MASSIVER FELSSTURZ IM TIROLER GALTÜRAPA/ZEITUNGSFOTO.AT/RICCARDO MIZIO

Permafrost wohl Ursache für massiven Tiroler Felssturz

Aufgehender Permafrost dürfte die Ursache des massiven Felssturzes im Tiroler Galtür sein. Mehr als 100.000 Kubikmeter Material dürften abgebrochen sein.

Im Bereich der Nordwestflanke des südlichen Fluchthorns donnerten die Gesteinsmassen mit voller Wucht über das breite Wasser in Richtung Jamtalhütte, wie ein aufgenommenes Video zeigte. Die Länge der Mure betrug über zwei Kilometer, teilte die Polizei mit. Nun wird auch die Ursache bekannt: Schuld dürfte laut Landesgeologie der aufgehende Permafrost sein. Weitere Felsabbrüche in dem hochalpinen Bereich können auch nicht ausgeschlossen werden. 

Halber Gipfel weggerissen

Laut einem Bergretter wurde der halbe Gipfel durch den Abbruch weggerissen, auch das Gipfelkreuz fehlte. Personen kamen nicht zu Schaden.

Permafrost ist wie Kleber

Permafrost ist der "Kleber, der die Berge zusammenhält", erklärt der Leiter der Landesgeologie, Thomas Fiegl, im Gespräch mit der APA. Wenn sich dieser "langsam verabschiedet, können derartige Ereignisse passieren". Damit könnten diese Felsabbrüche in Zukunft häufiger passieren. Die Gefahr bestehe aber ab einer Seehöhe von 2.500 Meter, also "weit weg vom besiedelten Gebiet".

Auch die Tiroler Grünen sorgten sich indes aufgrund des "abtauenden Permafrosts". "Der Bergsturz am Fluchthorn muss ein Alarmsignal auch über das Paznaun hinaus sein", warnte Klubobmann Gebi Mair in einer Aussendung. Angesichts der "aktuellen Entwicklungen" müssten "großtechnische Projekte im Hochgebirge" überprüft werden, forderte er. "Das gilt insbesondere für das Kraftwerksprojekt Kaunertal. Auch wenn die Bewegungen am Gepatschspeicher derzeit schon beobachtet werden, sind die Prüfparameter neu zu justieren", sagte Mair.

Ein "richtiger Bergsturz"

Der Galtürer Bergretter Patrick Schöpf hat ein Video aufgenommen, als er mit seiner Frau gerade nahe der dortigen Bergrettungskapelle unterwegs war. Als das Geröll zu Tal donnerte, habe seine Frau zunächst gedacht, dass es sich um eine "Lawine" handle. Der erfahrene Bergretter schätzte, dass der Gipfel des 3.398 Meter hohen Fluchthorns um 50 bis 100 Meter weggerissen wurde, wie er gegenüber der APA erklärte.

In dem betroffenen Gebiet gibt es übrigens ein Ausbildungszentrum für Bergretter. Zum Zeitpunkt des Bergsturzes wurde gerade ein Kurs im Freien angehalten, wie Schöpf gegenüber dem ORF Tirol berichtete. Er habe seine Frau angewiesen, zu den Bergrettern zu laufen, um sie vor der Gefahr zu warnen. Angst habe er aber keine gehabt, er habe gewusst, dass es Flächen gibt, die das Gestein verlangsamen würden. Die Jamtalhütte sei zudem nicht in Gefahr gewesen. Auf das Fluchthorn würden laut dem Bergretter übrigens großteils nur geführte Touren durchgeführt.

Wanderwege gesperrt

Der Felssturz führte indes zu weitgehenden Beeinträchtigungen der Wanderwege in dem Gebiet. Wie die Jamtalhütte auf ihrer Homepage informierte, sind die Wege zum westlichen Gamshorn, zur Schnapfenspitze, zum Finanzerstein, Zahnjoch, Kronenjoch und Futschölpass gesperrt.

ribbon Zusammenfassung
  • In der Silvrettagruppe im Gemeindegebiet von Galtür im Tiroler Bezirk Landeck ist es Sonntagnachmittag zu einem massiven Felssturz gekommen.
  • Im Bereich der Nordwestflanke des südlichen Fluchthorns donnerten die Gesteinsmassen mit voller Wucht über das breite Wasser in Richtung Jamtalhütte, wie ein aufgenommenes Video zeigte.
  • Aufgehender Permafrost dürfte die Ursache dafür sein.
  • Laut einem Bergretter wurde der halbe Gipfel durch den Abbruch weggerissen, auch das Gipfelkreuz fehlte.
  • Personen kamen nicht zu schaden, berichtete die Exekutive.