Forscher beschrieben drei Haupttreiber für Corona-Pandemie
Eine große Untersuchung aus Südkorea kam nach der Analyse von mehr als 59.000 Fällen zum Schluss, dass die Ansteckungsgefahr in einem Haushalt sechs Mal höher ist als bei anderen engen Kontakten. "Dies steht im Einklang mit der Tatsache, dass der Kontakt im Haushalt eine Hauptursache für die Übertragung anderer Atemwegsviren ist", betonen die Autoren.
Ein vergleichbar hohes Risiko hätten auch sonstige Einrichtungen mit engem Zusammenleben wie Gefängnisse, Sammelunterkünfte und Pflegeeinrichtungen. Auch wenn sehr viele Ansteckungen auf private Haushalte und ähnliche Wohnsituationen entfallen, seien es doch die Virusübertragungen außerhalb davon, die verschiedene Haushalte miteinander verbindet, schreiben die US-Experten. Diese seien "essenziell für die Aufrechterhaltung der Epidemie".
Ansteckungen in solchen Situationen hängen demnach von einem komplexen Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren ab. Eine wichtige Rolle spielen die sogenannten Superspreading-Events - also wenn ein Infizierter bei einem Ereignis viele Menschen ansteckt, teilweise ohne selbst Symptome zu zeigen. Beispiele dafür waren in der Vergangenheit etwa Chorproben, Gottesdienste, Hochzeiten oder Betriebe, die Fleisch verarbeiten. Dabei könne eine kleine Anzahl Menschen für sehr viele Infektionen verantwortlich sein. Die Forscher verweisen auf Studien, denen zufolge bei Sars-CoV-2 etwa zehn Prozent der Fälle 80 Prozent der Infektionen verursachten.
Der dritte Treiber, der die Pandemie aufrecht erhält, ist demnach die interregionale bis internationale Verbreitung durch Reisende. Schon wenige Fernverbindungen könnten dafür sorgen, dass das Virus sich weltweit ausbreiten könne. "Das ist ein Grund, warum frühe Reiseverbote die globale Ausbreitung von Sars-CoV-2 nicht stoppen konnten, obwohl sie die Pandemie möglicherweise verlangsamt haben", schreiben die Wissenschafter. Dass Reisebeschränkungen funktionieren können, hätten die strengen Regeln in China gezeigt, durch die es gelungen sei, das Virus im Land einzudämmen.
Die Autoren des Überblicksartikels betonen zusammenfassend, dass die drei "Motoren der Übertragung" Ansatzpunkte böten, um die Pandemie einzudämmen. Es müsse darum gehen, sowohl auf breiter Ebene die Ansteckung in Haushalten zu reduzieren als auch gezielte Maßnahmen gegen die anderen Infektionsfelder zu ergreifen.
Allerdings gebe es noch viele offene Fragen, betonen sie. "Das relative Übertragungsrisiko in verschiedenen Gemeinschaftsumgebungen wie Restaurants und Einzelhandelsgeschäften ist noch immer unklar, ebenso wie die Auswirkungen von Maßnahmen zur Eindämmung der Übertragung in diesen Kontexten", schreiben sie abschließend. "Das Schließen dieser und anderer Wissenslücken wird klären, wie die Treiber der Übertragung zusammenwirken, welche die Pandemie nähren – und wie man zurückschlagen kann."
Zusammenfassung
- Die Autoren verweisen auf mehrere Studien, denen zufolge 46 bis 66 Prozent der Ansteckungen haushaltsbasiert seien.