Drogenlabor-Prozess in Graz vertagt
Der Angeklagte ist bereits einmal wegen eines Suchtmitteldelikts verurteilt worden, eröffnete aber noch in der Bewährungsfrist sein Drogenlabor. Dazu ließ er sich diverse Chemikalien und die nötige Gerätschaft per Post aus Polen und anderen Ländern kommen. Für die Herstellung der Suchtmittel besorgte ihm sein mitangeklagter "Geschäftspartner" eine Wohnung, in der er mindestens 1.340 Gramm Mephedron, 307 Gramm Crystal Meth und 20 Gramm Amphetamin hergestellt haben soll, führte Staatsanwältin Ines Reichenwallner aus.
"Wir reden von relativ harmlosen Drogen", war Verteidiger Bernhard Lehofer überzeugt. Seiner Meinung nach habe sein Mandant kein Crystal Meth, sondern eine ähnliche, aber schwächere Substanz hergestellt. Von weitreichenden Kontakten könne auch keine Rede sein: "Er hat im Internet Zeug zusammen gekauft und gekocht", beschrieb es der Anwalt.
Als erster wurde der Rumäne (51) befragt. Er gab an, in erster Linie "Pakete entgegengenommen" zu haben. Die Drogen habe er teilweise selbst konsumiert, teilweise für den Erstangeklagten verkauft. "Er wollte etwas für unseren Konsum erzeugen", gab der Beschuldigte zu den Beweggründen seines Partners an. Beide Männer waren zumindest bis zu ihrer Verhaftung im Juni 2023 drogenabhängig gewesen. Zu den Mengen meinte er: "Es steht ein bisschen zu viel in der Anklage." "Das ist ein dehnbarer Begriff", antwortete Richterin Julia Noack.
Dem 51-Jährigen wird auch Vergewaltigung eines Drogenkunden vorgeworfen. Er leugnete und sprach von einem Komplott. Er sei auch im Gefängnis bedroht worden und vermutete, es hing damit zusammen, dass sein Mitangeklagter aus einer bekannten FPÖ-Familie stamme.
Am Nachmittag wurde die Öffentlichkeit zunächst ausgeschlossen, da die beiden Sexualdelikte zur Sprache kamen. Anschließend wurden einige Zeugen gehört. Einer von ihnen sorgte aufgrund seiner Alkoholisierung für einige Heiterkeit im Gerichtssaal. "Ich bin nicht sehr betrunken", meinte der junge Mann und kicherte. Er soll einer der Drogenkunden gewesen sein. "Es war so ein Druck bei der Arbeit, das können Sie sich wahrscheinlich nicht vorstellen", meinte er in Richtung Senat, was heftiges Gelächter zur Folge hatte. Der Verteidiger war dafür, den Zeugen erneut - und möglichst nüchtern - zu laden.
Die Verhandlung wurde auf 21. Juni vertagt.
Zusammenfassung
- Vor dem Grazer Straflandesgericht stehen ein 55-jähriger mutmaßlicher Suchtgiftproduzent und sein rumänischer Komplize wegen Betriebs eines Drogenlabors und weiterer Delikte vor Gericht.
- Laut Staatsanwaltschaft stellten sie in Graz 1.340 Gramm Mephedron, 307 Gramm Crystal Meth und 20 Gramm Amphetamin her; der Hauptangeklagte wird zudem des sexuellen Missbrauchs und der Komplize der Vergewaltigung beschuldigt.
- Während die Verteidigung die Harmlosigkeit der Drogen betont, wird das Urteil noch am selben Abend erwartet.