Britische Regierung bewirbt Abnehmspritzen für Arbeitslose
"Unsere immer breiter werdenden Hosenbünde stellen auch eine erhebliche Belastung für unser Gesundheitswesen dar", schrieb Streeting in der Zeitung "Telegraph". "Die langfristigen Vorteile dieser Medikamente könnten für unseren Ansatz zur Bekämpfung von Fettleibigkeit von enormer Bedeutung sein."
Fachleute aber warnen, Medikamente seien kein schneller Ersatz für gesunde Ernährung und Bewegung. "Wir vertrauen darauf, dass Ärztinnen und Ärzte im Einzelfall entscheiden, ob sie einem Patienten oder einer Patientin ein rezeptpflichtiges Arzneimittel verordnen oder nicht", teilte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mit. "Rezeptpflichtige Arzneimittel wie "Abnehmspritzen" haben Risiken und Nebenwirkungen, die nicht ausgeblendet werden dürfen." Dazu zählen Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Erschöpfung.
Was für Langzeitfolgen die Medikamente haben könnten, ist bisher unklar, weil die Mittel noch nicht lange genug im Einsatz sind. Auch kommt es beim Absetzen der Mittel beim überwiegenden Teil der Betroffenen wieder zu einer Gewichtszunahme - deswegen müssen sie nach derzeitigem Kenntnisstand langfristig über Jahrzehnte genommen werden.
Minister Streeting betonte, die Menschen müssten selbst Verantwortung für einen gesunden Lebensstil übernehmen. Dem Sender Sky News sagte er, die Mittel dürften nicht als kosmetische Medikamente für einen Instagram-tauglichen Körper missbraucht werden.
Der US-Pharmakonzern Eli Lilly kündigte Investitionen in Höhe von 279 Millionen Pfund in Großbritannien an. Die Summe ist auch für Praxistests zum Einfluss von Abnehmspritzen auf Arbeitslosigkeit und Auswirkungen auf die Inanspruchnahme von NHS-Diensten vorgesehen.
In Österreich fordert Fettleibigkeit circa 4.000 Menschenleben jährlich, das sind acht Prozent der Todesfälle hierzulande, hat eine in der Vorwoche präsentierte Analyse des Instituts für Höhere Studien (IHS) gezeigt. 1,9 Milliarden Euro und damit fast fünf Prozent aller Gesundheitsausgaben in Österreich fließen in die Behandlung von Adipositas und den Folgeerkrankungen. Hinzu kommen 480 Millionen Euro indirekte Kosten durch Ausfälle auf dem Arbeitsmarkt. Die Adipositas Allianz (ÖAA) aus mehreren Fachärztegesellschaften forderte von der Politik mehr Anstrengungen gegen die Krankheit, die nicht selbst verschuldet sei, wie betont wurde.
Zusammenfassung
- Experten warnen vor den Risiken und Nebenwirkungen der Abnehmspritzen, wie Kopfschmerzen und Übelkeit, und betonen, dass sie kein Ersatz für gesunde Ernährung und Bewegung sind.
- In Österreich fordert Fettleibigkeit jährlich 4.000 Menschenleben und verursacht Gesundheitsausgaben von 1,9 Milliarden Euro, was fast fünf Prozent der Gesamtausgaben ausmacht.