"Die Militante Veganerin": "Unschön", wenn eigener Mutter "Tierprodukte wichtiger sind"
Mit dem Aschermittwoch hat offiziell die religiöse Fastenzeit begonnen. Viele nehmen das zum Anlass, für 40 Tage auf Süßigkeiten, Alkohol oder Fleisch zu verzichten. Wenn es nach Raffaela Raab geht, sollten Menschen auf tierische Produkte wie Fleisch oder Milch für immer verzichten. Raffaela ist Tierrechtsaktivistin und nennt sich selbst "Die Militante Veganerin".
Regelmäßig geht sie auf die Straße und versucht andere vom Veganismus zu überzeugen. Auch auf TikTok und Instagram hat sie sich mit ihrem provokanten Aussagen inzwischen eine Fangemeinde aufgebaut. Auf TikTok folgen der Aktivistin über 470.000 Menschen und auch auf Instagram zählt sie über 42.000 Follower:innen. Die 27-Jährige fällt vor allem mit ihren kontroversen und provokativen Fragen auf.
Warum Raffaela so umstritten ist, kann man an ihren Social-Media-Videos sehen. Darin konfrontiert sie Passant:innen mit Vorwürfen wie "Wie viele tote Tiere haben sie heute schon verkauft", "Findet ihr es OK, wenn ich aus geschmacklichen Gründen Tieren die Kehle aufzuschlitze?" oder "Dürfen wir dich auch einfach zum Schlachthof schicken?"
Raffaela stellt Massentierhaltung mit Holocaust gleich
Zuletzt nahm sie sogar bei der deutschen Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) teil. Dort trug sie der Jury ein selbst komponiertes Lied vor. Darin sind die Verbalangriffe "Ich hoff' sie kürzen deinen Schwanz, Mit einer stumpfen Klinge" oder "Hoff' 'n Bauer vergewaltigt dich jährlich mit seinem Arm, durchsticht ungeschickt dein' Darm mit dem Besamungsstab" zu hören.
Die Veganerin macht auch nicht vor extremeren Vergleichen halt und zog sogar den Holocaust heran. In einem "Spiegel"-Interview wiederholte sie ihre Ansicht: "Massentierhaltung ist eine systematische Vernichtung von fühlenden Individuen und dann züchten wir sie nach und machen immer weiter. Das heißt, es ist mindestens ein Holocaust". Für sie gibt es keinen "ethisch signifikanten Unterschied" zwischen Menschen und Tieren.
Mit Chicken-Nuggets beworfen
Sie findet, es brauche "klare Worte" und "klare Sprache". "Für viele Leute wirkt das dann schon extremistisch, einfach, wenn man hier unverblümt die Wahrheit ausspricht", so die Veganerin im Interview mit "Exakt". Man müsse Worte wie "Mord", "Sklaverei" und "Vergewaltigung" in den Mund nehmen, um zu beschreiben, was mit den Tieren passiert. Fanatismus? "Das ist doch nicht fanatisch auf die Straße zu gehen und mit Leuten darüber zu reden, dass das super asozial ist Tierprodukte zu essen und dass sie das niemals am eigenen Leib erleben wollen, würden".
Bei ihren Aktionen erlebt Raffaela gemischte Reaktionen: "Bei unseren Protesten kommen öfters Leute her und bedanken sich für unseren Einsatz. Dann gibt es natürlich auch weniger schöne Situation, wo Menschen nicht nur vorbeigehen und feige und brutal rufen 'Darauf erst mal ein Schnitzel' oder 'Auf jeden Veganer, esse ich ein Steak mehr'". Sogar mit Essen wurde sie schon beworfen: "Es gab schon Leute, die haben sich Säcke voll mit Chicken-Nuggets besorgt und uns damit beworfen".
Eltern nicht von Protesten überzeugt
Nicht nur bei Passant:innen eckt Raffaela an, sondern auch bei anderen Tierrechtsaktivist:innen. Und auch die anfängliche Unterstützung ihrer Eltern verwandelte sich zunehmend zu Ablehnung. Sätze wie "Was ist jetzt plötzlich los mit dir?", "Warum geiferst du jetzt?" oder "Warum bist du so militant geworden?" etwa hörte sie von ihren Eltern. Raffaela ist es bisher nicht gelungen ihre Familie vom veganen Lebensstil zu überzeugen: "Sie sind leider festgefahren auf dem 'Ich kann essen, was ich will' und haben nicht einmal verstanden, dass es beim Veganismus nicht um eine Ernährungsweise geht."
Besonders verletzt habe sie der Kommentar ihrer Mutter bei einem Geburtstagstreffen. Auf die Frage, was sie in ihrem Leben gerade tut, antwortete Raffaela, sie betreibe Vollzeit-Tierrechtsaktivismus. Ihrer Mutter schien das nicht zu gefallen und sie habe erwidert: "Wenn du nicht sofort aufhörst über Veganismus zu sprechen, dann werde ich jetzt aufstehen und mir einen Burger holen gehen." Für die Aktivistin harte Worte: "Das hat wahnsinnig wehgetan, wenn deiner eigenen Mutter Käse oder Tierprodukte wichtiger sind als ihr Kind. Unschön."
Raab: Politik braucht radikalere Ansätze
Trotzdem gibt Raffaela nicht auf. Für sie gibt es in der Politik viel zu wenig radikale Ansätze, um die Entwicklung von Tierrechten voranzutreiben. Sie ist davon überzeugt, dass sich das bald ändern wird: Sobald "mehr Menschen und vor allem Veganer:innen verstehen, dass es hier um viel mehr geht als um Umwelt und Gesundheit".
Hier die ganze Sendung zum Nachschauen:
Zusammenfassung
- Raffaela Raab aka "Die Militante Veganerin" polarisiert im Netz, wie keine anderen Aktivsten oder Influencer derzeit.
- Die 27-Jährige versucht Menschen davon zu überzeugen, dass sie vegan leben sollen.
- Dabei eckt sie mit ihrer Wortwahl regelmäßig bei Leuten an.
- Sogar in ihrer Familie ist es inzwischen zum Streitthema geworden.
- Bei "Exakt" auf PULS 4 erzählt sie von ihrer kompromisslosen Überzeugung.