Experte: Weiter heikle Lawinensituation, langsam besser
Die Lawinengefahr liege im oberen Bereich der Gefahrenstufe, betonte der Experte. Die Gefahrenstellen mit zunehmend schönem Wetter liegen im Bereich der Waldgrenze um rund 1.800 Meter sowie oberhalb dieser Grenze. Besonders gefährlich seien vor allem noch nicht befahrene, steile Schatten- sowie Sonnenhänge im freien Skiraum. Im Pistennahbereich gebe es hingegen auch Gelände und Schneehänge, die bereits "vollständig niedergefahren" seien und die Gefahr dort deshalb etwas geringer ausfalle.
An Übergängen von wenig zu viel Schnee wie zum Beispiel bei der Einfahrt in Rinnen und Mulden ist laut Nairz die Wahrscheinlichkeit, dass Schneebretter ausgelöst werden, höher. Fernauslösungen seien möglich.
Der Experte appellierte wie schon am Sonntag einmal mehr an die Wintersportler, sich kurzfristig einfach in "Verzicht zu üben" und von Skitouren und Abfahrten vor allem im steilen Gelände abzusehen. "Wir können die kurzfristigen, besonders gefährlichen Phasen sehr gut einschätzen und vorhersagen. Dann sollte man einfach mal eine Woche lang verzichten können", unterstrich Nairz. "Eine erhöhte Bereitschaft zum Verzicht würde mangelndes Wissen kompensieren", adressierte er so manchen Wintersportler. Es handle sich im übrigen Großteils um ein "männliches Phänomen", warf Nairz einen weiteren Aspekt auf. Frauen würden offenbar mehr "auf ihr Gefühl hören" und verzichten können.
Am vergangenen Wochenende habe man es mit einem "klassischen Muster" mit mehreren zusammenspielenden Faktoren zu tun gehabt, spielte Nairz auf das von ihm bereits erwähnte "Klumpenrisiko" an, das da lautete: Zuvor starke Schneefälle samt Wind, daraufhin Sonnenschein sowie viele Leute im freien Gelände. Man habe vor dem Wochenende schon "Bauchweh" gehabt ob der "einfachen Wahrscheinlichkeitsrechnung": Gefährliche Verhältnisse und gleichzeitig - nicht zuletzt wegen Ferienbeginn im Osten - viele Menschen, die trotzdem nicht auf Skifahren im freien Skiraum verzichten wollen.
Es sei ganz einfach eine Tatsache, dass man trotz wiederholter und ständiger Warnungen, "nicht alle erreichen kann", zeigte sich der Experte illusionslos über Leichtsinn und Selbstüberschätzung nicht weniger. Obwohl man "nicht alle in einen Topf werfen" könne.
Seit Freitag waren in Tirol und Vorarlberg acht Personen unter Lawinen gestorben. In St. Anton/Arlberg und in Kaunerberg (Bezirk Landeck) kamen am Samstag drei Sportler ums Leben, ebenso ein 55-Jähriger im Kleinwalsertal und ein 17-Jähriger im Zillertal. In Osttirol wurde ein Schneepflugfahrer von einer Lawine erfasst und starb. Im Ötztal kam am Sonntag eine Person unter einem Schneebrett ums Leben. Bereits am Freitag war ein chinesischer Freerider im Tiroler Ötztal tödlich verunglückt.
Zusammenfassung
- Nach der Vielzahl an tödlichen Lawinenunglücken in Tirol in den vergangenen drei Tagen bleibt die Lawinensituation zunächst "heikel", dürfte sich aber im Verlauf der Woche langsam "Schritt für Schritt" entspannen.
- Dies sagte Patrick Nairz vom Tiroler Lawinenwarndienst im APA-Gespräch.
- Voraussichtlich werde den Großteil der Woche Warnstufe 3, also erhebliche Lawinengefahr, herrschen, so Nairz.