"Im Sog Japans" - Österreicher durchlitt Weg zum Bergmönch
Die erste Station auf der Reise nach Japan war in einer Videothek: Als Teenager lieh sich Grübl einen Film aus, dessen Helden die berühmt-berüchtigen Ninja-Krieger waren. "Es hat mich nicht mehr losgelassen", erzählte der Kampfkünstler. Nach einigen Jahren Judo-Training und vergeblichen Versuchen, japanische Lehrer zu kontaktieren, ließ sich schließlich ein Meister erweichen. "Einige Zeit später stand ich in einem traditionell mit Reismatten ausgelegten Trainingsraum", erinnerte sich der Niederösterreich. Trainingspartner waren nicht nur Hobbysportler, sondern auch schwersttätowierte Mitglieder der Yakuza, der japanischen Mafia.
In einer Kampfkunst-Schule in Tokio entdeckte Grübl dann auf einem Bild eine Gestalt, die sein Leben nachhaltig beeinflussen sollte: Einen Yamabushi, einen asketischen Bergmönch. Diesen Einsiedlern werden in der japanischen Folklore schier unmenschliche Fähigkeiten zugesprochen - so sollen sie über Feuer gehen können, selbst im Winter unter Wasserfällen meditieren und durch ihre Praxis die Angst vor dem Tod überwunden haben. "Ich war fasziniert. Gleichzeitig lösten mir diese Leute aber auch ein gewisses Unbehagen ein", so der Kampfkünstler.
Über japanische Kontakte und durch beharrliches Insistieren, erbarmte sich auch hier ein Lehrer und Grübl begann seinen Weg als Bergmönch in Ausbildung. Und dieser war wahrlich kein Honigschlecken: Es folgten kräftezehrende Bergwanderungen mit kaum Essen und Trinken, dafür immer wiederkehrenden Rezitationen und asketischen Übungen, die den Pilger über seine Grenze hinausbringen sollten. Neben Meditationen unter eiskalten Wasserfällen stand auch "Jingokyu, das Durchleben der Hölle" auf dem Programm: Hier wurden nach einer langen Gebetsnacht in einem Ofen Sägespäne gemeinsam mit geriebenen Chilischoten verbrannt. Die Adepten mussten nun solange mit brennenden Lungen ihre Gebete sprechen, bis endlich die Türen wieder geöffnet wurden. "Ich habe mich schon öfters gefragt, warum ich mir das eigentlich antue", sagte Grübl.
Die härteste Prüfung sollte aber noch folgen: der 170 Kilometer lange Okugaje-Pilkerweg. Nach einem Bad in einem eiskalten Fluss müssen auf der Bergroute 75 Exerzitien durchlaufen werden. Die wohl grimmigste Prüfung dient dazu, dem Tod ins Auge zu sehen. Dafür stand Grübl kopfüber auf einer Klippe, die rund 80 Meter steil abfiel, gesichert nur durch ein von anderen Teilnehmern gehaltenes Tau. "Plötzlich lassen die Männer dann das Tau kurz los. In diesem Moment steht die ganze Welt still", erinnerte sich Grübl.
Grübl ist inzwischen wieder in Österreich und betreibt bei Tulln eine kleine Karate-Schule. Falls jemand nach der Lektüre von "Im Sog Japans" das Bedürfnis verspürt, sich ähnlichen Strapazen auszusetzen, kann man den Autor via seiner Facebook-Seite kontaktieren. "Ich helfe gerne weiter."
Zusammenfassung
- Der Kampfkünstler Christian Grübl hat Seiten von Japan erlebt, die wohl kaum ein anderer Europäer bisher kennengelernt hat.
- Der Niederösterreicher trainierte mit Yakuza-Gangstern Karate, meditierte mit Asketen unter eiskalten Wasserfällen und durchlief eine nahezu unmenschliche Ausbildung zum asketischen Bergmönch.
- Einblicke in diese extreme Welt gibt nun der Bildband "Im Sog Japans".
- "Ich helfe gerne weiter."