Polizeiauto am AntonsplatzPULS 24 / Konstantin Auer

12-Jährige missbraucht: Erste Anklage im Fall "antons"

Im Fall eines mittlerweile 13 Jahre alten Mädchens, das zwischen Februar und Juni 2023 in Wien-Favoriten von einer Jugendbande sexuell missbraucht worden sein soll, liegt eine erste Anklage vor. In der Anklage geht es um mutmaßliche Vergewaltigung, der Verdächtige ist auf freiem Fuß.

Der Fall der damals 12-jährigen Wienerin, die von 17 Jugendlichen in Wien -Favoriten missbraucht worden sein soll, sorgte für viel Aufsehen. Nun wurde einer der Verdächtigen von der Wiener Staatsanwaltschaft angeklagt, wie die APA berichtete und eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft gegenüber PULS 24 bestätigte. Die Anklageschrift liegt PULS 24 vor.

Vergewaltigung und sexuelle Nötigung

Die Anklage beim Landesgericht für Strafsachen wurde gegen einen 16-Jährigen wegen Vergewaltigung und versuchter sexueller Nötigung eingebracht, sagte Nina Bussek, eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft zu PULS 24. Untersuchungshaft wurde nicht beantragt, der Verdächtige sei auf freiem Fuß.

"antons" aus Favoriten

Beim Angeklagten handelt es sich um einen Burschen, der auch Teil jener Gruppierung war, die sich unter anderem über den Antonsplatz in Favoriten kannte. Gegen einen anderen Teil dieser Gruppe wird von der Staatsanwaltschaft Wien seit vergangenem Herbst ermittelt, weil die Burschen das Mädchen über Monate hinweg missbraucht haben sollen. In Chat-Gruppen, über die PULS 24 ausführlich berichtete, nannte sich die Gruppe nach dem Platz in Favoriten selbst "antons". Die Gruppe kannte das Mädchen über ihren damaligen Freund.

Der nunmehr Angeklagte - er ist 16 Jahre alt und laut PULS 24 Informationen syrischer Staatsbürger - hatte das Mädchen allerdings bereits Anfang 2023 unabhängig davon im Helmut-Zilk-Park kennengelernt. Er soll im Jänner oder Februar - der genaue Zeitpunkt steht nicht fest - sexuelle Handlungen in einem Parkhaus vorgenommen haben.

"Tatbestand der Vergewaltigung erfüllt"

Ursprünglich sei gegen diesen Burschen wegen sexuellen Missbrauchs von Unmündigen ermittelt worden, letzten Endes habe die rechtliche Beurteilung aber ergeben, "dass das Vorgehen Gewalt darstellt", sagte Bussek. Es handle sich zwar "nicht um schwere Gewalt", aus Sicht der Anklagebehörde sei aber der Tatbestand der Vergewaltigung erfüllt

Inkriminiert ist ein zweiter Vorfall, der in der Anklage als versuchte geschlechtliche Nötigung qualifiziert wird. Der 16-Jährige soll versucht haben, die damals Zwölfjährige zu sexuellen Handlungen zu überreden, indem er ihr drohte, er werde ansonsten Bildmaterial von ihr öffentlich machen. Die Zwölfjährige weigerte sich. 

Opfer gilt als "glaubhaft"

Laut Anklageschrift, die PULS 24 vorliegt, soll der Angeklagte die Vorwürfe bestreiten. Belastet wird der Jugendliche vor allem durch die Aussagen des Mädchens, die die Staatsanwaltschaft für "glaubhaft befindet" und durch die Auswertung von Handydaten. Die mittlerweile 13-Jährige "gab den Kern des Geschehens sowohl vor der Polizei als auch im Rahmen der kontradiktorischen Einvernahme im Wesentlichen übereinstimmend wieder und machte auch keineswegs den Eindruck den Beschuldigten über Gebühr belasten zu wollen", schreibt die Staatsanwaltschaft.

Nicht angeklagt wurde schwerer sexueller Missbrauch Minderjähriger. Es sei nicht herauszufinden gewesen, ob es eine Unterhaltung über das Alter gab. Dass der Angeklagte "es ernstlich für möglich hielt und sich damit abfand", dass das Mädchen noch nicht 14 Jahre alt war "und er trotzdem die im Anklagetenor beschriebenen Handlungen setzte, ist nicht mit der für das Strafverfahren erforderlichen Sicherheit nachweisbar", heißt es in der Anklageschrift.

Die Anklage gegen den 16-Jährigen ist noch nicht rechtskräftig. Prozesstermin gibt es demnach noch keinen. 

Weitere Ermittlungen

Die Ermittlungen bezüglich den restlichen Gruppenmitglieder laufen noch, bestätigte Bussek gegenüber PULS 24. Unter Tatverdacht stehen in diesem Ermittlungsstrang 13 im jeweiligen Tatzeitpunkt minderjährige Burschen im Alter zwischen 14 und 18 und ein junger Erwachsener im Alter von 19. Zwei Verdächtige sind noch keine 14 Jahre alt. Ein Tatverdächtiger konnte noch nicht ausgeforscht werden. Die Beschuldigten weisen unterschiedliche Nationalitäten auf: Unter ihnen befinden sich Österreicher, Burschen mit türkischen, nordmazedonischen und bulgarische Wurzeln, aber auch ein junger Italiener und ein junger Serbe. 

"Meine Mandantin ist erleichtert, dass die Staatsanwaltschaft nunmehr Anklage gegen den ersten Täter erhoben hat und hofft, dass die Anklage bald gegen die weiteren Täter erhoben wird", sagte Sascha Flatz, der Anwalt der mittlerweile 13-Jährigen zu PULS 24.

12-Jährige missbraucht: Offenbar kein Einzelfall

ribbon Zusammenfassung
  • Im Fall eines 13-jährigen Mädchens, das zwischen Februar und Juni 2023 in Wien-Favoriten sexuell missbraucht worden sein soll, liegt eine erste Anklage gegen einen 16-Jährigen vor.
  • Der 16-Jährige, der das Mädchen unabhängig von der Jugend-Bande bereits Anfang 2023 kennengelernt hatte, wird wegen Vergewaltigung und versuchter geschlechtlicher Nötigung angeklagt.
  • Er soll zudem versucht haben, die Zwölfjährige zu sexuellen Handlungen zu überreden, indem er drohte, Bildmaterial von ihr öffentlich zu machen. Die Anklage ist noch nicht rechtskräftig und ein Prozesstermin steht noch nicht fest.