APA/dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Anschlag auf Adventmarkt: Behörden haben "nichts gemacht"

Der Anschlag auf einen Adventmarkt am Freitag im deutschen Magdeburg hatte international Schockwellen ausgelöst. In Deutschland stellt sich derzeit noch die Frage nach dem Motiv und, ob man den Anschlag nicht hätte verhindern können. Denn die Zufahrt sei nicht gesichert gewesen und auch dem Täter, der schon im Vorfeld auf sich aufmerksam machte, haben Behörden nicht die notwendige Beachtung geschenkt.

So kurz vor Weihnachten gibt es in Deutschland kaum ein anderes Thema, das die Menschen mehr bewegt - der Anschlag in Magdeburg. Ein 50-Jähriger, der laut deutschen Medien ein Arzt aus Saudi-Arabien gewesen sein soll, war am 20. Dezember gegen 19.00 Uhr mit hoher Geschwindigkeit in den Magdeburger Weihnachtsmarkt gefahren. Bisher stieg die Zahl der Todesopfer auf fünf an - darunter ein Kind. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. 

Doch der Anschlag passierte auch zu einem Zeitpunkt, an dem Deutschland im Wahlkampf zur Bundestagswahl im Februar steckt. Experten glauben, dass dieser vor allem rechten sowie radikalen Kräften Aufwind geben kann. Zudem stellt sich die Frage, ob man die Tat nicht hätte verhindern können. 

Denn der Autofahrer nutzte eine wohl ungesicherte Zufahrt zum Weihnachtsmarkt - obwohl die deutschen Behörden im Vorfeld angaben, Weihnachtsmärkte wegen Warnungen stärker zu bewachen. 

Ungesicherte Zufahrt war Rettungsweg 

Die Stadt Magdeburg erklärte die ungesicherte Zufahrt damit, das diese einen Rettungsweg darstellte. "Letztlich ist genau derselbe Anschlag wie auf dem Berliner Breitscheidplatz 2016 noch einmal passiert", sagt der Radikalisierungsforscher Peter R. Neumann dazu dem "Spiegel". "Wenn eine Zufahrt ungeschützt bleibt, nutzen alle anderen Betonpoller nichts", meint er. Für den Rettungswege hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben - versenkbare Poller etwa oder ein Fahrzeug, das bei Bedarf wegfahren kann. Die Stadt habe bislang keine Mängel eingeräumt. 

Trotzdem erklärt Neumann, dass es nie eine "hundertprozentige Sicherheit" geben werde. "Aber einen Weihnachtsmarkt, der ein offensichtliches Anschlagsziel ist, sehr wohl", meint er aber dann doch. 

Die Veranstaltungen zu sichern, sei aber auch nur die "letzte Verteidigungslinie". Verdächtige, die einen Anschlag planen, müsse man davor schon schnappen

Ungewöhnliches Täterprofil 

Denn der Täter von Magdeburg war im Vorfeld schon aufgefallen. Er habe sich ständig öffentlich geäußert, Drohungen ausgesprochen und hatte Probleme mit Behörden. Gleichzeitig fühlte er sich verfolgt. Auch der saudi-arabische Geheimdienst warnte die deutschen Behörden laut "Spiegel" vor ihm. 

Er hatte aber kein typisches Täterprofil. Er gilt als militanter Islamkritiker und ist mit 50 Jahren weitaus älter als ein üblicher Terrorist. Unklar ist demnach auch, warum er als Islamkritiker eine Form des Anschlags wählte, wie ihn die Terrororganisation "Islamischer Staat" verüben würde. 

Behörden hätten "nichts gemacht"

Im Ö1-"Morgenjournal" am Montag kritisiert Neumann auch die Behörden. "Man kann nicht allen Menschen ausrichten: 'Wenn ihr etwas seht, dann meldet das bitte den Behörden.' Und die Behörden machen dann mit diesen Hinweisen nichts und melden diese Hinweise nicht an die richtigen Stellen weiter. Das ist hier nicht nur einmal passiert", bemängelt er. Der Täter sei vielen Behörden bekannt gewesen und "man hat mit den Hinweise nichts gemacht". 

Bisher konnte auch das Motiv des Täters noch nicht vollständig geklärt werden. Er habe nicht als Islamist auf sich aufmerksam gemacht, weshalb man diese neuen Tätergruppen mit ihren Ideologien anerkennen müsse, so Neumann. Daneben brauch es auch weitere Überwachungsmöglichkeiten. 

Aufwind für AfD bei Bundestagswahl? 

Der Täter soll aber laut deutschen Medien AfD-Sympathisant sein. Die AfD-Spitze um Alice Weidl und Tino Chrupalla übte sich zunächst in Zurückhaltung, könnte von dem Anschlag aber profitieren. Sie liegt in Umfragen für die Bundestagswahl zwischen 18 und 20 Prozent, sprich auf dem zweiten Platz. 

Aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion kam Kritik an der kürzlich geplatzten Ampel-Regierung. Auch seitens den USA, allen voran vom designierten Präsidenten Donald Trump, kam ebenso scharfe Kritik an der Regierung. Scholz sei ein "unfähiger Idiot", so Trump. 

ribbon Zusammenfassung
  • Der Anschlag auf einen Adventmarkt am Freitag im deutschen Magdeburg hatte international Schockwellen ausgelöst.
  • In Deutschland stellt sich derzeit noch die Frage nach dem Motiv und, ob man den Anschlag nicht hätte verhindern können.
  • Denn die Zufahrt sei nicht gesichert gewesen und auch dem Täter, der schon im Vorfeld auf sich aufmerksam machte, haben Behörden nicht die notwendige Beachtung geschenkt.
  • So kurz vor der Bundestagswahl im Februar würden womöglich auch rechte Parteien vom Anschlag profitieren, glauben Experten.