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Erste Alpenvereinshütte mit Wasserstoff für Stromerzeugung

Der Alpenverein Austria hat im Sommer die letzte seiner 18 Hütten in Österreich thermisch und energetisch saniert und ein "Leuchtturmprojekt" abgeschlossen: Die Sonnschienhütte auf 1.523 Meter Seehöhe im Hochschwabgebiet in der Steiermark ist die erste und bisher einzige heimische Alpenvereinshütte, die mit einer Wasserstoffanlage betrieben wird. Die Bauarbeiten wurden im September abgeschlossen, nach einem Pächterwechsel startet die Hütte am 5. Dezember in den Winterbetrieb.

Die Sonnschienhütte war in den vergangenen Monaten mehr Baustelle als ein Ort der Ruhe, denn die Arbeiten für die Erneuerung und komplette Dämmung der Fassade und des Dachs sowie aller Fenster und Türen wurden bei laufendem Hüttenbetrieb fortgesetzt. Wanderer konnten so den Sommer über mitverfolgen, wie der Bau voranschritt. Dabei fielen vor allem die äußerlichen Arbeiten auf, weniger das neue Herzstück der Hütte: die Wasserstoffanlage.

Das Konzept umfasst eine Photovoltaik-Anlage, deren Paneele auf mehrere Gebäude der Hüttenanlage installiert wurden, sowie einen Batteriespeicher und eine leistungsstarke Wasserstoffanlage samt Brennstoffzelle. Vorgesehen ist, dass der Überschuss der Sonnenenergie, die über die PV-Anlage gewonnen wird, tagsüber mittels Elektrolyse grünen Wasserstoff erzeugt. Dieser kann später, wenn zu wenig Sonneneinstrahlung für die Stromerzeugung vorhanden ist, über eine Brennstoffzelle wieder zu elektrischer Energie umgewandelt und ins Hausnetz eingespeist werden. Ein Diesel- oder Rapsölgenerator soll damit überflüssig werden. Die Stromerzeugung erfolgt komplett CO2-frei, so der Alpenverein.

Die Anlage auf der Sonnschienhütte wurde bereits in Betrieb genommen und läuft seit Mitte Oktober, allerdings ohne großen Verbrauch, da die neuen Pächter erst einziehen. Rund um die Hütte seien nur noch letzte Arbeiten nötig, sagte Richard Goldeband vom Alpenverein im Gespräch mit der APA. Im ersten Jahr sollen nun sämtliche Betriebsdaten gesammelt werden, "dann sehen wir, ob sich die Anlage bewährt", so der Hüttenreferent zuversichtlich. Bisherige Ergebnisse würden jedenfalls vielversprechend sein: "Die Simulationsberechnungen legen nahe, dass wir nun wirklich weder Diesel noch Rapsöl für die Energieerzeugung brauchen werden - auch nicht im Winter", so Goldeband.

Die komplette Sanierung hat rund eine Million Euro gekostet, davon entfielen rund 150.000 Euro auf die Wasserstoffanlage. Bei der Jahreshauptversammlung des Österreichischen Alpenvereins am 21. Oktober in Rankweil gewann das Projekt übrigens bei der Prämierung der klimafreundlichsten Sektion den ersten Platz in der Kategorie "Umgesetzte Projekte". Der Bau wurde auch mit dem Programm für ländliche Entwicklung 2014-2020 von Bund und EU gefördert. Die PV-Anlage erzeugt 40 kWp auf vier unterschiedlich ausgerichteten Dachflächen, um die Sonneneinstrahlung im Tagesverlauf optimal zu nutzen. Der Batteriesatz weist 80 kWh auf, der Wasserstoffspeicher 1.500 kWh, die zwei Elektrolyseure haben je 2,5 kW Leistung, die Brennstoffzelle leistet 4 kW. Die angegebenen kWp entsprechen der größtmöglichen Leistung der Anlage. Die Hütte selbst ist für knapp 100 Personen im Gastraum ausgelegt und verfügt über Schlafmöglichkeiten in Mehrbettzimmer sowie in einem Matratzenlager im Dachgeschoß für zusammen gut 60 Personen.

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  • Die Stromerzeugung erfolgt komplett CO2-frei, so der Alpenverein.