Großbritannien: Sprit-Mangel spitzt sich zu
"Wir wollen sicherstellen, dass wir alle notwendigen Vorbereitungen treffen, um bis Weihnachten und darüber hinaus durchzuhalten, nicht nur bei der Versorgung der Tankstellen, sondern in allen Lieferketten", erklärte Boris Johnson am Dienstag.
Notfalls soll auch die Armee zur Überbrückung der Engpässe bei der Benzinversorgung helfen. Großbritannien kämpft bereits mit steigenden Gas-Preisen, die Energiekosten in die Höhe treiben und zu einer Waren-Verknappung geführt haben. Auch die Europäische Union ist wegen der Gas-Kosten beunruhigt.
Vereinzelt kam es zu Rangeleien, weil Autofahrer beim Kampf um den Zugang zur Zapfsäule drängelten. Im Internet wurden Bilder gepostet, die Menschen zeigten, die Benzin in alte Wasser-Flaschen statt in Reserve-Kanister abfüllten. Verkehrsminister Grant Shapps rief die Bürger deshalb dazu auf, das zu unterlassen: "Das ist gefährlich."
Hamsterkäufe verschlimmern Lage
Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng erklärte, Soldaten könnten bei den Benzin-Lieferungen aushelfen. Eine begrenzte Zahl von Militärtanklaster-Fahrern sei in Bereitschaft versetzt worden. Sie sollen bei Bedarf eingesetzt werden zur Versorgung eingesetzt werden. Großbritannien hat hier derzeit erhebliche Engpässe. Dies liegt nicht an einem Mangel an Benzin. Vielmehr kann Treibstoff nicht in ausreichendem Umfang zu den Tankstellen transportiert werden, weil Zehntausende Lkw-Fahrer fehlen. Panik- und Hamsterkäufe verschlimmerten die Lage zuletzt noch. Der britische Ärzteverband forderte einen bevorzugten Treibstoff-Zugang des Gesundheitspersonals, damit dieses in die Krankenhäuser und Praxen kommen kann.
In manchen Landesteilen waren bis zu 90 Prozent der Tankstellen ohne Sprit, wie der Branchenverband PRA mitteilte. Vor den verbliebenen Zapfsäulen bildeten sich mitunter lange Schlangen. Vereinzelt kam es gar zu Rangeleien. Die Versorger kündigten eine Entspannung in den kommenden Tagen an. Die Nachfrage werde sich auf üblichem Niveau normalisieren, weil viele Kunden überversorgt seien. In Großbritannien fehlen schätzungsweise 100.000 Lkw-Fahrer. Wegen des Brexit sind viele Trucker auf den europäischen Kontinent zurückgekehrt. Außerdem hatten die Corona-Beschränkungen zur Folge, dass die Ausbildung ins Stocken kam. Wirtschaftsminister Kwarteng bezeichnete die Bereitstellung von Armee-Fahrern als zeitlich befristete Vorsichtsmaßnahme.
Die britische Volkswirtschaft ist die fünftgrößte der Welt. Mitten in der Erholung von der Corona-Krise gibt es neue Rückschläge. So bringt inzwischen ein starker Anstieg der Erdgaspreise Energiekonzerne in Bedrängnis. Zudem führen die Lieferengpässe dazu, dass auch Gebrauchsgüter vor dem Weihnachtsgeschäft deutlich teurer werden.
Energiepreise sollen auch Thema beim EU-Gipfeltreffen kommenden Monat werden. Hintergrund ist der Anstieg der Gas-Preise um über 300 Prozent in diesem Jahr. Zwar ist die Energieversorgung Aufgabe der einzelnen Mitgliedsstaaten. Einige Staaten fordern aber ein abgestimmtes Vorgehen der EU.
Zusammenfassung
- In Großbritannien fehlt weiterhin der Benzin an den Tankstellen. Premierminister Boris Johnson hat angesichts von Panik-Käufen an Tankstellen und Versorgungsengpässen der Bevölkerung ein ausreichendes Angebot zugesichert.
- "Wir wollen sicherstellen, dass wir alle notwendigen Vorbereitungen treffen, um bis Weihnachten und darüber hinaus durchzuhalten, nicht nur bei der Versorgung der Tankstellen, sondern in allen Lieferketten", erklärte der Regierungschef am Dienstag.
- Notfalls soll auch die Armee zur Überbrückung der Engpässe bei der Benzinversorgung helfen. Großbritannien kämpft bereits mit steigenden Gas-Preisen, die Energiekosten in die Höhe treiben und zu einer Waren-Verknappung geführt haben.
- Auch die Europäische Union ist wegen der Gas-Kosten beunruhigt.
- Vereinzelt kam es zu Rangeleien, weil Autofahrer beim Kampf um den Zugang zur Zapfsäule drängelten. Im Internet wurden Bilder gepostet, die Menschen zeigten, die Benzin in alte Wasser-Flaschen statt in Reserve-Kanister abfüllten.
- Verkehrsminister Grant Shapps rief die Bürger deshalb dazu auf, das zu unterlassen: "Das ist gefährlich."