E-Control-Vorstand: Gaslieferreduktion "schon ungünstig"
Der Ukraine-Krieg nimmt eine weitere Wendung: Russland dreht am Gashahn. Die Leitungen sind zwar nicht ganz versiegt, doch nur etwa die Hälfte der ursprünglich angekündigten Menge erreicht zurzeit Österreich. Grund zur Sorge gibt es zurzeit laut E-Control und OMV allerdings keine. Die aktuelle Versorgung sei zurzeit noch sichergestellt. Trotzdem sei die aktuelle Situation laut Energie-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch "ungünstig", wie er im PULS 24 Interview erklärt.
Das "Gebot der Stunde" sei es, die Gasspeicher für den Winter zu füllen. Die Sommermonate seien daher genau der Zeitraum, in dem diese Speicherung vonstattengeht, wie Urbantschitsch selbst erklärt. Als Alternative bleibe Österreich hier laut dem E-Control-Vorstand u. a. Gas aus anderen Ländern, wie etwa Norwegen oder Algerien zu beziehen.
Regierung setzt auf Kohle
Nichtsdestotrotz zeigt diese Gas-Drosselung eins: Österreich ist massiv von russischem Gas abhängig. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hatte deshalb das kleine Krisenkabinett der Regierung einberufen, an dem neben Nehammer auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) teilnahmen. Als Notfallplan wurde beschlossen, das stillgelegte Fernheizkraftwerk Mellach (Steiermark) wieder in Betrieb zu nehmen und Strom aus Kohle statt aus Gas zu produzieren.
Kritik an diesem Plan äußert u. a. Falter-Journalistin Eva Konzett im PULS 24 Interview. Dieser sei laut ihr "nicht ganz durchdacht". Die Politik habe sich zu viel Zeit gelassen und Putin als "verlässlichen Vertragspartner" gesehen. Doch nun zeige sich, dass Putin "Gas als Waffe" gebrauche. Angesichts dieser Situation brauche es ihrer Meinung nach tiefgreifendere Maßnahmen.
Die Falter-Journalistin Eva Konzett analysiert im Gespräch mit PULS 24 den von der Regierung angekündigten Gas-Notfallplan.
Maßnahmenbündel notwendig
Auch Peter Stieger, Leiter des Kompetenzfelds für Erneuerbare Energietechnologien an der FH Technikum Wien, sprach im März von einem "Bündel an Maßnahmen", um Österreich unabhängiger von russischem Gas zu machen. Um hier Alternativen zu finden, müsse man zwei Dimensionen betrachten: Zeit und Verwendung.
Gas wird in Österreich hauptsächlich zum Heizen in Wohnräumen, in der Industrie und zur Stromerzeugung herangezogen. Hier müsse man sich laut Stieger vor allem fragen: "Wofür verwenden wir Gas?". Dabei gebe es keine pauschale Lösung. Gas-Alternativen müssten individuell auf den Verwendungszweck zugeschnitten werden.
Erneuerbare Energie als Alternative
"Die Alternative für die Stromerzeugung ist der verstärkte Ausbau des erneuerbaren Stroms", erklärte Stieger. Dieser könne mengenmäßig bereits viel leisten und durch die steigenden Gaspreise rentiere sich schon die ein oder andere Investition mehr in diesen Bereich.
"Prinzipiell einmal" könnte Gas durch erneuerbare Energien ersetzt werden, meinte Stieger, wann genau es dazu kommt, sei allerdings noch nicht abschätzbar. Bis dahin führe eine kurzfristige Lösung daher weder an Einsparungen, noch an einem Zukauf von anderen Energiequellen - wie etwa flüssig Gas aus den USA oder Erdgas aus anderen Staaten - durch die EU vorbei. "Wir werden beides brauchen und es wird sich trotzdem ohne Schmerzen nicht ausgehen", sagte er im PULS 24 Interview.
Disclaimer: Das Interview mit Peter Stieger stammt zum Teil aus folgendem Artikel:
Zusammenfassung
- Russland drosselt weiter die Gaslieferung nach Europa. Als Notfallplan setzt die Regierung nun auf Strom aus Kohle.
- Die Versorgung sei gesichert, dennoch sei die Lage "ungünstig", wie E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch erklärt.
- Laut Falter-Journalistin Eva Konzett brauche es hier allerdings weitgreifendere Maßnahmen.
- Ein PULS 24 Überblick zeigt, welche Gas-Alternativen in Österreich bestehen.