Chemikalie Trifluoracetat belastet Trinkwasser
Umweltschützer von Global 2000 und dem europäischen Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN Europe) entnahmen im Frühjahr 2024 in elf EU Ländern wie Österreich, Deutschland und Ungarn Leitungs- und Mineralwasserproben. Anschließend ließen sie eine Analyse durchführen, ob darin TFA enthalten ist. Dieser Stoff gehört zu den per- und polyfluorierten Alkylverbindungen, kurz PFAS, die wegen vieler gesundheitsschädlicher Wirkungen zunehmend in der Europäischen Union verboten werden. Es ist das "terminale Abbauprodukt" von rund 2.000 PFAS und gilt wegen seiner großen Beständigkeit als "Ewigkeits-Chemikalie", so Burtscher-Schaden (Global 2000).
In 32 Proben aus öffentlichen Trinkwassernetzen und zwei Proben aus privaten österreichischen Hausbrunnen konnten die Umweltschützer TFA nachweisen. Lediglich zwei Wasserproben aus Deutschland enthielten keine nachweisbaren Mengen an TFA, berichten sie. Auch in Flaschen verkauftes Mineral- und Quellwasser enthielt in fast zwei Dritteln der Fälle TFA. "Die durchschnittliche Verunreinigungs-Menge war in Mineral- und Quellwasser jedoch deutlich niedriger als bei Leitungswasser", so der Umweltchemiker.
In Mineral- und Quellwasserflaschen waren im Mittel 278 Milliardstel Gramm (Nanogramm) TFA pro Liter und der Maximalwert betrug dort 3.200 Nanogramm pro Liter. Bei Leitungswasser waren es durchschnittlich 740 Nanogramm pro Liter bei einem Maximalwert von 4.100 Nanogramm pro Liter in einer oberösterreichischen Leitungswasserprobe. Laut einer Risikoanalyse einer europäischen Gesundheitsbehörde (dem niederländischen Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt - RIVM) anhand des aktuellen Wissensstandes wären 2.200 Nanogramm pro Liter ein geeigneter Richtwert für Trinkwasser. "Dieser Grenzwert wurde immerhin von 94 Prozent der untersuchten Proben eingehalten", heißt es im Bericht von Global 2000.
"Im Jahr 2026 soll jedoch in der EU ein Standardgrenzwert für 'PFAS insgesamt' von 500 Nanogramm pro Liter in Trinkwasser in Kraft treten", steht dort weiters. Diesen Grenzwert würde ungefähr die Hälfte der untersuchten Leitungswasserproben aufgrund ihrer TFA-Verunreinigungen überschreiten. Wenn der Eintrag von TFA in das Trinkwasser nicht gestoppt wird, müsste man es mit kostspieligen technischen Reinigungsverfahren künstlich aufbereiten, meinen die Umweltschützer.
Als Hauptursache für die Trinkwasserverschmutzung mit TFA vermutet man den landwirtschaftlichen Einsatz von Pestiziden, in denen PFAS enthalten sind (etwa als Antischaummittel, Anm.). In Gebieten mit viel landwirtschaftlich genutzter Fläche wie Ober- und Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland wären die TFA-Werte deutlich höher als in Salzburg, Kärnten, Vorarlberg, Wien und Tirol. Global 2000 fordert in einer Petition an die Landeshauptleute und die Bundesregierung in Österreich deshalb ein sofortiges Verbot von PFAS-Pestiziden. Außerdem sollte man die Landwirte unterstützen, damit sie alternative Pflanzenschutzmethoden anwenden können. Zusätzlich komme TFA wahrscheinlich oft aus "fluorierten Gasen (F-Gasen)", die als Kühlmittel eingesetzt werden, ins Trinkwasser. Auch diese sollten sofort verboten werden, hieß es.
Im Mai hatten die Umweltschützer von PAN und Global 2000 bereits TFA in 23 Flüssen und sechs Brunnen in Österreich und anderen EU-Staaten nachgewiesen.
(Service: Der Bericht "TFA: Die ewige Chemikalie in dem Wasser, das wir trinken" im Internet: https://www.global2000.at/sites/global/files/TFAinTrinkwasser_Report_Final_DE.pdf,
Link zur Petition: https://www.global2000.at/petition/pfas-verbieten)
Zusammenfassung
- Im österreichischen Trinkwasser ist durchgehend die Chemikalie Trifluoracetat (TFA) nachweisbar, wie der Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden bei einer Pressekonferenz berichtete.
- Ein neuer EU-Grenzwert für PFAS von 500 Nanogramm pro Liter, der 2026 in Kraft tritt, würde von der Hälfte der untersuchten Leitungswasserproben überschritten werden, was kostspielige technische Reinigungsverfahren erforderlich machen könnte.