Erdbeben: Ausländische Rettungsteams in Marokko im Einsatz
Neben den Bergungseinsätzen begann die Hilfe durch NGOs für die von den schweren Zerstörungen betroffene Bevölkerung anzulaufen. Auch humanitäre Hilfe und psychologische Unterstützung würden dringend benötigt, hieß es etwa von Care International.
60 Experten aus Großbritannien
Großbritannien schickte 60 Such- und Rettungsexperten samt Ausrüstungen sowie vier Suchhunde nach Marokko, um die Einsätze unter marokkanischer Führung zu unterstützen, wie der britische Botschafter Simon Martin auf der Social-Media-Plattform X (vormals Twitter) mitteilte. Auch eine Spezialeinheit des spanischen Militärs mit Suchhunden flog am Sonntag nach Marokko.
https://twitter.com/UKSimonMartin/status/1701023909016224124
Fünf Millionen Euro aus Frankreich
Frankreich unterstützt den Einsatz von Nichtregierungsorganisationen (NGO) in dem Land mit fünf Millionen Euro, sagte Außenministerin Catherine Colonna am Montag in Paris dem Sender BFMTV. Die Hilfe solle marokkanischen, internationalen und auch französischen Hilfsorganisationen an Ort und Stelle zugutekommen. Auf das Angebot aus Frankreich, Rettungskräfte in die erdbebenerschütterte Region zu schicken, war Marokko zunächst nicht eingegangen. Dies sorgte in Frankreich, wo zahlreiche Marokkaner leben, für Diskussionsstoff.
Dass Spannungen zwischen beiden Ländern dafür der Grund sein könnten, wies Colonna zurück. Marokko sei ein souveränes Land und habe sich zunächst für Hilfe aus anderen Ländern entschieden. Über 60 Länder hätten Unterstützung angeboten und Frankreich stehe weiterhin mit kurz- und mittelfristiger Hilfe zur Verfügung, sagte die Ministerin. Er glaube nicht, dass politische Gründe hinter der Nichtannahme französischer Hilfe steckten, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin dem Sender TF 2. "Marokko und Frankreich sind zwei Bruderländer." Marokko verfüge über einen guten Zivilschutz und sei in der Lage, der Situation selber Herr zu werden.
Der französische Innenminister wollte unterdessen nicht bestätigen, dass sich Marokkos König Mohammed VI. während des Erdbebens in Frankreich aufhielt. Die Zeitung "Le Parisien" hatte berichtet, dass der König sich aus medizinischen Gründen seit dem 1. September in Frankreich aufgehalten habe.
Lage immer noch unübersichtlich
Obwohl mehrere Länder, darunter Österreich und Deutschland, Hilfe angeboten haben, nahm Marokko zunächst nur von vier Ländern Unterstützung an. Das Innenministerium hatte am späten Sonntagabend erklärt, die Behörden hätten eine genaue Bewertung der Bedürfnisse vorgenommen. Dabei sei berücksichtigt worden, dass ein Mangel an Koordinierung in solchen Situationen zu nachteiligen Ergebnissen führen würde, meldete die marokkanische Nachrichtenseite Hespress. Daher habe man zunächst "auf die Unterstützungsangebote der befreundeten Länder Spanien, Katar, Großbritannien und Vereinigte Arabische Emirate reagiert", hieß es in der Erklärung weiter.
Die Lage sei immer noch unübersichtlich, mit schon mehr als 2.000 Toten, und "über 1.200 Menschen befinden sich in einem kritischen Gesundheitszustand", berichtete Care in einer Aussendung. "Die letzten Nächte in Marokko waren schrecklich. Hunderte Menschen schlafen auf der Straße oder liegen mit Decken in Parks, weil sie Angst haben, nach Hause zu gehen. Die Menschen sind erschöpft. Neben den enormen physischen Verwüstungen wiegt vor allem auch der emotionale Schaden, der von dem erlebten Grauen und der ausgestandenen Angst verursacht wurde, sehr schwer", sagte Hlima Razkaoui, Generalsekretärin von Care Marokko.
Tausende Menschen haben nicht nur alles verloren, sondern auch ein schweres Trauma erlitten. "Es ist jetzt wichtig, die Menschen nicht nur mit humanitärer Hilfe wie Nahrung, Wasser, Unterkünften und Hygieneartikel zu unterstützen, sondern auch psychologisch. Aus anderen Erdbebeneinsätzen wissen wir, dass es von entscheidender Bedeutung ist, die Grundbedürfnisse zu decken. Für die Erholung nach solchen Katastrophen ist jedoch auch die Verarbeitung essenziell und dies kann Monate, wenn nicht Jahre dauern", sagte Razkaoui.
Bedarf an Hilfsgütern ist groß
Der Bedarf an Hilfsgütern in der Bebenregion im Atlasgebirge ist groß. Laut Marokkanischem Roten Halbmond fehlt es an Unterkünften, Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser. Das Österreichische Rote Kreuz könnte mit WASH-Tools ("Water, Sanitation and Hygiene Promotion") helfen, sollte Unterstützung angefordert werden, sagte Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. Er warnt davor, ins Bebengebiet zur reisen, um selbst zu helfen: "Die Gefahr ist zu groß, und Menschen von außen, die untergebracht und verköstigt werden müssen, stellen eine zusätzliche Belastung für Hilfsorganisationen dar."
130 Österreicher in Marokko
Laut dem österreichischen Außenministerium halten sich in Marokko aktuell rund 130 registrierte Reisende aus Österreich (Stand Montagvormittag) auf - die Zahl der Urlauberinnen und Urlauber, die sich registrieren, ist also wie meist nach solchen Ereignissen etwas angestiegen. "Wir haben glücklicherweise weiterhin keine Infos dazu, dass jemand von ihnen verletzt wurde", sagte eine Sprecherin auf APA-Anfrage. Das Außenministerium stehe mit den österreichischen Staatsangehörigen bei Bedarf in ständigem Kontakt, leiste Unterstützung bei der Suche nach Transportmöglichkeiten sowie bei Fragen rund um die Sicherheit in Marokko.
So können Sie helfen
Spendenkonten:
- CARE Österreich: AT77 6000 0000 0123 6000
- Hilfswerk International: AT71 6000 0000 9000 1002
- Österreichisches Rotes Kreuz: AT57 2011 1400 1440 0144
- Ärzte ohne Grenzen: AT43 2011 1289 2684 7600
- Jugend Eine Welt: AT66 3600 0000 0002 4000
Zusammenfassung
- Such- und Rettungsteams aus Spanien und Großbritannien haben ihren Einsatz in den Erdbebengebieten in Marokko aufgenommen.
- Sie unterstützen die örtlichen Einsatzkräfte, berichtete die marokkanische Nachrichtenagentur MAP am Montag.
- Neben den Bergungseinsätzen begann die Hilfe durch NGOs für die von den schweren Zerstörungen betroffene Bevölkerung anzulaufen.
- Auch humanitäre Hilfe und psychologische Unterstützung würden dringend benötigt, hieß es etwa von Care International.