Empörung nach Unwetter: Helfer immer wieder angepöbelt
In Kärnten sind 65 von 132 Gemeinden vom Unwetter, den Überflutungen, Hangrutschungen und Muren betroffen. 4.235 Freiwillige Feuerwehrleute sind im Einsatz, Niederösterreich schickte 200 Helfer und schweres Gerät, Oberösterreich und Salzburg sind bereit, einzuspringen, das Bundesheer steht im Einsatz. Hunderte freiwillige Helfer arbeiten auch beim Roten Kreuz, der Berg- und Wasserrettung zusammen.
Umso größer sind Entsetzen und Unverständnis über die Reaktion einiger Kärntnerinnen und Kärntner. Menschen pöbeln Einsatzkräfte und Helfer:innen an, halten sich nicht an Anweisungen, bringen sich und andere in Gefahr.
Zivilschutzwarnungen: "Wir machen das nicht, weil wir lustig sind!"
Am Sonntagabend starb in St. Veit an der Glan ein Fahrradfahrer. Der Mann befuhr trotz Sperre einen Radweg und wurde von den Wassermassen mitgerissen. Er wurde von der Wasserrettung aus den Fluten geborgen, im Spital konnte nur noch sein Tod festgestellt werden.
"Ich habe den Eindruck, Zivilschutzwarnungen werden von kleinen Teilen der Bevölkerung nicht ernst genommen", sagte der Kärntner Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner bei einer Pressekonferenz am Montag. "Wir machen das nicht, weil wir lustig sind!" Man riskiere Leib und Leben, wenn man das Haus verlässt. 13 Zivilschutzwarnungen bestehen am Montag in Kärnten noch, immer wieder würden sie ignoriert. "Wenn Zivilschutzwarnungen sind, hat man nichts verloren draußen!"
Wasserrettung beschimpft
Fellner berichtete auch von einem Vorfall bei einem Einsatz der Wasserrettung. Die war mit Blaulicht und Folgetonhorn im Lavanttal auf dem Weg zu einem Notfall und sei dabei angepöbelt worden. Der Grund: Das Einsatzfahrzeug war am Radweg unterwegs, ein Radfahrer sah das nicht ein, hätte aber wegen des bestehenden Zivilschutzalarms sein Haus gar nicht verlassen dürfen.
In einem anderen Fall hätte jemand seinem Nachbarn die Sandsäcke gestohlen, um das eigene Haus abzudichten. Besonders entgeistert war Fellner, weil genügend Sandsäcke vorhanden waren, man hätte sie nur holen müssen.
Egoisten wollen Hilfe für sich selbst
Schwer haben es auch die Feuerwehrleute. Die seien beschimpft worden, weil sie die Bevölkerung über die neuesten Zivilschutzmaßnahmen informierten. Sie sollen stattdessen Keller auspumpen, habe man gefordert.
"Wir wünschen uns ein bissl mehr Verständnis, wir wissen schon, was wir tun", forderte der Katastrophenschutzreferenz. Keller auszupumpen sei in Teilen von Kärnten aktuell eine Sisyphusarbeit. Man mache es nicht, weil es Sinn mache, sondern, um die Bevölkerung zu beruhigen.
Solange der Grundwasserspiegel knapp unter der Gebäudekante stehe, fließe das Wasser immer wieder nach. Man könne nur warten, bis das Wasser zurückgeht. Ein Teil der Bevölkerung zeige wenig Verständnis und verhalte sich "sehr aggressiv", sagt Fellner.
Strafen gefordert
Er wünscht sich, wie er dem "Kurier" sagte, etwa eine "ortspolizeiliche Verordnungen innerhalb der Gemeinde, mit der Bezirkshauptmannschaft gemeinsam". Das lasser er gerade prüfen. Denn in solchen Fällen müsse man mit aller Härte des Rechtsstaates durchgreifen und strafen.
Lebensgefahr für Katastrophenfotos
Ein weiteres Problem seien Schaulustige, die Foto vom Katastrophengebiet machen wollen. Für die Bilder begeben sie sich in "extremste Gefahr", nur um sie dann auf Social Media zu posten. Fellner erzählte von jungen Burschen, die mit einem Boot einen hochwasserführenden Fluss befahren hätten. Das sei extrem gefährlich und könne tödlich enden, auch wenn man ein guter Schwimmer sei. Nicht nur Flüsse, auch Brücken solle man aktuell meiden, weil es immer wieder zu Verklausungen komme.
Zusammenfassung
- Die Wasserrettung wird angepöbelt, Feuerwehrleute beschimpft, Menschen begeben sich in Lebensgefahr, um Fotos von der Unwetterkatastrophe zu knipsen.
- Während Tausende Freiwillige in Kärnten über sich hinauswachsen, ignorieren einige alle Warnungen, machen den Helfern das Leben schwer und stehlen den Nachbarn die Sandsäcke zum Häuserabdichten.