent.
  • Dass Bike-Parks mit vielen Sprüngen und Steilkurven ein höheres Risiko als andere Routen bergen, lässt sich auch am Tragen von Schutzausrüstung beobachten.