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3D-Lasertechnologie - Nicht am Tatort und doch dabei

In Strafprozessen müssen Berufs- und Laienrichter über Geschehnisse an Tatorten urteilen, die sie nie gesehen haben. Mit einem neuen Tool, basierend auf 3D-Lasertechnologie, ist das nun viel einfacher. Der Tatort wird gescannt, auch Ortsunkundige können ein räumliches Vorstellungsvermögen von den Verhältnissen bekommen wie die Tatortermittler selbst. Seit 1. November im Echtbetrieb, hatte die Technik am 2. bzw. 3 November beim Wiener Anschlag eine große Bewährungsprobe.

In einer Lagerhalle in Wien-Simmering wurde das Tool am Freitagnachmittag im Beisein von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) präsentiert. Der Ressortchef wies darauf hin, dass Tatortarbeit in der Realität sehr wenig mit den Vorstellungen zu tun hat, die der geneigte Krimi-Seher im Fernsehen davon bekommt. Der Ermittler müsse "vielseitiges Interesse" und "viel Geduld" aufbringen.

Eine besondere Herausforderung sei es, am Tatort Sachbeweise herauszufiltern, die auch vor Gericht Bestand haben. In diesem Zusammenhang wies Nehammer auf die Fähigkeiten der heimischen Ermittler hin: "Österreich verfügt über international anerkannte Tatortspezialisten." Diese bekommen nun ein weiteres Tool: "Mit der 3D-Analyse haben wir einen weiteren Schritt zur Digitalisierung in der Polizei gesetzt", sagte der Innenminister.

Die Ermittler stellen einen 3D-Laserscanner auf. Die Strahlen gehören zur Laserklasse eins und sind damit für Anwesende völlig ungefährlich. Die Umgebung wird rundum mit den Laserstrahlen gescannt und vermessen. Dann fertigt das Gerät noch 360-Grad-Fotos an. Ein großer Vorteil der Technologie ist, dass damit auch Einzelheiten noch nachträglich vermessen werden können, sollte dies im Zuge der weiteren Ermittlungen noch notwendig werden, erläuterte Gerhard Lang, Direktor des Bundeskriminalamts (BK).

Seit 1. November ist das Tool für die heimischen Tatortermittler nach einer Probephase im Echtbetrieb. "Am 2. November um 21.10 Uhr habe ich Andrea Raninger, die Leiterin der Abteilung Forensik und Technik des Bundeskriminalamtes, angerufen und gesagt, dass wir die 3D-Laser-Tatortdokumentation in Wien brauchen", schilderte Lang die Ereignisse nach dem Anschlag in der Innenstadt. Inhaltliches gab es unter dem Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht.

Neben den Spezialisten des BK steht die Technik 200 Tatortexperten der Landeskriminalämter und 350 Spezialisten auf Bezirksebene zur Verfügung. Das sind die speziell mit Ermittlungen an Tatorten in Österreich betrauten Polizisten in Österreich. Eine Ausbildung, wie er sich an Tatorten zu verhalten hat, bekommt jeder Beamte. Dies ist Teil der Grundausbildung bei der Polizei.

Langweilig wird den Tatortermittlern nicht. "Wir haben etwa 490.000 Strafanzeigen pro Jahr, jede mit zumindest einem Tatort", sagte Lang. Bei Morden zum Beispiel ist keineswegs gesagt, dass der Fundort des Opfers auch der Ort ist, wo es zu Tode gebracht wurde.

Die Technik ist in anderen Bereichen des Berufslebens, etwa in der Immobilienbranche, schon seit langem in Verwendung. Warum erst jetzt bei der Polizei? "Weil wir die Technik so adaptieren mussten, dass daraus gewonnene Sachbeweise auch vor Gericht Bestand haben", erläuterte Lang.

ribbon Zusammenfassung
  • In Strafprozessen müssen Berufs- und Laienrichter über Geschehnisse an Tatorten urteilen, die sie nie gesehen haben.
  • Mit einem neuen Tool, basierend auf 3D-Lasertechnologie, ist das nun viel einfacher.
  • Der Tatort wird gescannt, auch Ortsunkundige können ein räumliches Vorstellungsvermögen von den Verhältnissen bekommen wie die Tatortermittler selbst.
  • Das sind die speziell mit Ermittlungen an Tatorten in Österreich betrauten Polizisten in Österreich.